Weiter Schlossretter gesucht

Es überstand Belagerungen und Zerstörungen, mächtige Adlige schmiedeten Intrigen und andere verbrachten erholsame Urlaube: Schloß Broich diente vielen Zwecken und erschien wie ein ruhender Fels in der Brandung der Geschichte. Doch der Zahn der Zeite nagte im Verborgenen. Nach über 1200 Jahren zeigten sich 2009 die ersten Auswirkungen.

„Mehrere große Steine fielen damals aus der Ringmauer.“ Daran erinnerte die Geschäftsführerin der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH (MST) Inge Kammerichs am Mittwochmittag. Die MST trägt die Verantwortung für den Erhalt der spätkarolingischen Festung, die einzigartig in Deutschland ist. „Der Mörtel, der die Steine zusammengehalten hat, zerfiel immer mehr“, sagte Kammerichs während einer Pressekonferenz zum Stand der Sanierungsmaßnahmen im Schlosshof.

„Rund die Hälfte der Sanierungsarbeiten ist geschafft“, erklärte Dr. Ägidius Strack, in dessen Händen die Gesamtkoordination liegt. „Aktuell arbeiten wir an den Bauabschnitten R7 bis R10 an.“
Dahinter verbirgt sich die Sanierung der bis zu fünf Meter dicken und rund zehn Meter hohen Ringmauer Nord. Rund 90 Tonnen Spezialmörtel werden nach den bisherigen Erfahrungen nötig sein, um die Steine wieder für lange Zeit zu befestigen. Auf einem zirka 14 Meter langen Teilstück stehe aber zuvor der Abbau der äußeren Steinreihe an. Diesen Bereich hatte man in der 60er-Jahren notdürftig saniert. Die einst verwendeten Stahlmatten rosten inzwischen und drücken die Steine weg. Das rostige Material muss zuerst entfernt werden.
Damit die Mauern anschließend beim Einfließen des Mörtels nicht auseinanderbrechen, bringen die Sanierungspezialisten auf der Außen– und Innenseite Holzverschalungen an. Durch Stahlstäbe verbinden sie die Schalungemn, so dass ein stabiles Korsett entsteht. Wenn das fertigestellt ist, lassen sie den langsam abbindenden Spezialmörtel in die Mauer-Zwischenräume fließen. Frost und zu hohe Temperaturen verträgt die Mischung allerdings nicht. „Deswegen können wir diese Arbeiten nur zu bestimmten Jahreszeiten durchführen“, erläuterte Strack.
Noch in diesem Jahr beginnen die Arbeiten am kleinen Nordwestturm an der MüGa-Wiese (Blickrichtung Ringlokschuppen) und dem sich anschließenden Teil der Außenmauer (U1-U3) in Richtung der Straße „Am Schloß Broich“.

Dank der intensiven Vorarbeit seien große Überraschungen bisher ausgeblieben. „Aber das könnte sich jetzt beim Nordwestturm ändern“, befürchtet Strack. Vor allem die verputzte Gewölbedecke über den Schießscharten bereite ihm Sorgen. Ziel sei es, dass am Ende der Sanierung der Turm wieder begehbar sei.

Der Pflanzenbewuchs an Turm und der sich anschließenden Mauer bezeichnete er als unproblematisch. Leider müsse er für die Sanierung entfernt werden, bedauerte Strack. Allerdings handels es sich nicht um geschützte Pflanzen. Im Gegensatz zu den anderen Mauerteilen stoße man hier auf der Schlossinnenseite auf die kleinen Terrassen. Auch das könnte eine kleine Herausforderung werden. Strack rechnet damit, die Arbeiten Ende kommenden Jahres abzuschließen. Große Auswirkungen auf die Veranstaltungen im Schloss sehe er nicht.

„Die wird es ab 2018 geben“, kündigte die MST-Geschäftsführerin an. „Dann beginnen die Arbeiten an der Palas- und Hochschlossfassade im und am Innenhof.“
Aber damit das alles auch im vorgesehenen Zeitrahmen durchgeführt werden kann, benötigt die MST Geschäftsführerin und „Schloßdame“ weiter finanzielle Unterstützung. „Die Mülheimer Abgeordneten setzen sich sehr dafür ein, Gelder von Bund und Land zu erhalten. Aber man glaubt gar nicht, wie schwer es ist, für ein Denkmal finanzielle Unterstützung zu erhalten“, sagte Kammerichs. Auch die mittelständische Mülheimer Wirtschaft helfe bei der Sanierung. „Aber wir benötigen weitere Spender.“

Die 2014 ins Leben gerufene „Schloss-Retter Kampagne“ sei erfolgreich gewesen. 305 Spender halfen bei der Sanierung. Ein Jahr später waren es noch 106 Spender. „Seit Beginn dieses Jahres haben wir neun Spenden erhalten“, erklärte Kammerich. Sie hoffe, das sich im weiteren Verlauf weitere Mülheimer dafür entscheiden, mit ihren Spenden das historische Kleinod zu erhalten.
„Und wir gehen sehr gewissenhaft mit diesen Geldern um“, betonte die MST-Chefin. Das bisher geplante Budget sei in den fertiggestellten Abschnitten um rund 90.000 Euro unterschritten worden. „Unsere intensiven und langen Vorplanungen machen sich immer mehr bezahlt.“ Aber dennoch seien Spenden nötig. Die laufenden Abschnitte R 7 bis 9, die Ende 2017 fertiggestellt sein werden, schlügen mit rund 703.000 Euro zu Buche. Für die neuen Abschnitte U1-U3 veranschlage sie rund 500.000 Euro.
„Werden Sie Schloss-Retter - jeder Euro zählt“ betonte die MST-Geschäftsführerin. Es gebe zudem zahlreiche Werbemöglichkeiten. Auf der Internetseite: www.schloss-retter.de sind weitere Infos zur Unterstützung zu finden. Spenden laufen über ein Sonderkonto unter: Stadt Mülheim / IBAN DE78 3625 0000 0300 0001 00 / Verwendungszweck: Kassenzeichen 9900000002249 Denkmalschutz.

Autor:

Dirk-R. Heuer aus Hilden

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