"Löwes Lunch": Ich bin froh, dass ich kein I-Dötzchen bin...

"Ich bin froh, dass ich kein I-Dötz bin, denn I-Dötz ist 'ne Quälerei. Den ganzen Tag sitzen sie in der Penne drin, haben keine Zeit für Spielereien." Kann man mit diesem verhunzten Westernhagen-Einstieg die Situation der Schulanfänger beschreiben? Was passiert, wenn's morgen losgeht?
Die meisten Kinder werden sich in einer Ganztagsgrundschule wiederfinden. Irgendwann nehmen sie dort auch ihr Mittagessen ein, werden bei den Schularbeiten betreut und kommen erst am Nachmittag nach Hause. Zeit, um die schulfreie Zeit individuell zu gestalten, Zeit für Hobbys oder den Eintritt in einen Verein - Fehlanzeige. Dieses System wird sie dann auch auf den weiterführenden Schulen verfolgen, vielleicht bis zum Turbo-Abi nach zwölf Schuljahren.
Schade nur, dass die "Experten" aus der Bildungspolitik es bisher nicht geschafft haben, auch die Rahmenbedingungen für diese Unterrichtsform zu schaffen. Denn gerade in NRW herrscht - besonders in naturwissenschaftlichen Fächern - akuter Lehrermangel. Das zeigt sich darin, dass immer wieder Schulstunden ausfallen. Krankheitsfälle im Lehrerkollegium können nicht ausgeglichen werden, Freistunde reiht sich an Freistunde und oft unterrichten engagierte Pädagogen in Fächern, die sie gar nicht studiert haben, Pensionäre helfen aus und wenn die Jugendlichen dann an der Uni ankommen, bemängeln Dozenten fehlendes Grundwissen in allen Fachrichtungen.
Angesichts längst bekannter Fakten wie Kindern mit Migrationshintergrund, Kindern mit Sprach- und Erziehungsauffäligkeiten usw. meint man, es habe sich seit der eigenen Grundschulzeit in den "70ern" nichts geändert. Wirklich individuell angepassten Förderunterricht für schwächere oder sehr begabte Schüler gab's und gibt's nicht wirklich. Und erreicht eine erste Klasse keine Schülerzahl von 18, finden wir auch heute wieder Einschulungsklassen mit zweimal 17=34 Schülern - sicherlich nicht die optimale Klassenstärke.
Die hochgelobte Nachmittagsbetreuung wird - weil kein Geld für genügend Betreuungspersonal da ist - nie die abgeschaffte Qualität der Horte erreichen. Immerhin weiß man jetzt, warum die Kommunen Bäder, Sport-Hallen und -Plätze aufgeben und auch bei den Jugendzentren kräftig kürzen - die Schüler haben ja ohnehin keine Zeit mehr dafür. Und sollte es für manche I-Männchen ganz schlecht laufen, kommen sie mal auf eine Hauptschule. Das ist die Schulform, die gesellschaftlich von vornherein als die für Verlierer abgestempelt wird und die sich unser Land leistet, ohne dort irgendwelche Hilfen zu bieten.
Und das Beste: Die meisten, die bisher in NRW Bildungspolitik vermurkst haben, wären im eigentlichen Berufsleben Lehrer gewesen...

Autor:

Detlef Leweux aus Essen-Steele

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