"Wir sind die Kinder vom Zirkus Josefina"

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„Wir sind die Kinder vom Zirkus“, singen die über 100 Nachwuchs-Artisten lauthals am Montagnachmittag in der Manege des großen Zirkuszelts an der Meisenburgstraße – und man hat fast den Eindruck, als befände man sich mitten in der Kinder-Animation eines Club-Urlaubs im sonnigen Süden. Tatsächlich hat die Sonne im Laufe des Tages die Luft im Zelt deutlich erwärmt, doch davon lassen sich die Kinder des Zirkusprojekts „Josefina“ nichts anmerken.

Zwischen fünf und zwölf Jahren sind sie alt, und auch nach fünf Stunden intensiven probens mit vollem Einsatz bei der Sache. Schließlich soll bei der großen Zirkus-Gala „Sternenzauber“ am kommenden Freitag alles perfekt laufen.
Bereits zum 14. Mal veranstaltet das Kinderheim St. Josefshaus sein Zirkusprojekt mit Kindern aus dem Kinderheim St. Josefshaus, den Kettwiger Kitas St. Matthias und St. Joseph und Kindern, die über die Ferienspatz-Aktion der Stadt angemeldet wurden.

134 Kinder auf der Warteliste

„Wir haben eine sehr lange Warteliste mit derzeit 134 Kindern. Aber mit noch mehr Kindern können wir unser Projekt nicht in dieser Form durchführen“, erklärt Kinderheimleiter Ralf Kuhlmann. Er ist der Initiator des Projekts und in dieser Woche gewissermaßen eine Mischung aus Dompteur und Zirkusdirektor in der Manege, um in der Zirkussprache zu bleiben. „Mein wichtigstes Utensil ist diese Trillerpfeife“, sagt er und greift nach der silbernen Pfeife, die um seinen Hals baumelt. Und tatsächlich ist es schon erstaunlich, wie die Kinder bereits am ersten Tag im wahrsten Sinne des Wortes „nach seiner Pfeife tanzen“. Das ist angesichts der großen Zahl der Teilnehmer auch unabdingbar. „Auch wenn es sich hierbei um ein Ferienprojekt handelt, müssen sich alle Kinder an gewisse Regeln halten. Wir wollen hier gemeinsam etwas Schönes schaffen. Und das gelingt nur, wenn sich alle miteinbringen, miteinander agieren und in der Gruppe zusammenarbeiten. Dazu ist es wichtig, sich gegenseitig zu respektieren und Disziplin zu zeigen“, weiß Ralf Kuhlmann aus Erfahrung.

Sponsoren unterstützen das Ferienprojekt

Gemeinsam mit seinem Team entwickelt er die einzelnen Programmpunkte, die die Nawuchs-Artisten dann bei ihrer großen Gala-Vorstellung präsentieren werden. Ganz wichtig ist dabei: Die Kinder dürfen zu Hause möglichst keine Details verraten, denn die große Gala-Vorstellung am Freitag soll auch für die Familien aller Beteiligten eine Überraschung werden. Die wäre übrigens nicht ohne die Unterstützung von Sponsoren möglich, wie beispielsweise REWE Lenk, die die tägliche Essensausgabe unterstützen. Aber auch „Frechdachs“, „Flammenspiel“, Adacor und die DAK, die den Hauptpreis für die Tombola stiftet, tragen dazu bei, dass das Ferienprojekt „Zirkus Josefina“ noch möglichst lange seine Zelte in der Gartenstadt aufschlagen kann. „Ohne diese breite Unterstützung könnten wir unser Ferienprojekt nicht durchführen. Wir schaffen es von Jahr zu Jahr, dass wir die Finanzierung gerade so auf die Beine stellen und vielen Kindern in Kettwig ein tolles Erlebnis bieten können. Denn sie genießen es, für einen Tag im Mittelpunkt in der Zirkusmanege zu stehen. Und wer kann das schon von sich behaupten“, erzählt Ralf Kuhlmann.

Familiäres Verhältnis zum Circus Antoni

Bei den täglichen Proben werden sie von den Mitgliedern des Circus Antoni unterstützt, erhalten den ein oder anderen Tipp, damit der große Auftritt auch gelingt. „Ich habe den Zirkus schon immer geliebt. Das und die Freude am Menschen gehören zu den wichtigsten Eigenschaften, die man haben muss, um ein solches Projekt erfolgreich durchzuführen. Und die Kinder spüren ganz genau, ob man selber hinter der Sache steht und saugen die Begeisterung, die man vermittelt geradezu auf“, erzählt Kuhlmann, der selber eine ganz enge Beziehung zum Circus Antoni hat. „Die Beziehung zwischen Zirkusleuten, die ja ständig unterwegs und auf Reisen sind, zu den sesshaften Menschen ist nicht immer ganz unproblematisch. Da prallen im Prinzip zwei verschiedene Welten aufeinander. Meine Frau und ich haben vor zwölf Jahren die Patenschaft für die kleine Celina übernommen und gehören seitdem dazu. Es ist zwischen unseren Familien eine freundschaftliche, ja geradezu familiäre Beziehung gewachsen.“
Insgesamt 40 Betreuer kümmern sich in dieser Woche um die Teilnehmer am Zirkusprojekt „Josefina“. Und dennoch fungiert Ralf Kuhlmann praktisch als „Mädchen für alles“. „Die Kinder sehen mich als ihren Ansprechpartner, was auch völlig in Ordnung ist. Sie fragen mich alles mögliche und melden sich auch bei mir ab, wenn sie zur Toilette müssen“, erzählt der Familienvater, der diese Erfahrung aus den vergangenen Zirkusprojekten bereits kennt. Und trotz aller Leichtigkeit und dem Spaß, den die Kinder in dieser Woche haben, ist der Zirkus „Josefina“ auch in pädagogischer Hinsicht äußerst wertvoll. „Viele Eltern erzählen mir hinterher, dass ihr Kind nach unserem Zirkusprojekt spürbar gereift ist. Und das ist für uns mindestens genauso viel wert, wie der Applaus, der ja bekanntlich das Brot des Künstlers ist.“

"Sternenzauber"-Gala am 8. August

Die Zirkus-Gala „Sternenzauber“ findet am Freitag, 8. August, ab 15.30 Uhr statt. Karten für die gut dreistündige Aufführung sind zum Preis von 7,50 Euro erhältlich im Circus Antoni oder im Kinderheimladen „Pusteblume“, Hauptstraße 128.

Autor:

Markus Tillmann aus Essen-Kettwig

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