Der Mut zum Experimentieren. Ausstellung KUNST. KRAFT DES ALTERS 2 auf der Zeche Königin Elisabeth

Was vereint einen ehemaligen Piloten, der später einen lukrativen Job als Starfotograf für die soziale Arbeit mit Jugendlichen in anthropozentrischen Weisenhäuser aufgab, eine Ballett Solistin, die mit Pina Bausch, Kurt Jooss und anderen namhaften Choreografen gearbeitet hat und eine Zeugin des Ausbruch der Atombombe von Hiroshima?
Es ist ihre anhaltende, kreative Schöpferkraft, die sie auf die Leinwand bringen und so dem Betrachter zeigen: Im Alter liegt eine gewaltige Kraft; die Kunst.

Hans-Jürgen Thomsen (93), Adele Schulte-Zurhausen (79) und Renate Schmitz-Peiffer(79)
sind nur drei von insgesamt sieben Künstler, die in der Ausstellung KUNST. KRAFT DES ALTERS 2 ihre Werke, die dem Alter mit ihrer Lebendigkeit trotzen präsentieren. In ihrem langen Leben gibt es wie in der Kunst, Farben und Grautöne, Kurven, Brüche, expressive Verläufe und jede Menge Impressionen. An diesen lassen sie uns teilhaben.
Renate Schmitz-Peiffer, die 1938 in Tokio geboren ist, steckt heute ihre Lebenskraft in das Wunder der Farben. In Stoffe und Malerei. „Der Mut zum Experimentieren hat mich immer begleitet.“, sagt sie und beweist: Das Alter ist keineswegs nur grau sondern farbenfroh.
Ebenfalls 1938 in Bottrop geborene Adele Schulte-Zurhausen die in 60er Jahren über die Theaterbühnen schwinget schwingt sie statt ihrer talentierten Tanzbeine den Künstlerpinsel mit einer ebensolchen Disziplin und Hingabe. Von den Beinen in die Künstlerhände lenkt sie heute ihre Kraft und beweist, dass sich Talent seinen Weg sucht. Fast alle Ausstellungsteilnehmer sind schon seit Jahren mit dem soziokulturellen Projekt ZKE
verbunden. Knut V. Neumanns (73) erste Malereipräsentation fand in der Großen Galerie
2001 unter dem Titel „Imaginäre Zeitgenossen“ (mit eigener Lesung) statt,
die zweite 2007, begleitet durch einen Liederzyklus der Sopranistin Francisca Hahn.
Walter Preuß (75) zeigte als einer der ersten Künstler 2004 in der neu gegründeten
Kleinen Galerie seine Arbeiten unter dem Titel „Metamorphosen, Musik und Farben“
und später noch einmal gemeinsam mit Michaela Fulea (74) in der Foyer-Galerie des Katakomben-Theaters. Der „Jüngste“ im Künstlerbunde, Bertram V. Schmeyer (64),
präsentiert seine Collagen zum ersten Mal in der Großen Galerie. Sieben Senioren-Künstler, die seit Jahrzehnten künstlerisch und ausstellungsmäßig aktiv sind, vertreten unterschiedliche Richtungen, Stile und Themen der Malerei und geben bei diesem Ausstellungsprojekt einen Einblick in ihr vielseitiges und niveauvolles Schaffensspektrum.

Über die inhaltlichen und formellen Spezifikationen der Stilistik der einzelnen von dem Ausstellungsgestalter auserwählten Künstler werden sich die zahlreichen Ausstellungsbesucher sicher selbst ein Bild machen wollen. Die Intention der Ausstellung ist, die verschiedenen Facetten der Kunst von Künstlern über 60 und die Lebendigkeit ihres Schaffens vorzustellen. Diese Lebendigkeit, die mit zunehmendem Alter durch die Erfahrungen des Künstlers, durch die sich ständig entwickelnde Sicht der Dinge
und letztendlich durch das ständige Training des Geistes und Verstandes
meistens jung und frisch bleibt. Und so sehen die Teilnehmer der Ausstellung auf einer das Projekt begleitenden Video-Dokumentation der Künstlerin Gabi Rottes aus.

Künstler sind natürlich wie alle anderen Menschen dem Prozess des Älterwerdens unterworfen, können ihm aber erfolgreich mit der Energie eigenen Kunstschaffens trotzen.
Ihre Werke bleiben voller Kraft, Fantasie und Können, so lange ihre Hände einen Pinsel zu halten in der Lage sind.
Auch wenn Kunst kein wunderbringendes Lebens-Elixier ist, so ist sie ein wunderbares Mittel,
das Künstler lange, lange in einer guten geistigen Form halten und so zum lebensverlängernden Mittel werden kann.
Diese Ausstellung bringt diese wertvolle, interessante Kunst ans Licht  der Öffentlichkeit.

Die Kinder der kleinen Malschule sind ebenfalls zum Thema kreativ geworden.
Werke wie „Ein Opa mit Stock“ (Jonas 8 J.) zeigen, was Kinderaugen vom Alter einfangen. Kinder sind erstaunliche Künstler: Zeichnen, Malen und plastisches Gestalten sind oft ein unverstellter und direkter Ausdruck ihrer Stimmung, Gefühle, Bedürfnisse und Ideen.
Die Kinder kommen beim Malen zur Ruhe und sind ganz in ihre Ideen versunken.
Die Konzentration richtet sich auf die Entstehung ihres Bildes, dabei probieren sie die unterschiedlichsten Farben und Techniken aus. Sobald die Kinder einen Stift/Kreide oder Pinsel in der Hand halten, setzen sie ihren natürlichen Bewegungsimpuls mit Farbe und Formen um, sie entwickeln dabei ihre kreativen Fähigkeiten. Einige suchen sich vorgefundene Bildmotive aus, orientiert an ihrem momentanen Interesse und Bedürfnis. Andere bringen ihre ganz eigenen Ideen mittels Farbe und Motiv zum Ausdruck.
Dies ist ein sehr individueller Prozess, und jedes Kind hat dabei sein eigenes Tempo.

Beim plastischen Gestalten fügen die Kinder unterschiedliche Materialien zusammen,
und während sie dies tun, scheint in ihren Köpfen eine Welt zu entstehen.
So entstehen Figuren, Autos, Häuser, Monster, Amphitheater, Tiere, Räume und überdimensionale Gegenstände aus Papier, Pappe und Kleister geschaffen.
Diese Objekte werden zusammengefügt, kaschiert, bemalt und beklebt.
So entsteht etwas Erstaunliches. Schöpfungen wie man sich nie hätte vorstellen, geschweige denn ausdenken könnte.
Neben der KRAFT ihrer Kreativität stehen sie beim Zeichnen, Malen und Gestalten immer wieder der Herausforderung an ihre Geschicklichkeit, Konzentration und Ausdauer gegenüber. Die Malereien, Zeichnungen, Konstruktionen und Basteleien der Kinder beflügeln
die Vorstellungskraft, weil sie selbst das Ergebnis ungetrübter Fantasie zu sein scheinen.
Es ist dabei nicht immer wichtig, ob es „richtig“ oder „falsch“ ist.
Kinder haben eine erstaunliche Fähigkeit, eine KRAFT, Dinge zu erschaffen. Einfach so.