Bergbau und Fußball

Sportsymposium in den Kliniken Essen-Süd

Prof. Dr. med. Marcus Jäger, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik in den Klinken Essen-Süd, begrüßte die Anwesenden zu einem interessanten Sportsymposium unter dem Motto „Fußball – ein Sommermärchen?“ Anlässlich der Europameisterschaft und des Werdener Kunsttages waren Kollegen, Interessierte, Patienten, sogar einige Fußballtrainer gekommen, um ein kurzweiliges Potpourri der diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten rund um orthopädische Verletzungen zu erleben. In kurzer Form präsentierten Experten ihr Fachgebiet und die neuesten Fortschritte, aber auch Altbewährtes.
Dr. Michael Behringer von der Deutschen Sporthochschule Köln berichtete über spannende Möglichkeiten durch verschiedene „Frühwarnsysteme“. So kann man mittlerweile durch ein MRT in Farbe und „schlaues“, negativ geladenes Kontrastmittel erreichen, dass selbst kleinste Knorpelschädigungen frühzeitig erkannt werden. Früher gab es erst Einblicke, wenn eine Verletzung auftrat, heutzutage kann man „sichtbar machen, was auf molekularer Ebene passiert, wenn noch etwas zu retten ist!“ Mit 3D-Bodyscan und Gang- und Laufanalysen oder auffälligen Parametern im Blutbild können die Ursachen für spätere Verletzungen rechtzeitig therapeutische Vorbeugungsmaßnahmen ermöglichen. „Bereits die Muskel-Ermüdung ist ein erstes Warnsignal!“
„Die Angst des Torwarts vor der Schulterverletzung“ war Thema von Dr. Stephanie Herbstreit, der Spezialistin auf dem Gebiet der Schulterchirurgie. Deutlich war die Warnung, ja nicht auf dem Platz eine ausgerenkte Schulter zu reponieren: „Das muss im Krankenhaus durchgeführt werden, zu vieles kann sonst im Schultergelenk verletzt werden!“ Zu oft seien Begleitverletzungen zu beklagen, die den Heilungsprozess unnötig heraus zögerten.
Dr. Thomas Albrecht, anerkannter Kniespezialist, stellte seinem Vortag einen Exkurs über „Sport ist Mord“ voran. Entstanden sei der Spruch im Ruhrgebiet, als vor über 100 Jahren die Bergleute den Fußball für sich entdeckten. Doch die knieende Tätigkeit unter Tage und Kicken passten nicht zusammen, so Albrecht. Schuld an den vielen Meniskusverletzungen sei der aufrechte Gang. Bei Tieren gäbe es keine solche Verletzungen, so Albrecht: „Bei den Menschen hat die Evolution noch nicht die Umstellung geschafft!“ Gerade Frauen seien aufgrund ungünstiger Hebel noch anfälliger für Kreuzbandrisse, die inzwischen zu rund 90 Prozent richtig diagnostiziert würden. Eine „beste“ Methode zur Operation gäbe es nicht, bei Profis stünde nach drei Monaten schon wieder Training und nach sechs Monaten der Wettkampf wieder an. Der neue Werdener Kunstrasen führt nach Ansicht der Experten nicht zu mehr Verletzungen, im Gegenteil, die erhöhte Dämpfung käme den Sportlern, besonders Torhütern, entgegen. Allerdings sollte man nicht verhehlen, dass ältere Semester sich mit der Umstellung von der gewohnten Asche schwer täten. Doch hier helfe geeignetes Schuhmaterial.
Für die Behandlung von schwerwiegenden Sprunggelenkverletzungen stellte Dr. Sascha Beck faszinierende neue Möglichkeiten vor, wie man mit Hilfe von entnommenen Stammzellen neue Knorpel „züchten“ und so die Funktion des Gelenkes sichern kann. Neben der unkomplizierten, konservativen Behandlung in leichteren Fällen gibt es durchaus problematischere Traumata, die gerade aufgrund der Enge des Sprunggelenkes immer neue Herausforderungen an den Operateur stellten.
Ein wichtiges Thema: „Was zahlen die Krankenkassen?“ Hier berichtete Dr. Jäger von dem Dilemma, dass neue Methoden nicht gänzlich von den Kassen übernommen würden, da die erforderlichen Langzeitstudien fehlten. So kämen oft Kosten auf die Patienten zu. Jäger fragte sich: „Was ist sinnvoll, was möchte unsere Gesellschaft finanzieren?“
Dr. Stefan Landgraeber, Spezialist auf dem Gebiet der minimalinvasiven Hüftgelenkchirurgie, berichtete von Knorpel-„Überbauten“, die entfernt werden müssten, um die Patienten wieder schmerzfrei zu bekommen. Sollten Hüftköpfe unwiederbringlich geschädigt sein, seien die Folgen dramatisch. Einem Absterben des Gelenkkopfes könne man allerdings Knochenersatzstoff und Medikamenten zur Durchblutungsförderung beikommen, ansonsten drohe ein Implantat.
Zum Abschluss zeigte Dr. Hansjörg Heep Szenen von begnadeten Fußballern, die seine These „Fußball ist Kunst“ belegten. Beim anschließenden „Meet the expert“ gab es angeregte Diskussionen mit den Referenten, die für Nachfragen zur Verfügung standen.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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