Spinner auf dem Vormarsch

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Kennen Sie den Eichenprozessionsspinner? Nein? Wir bis vor einigen Tagen auch nicht. Was auf den ersten Blick wie eine langhaarige Variante der niedlichen „Raupe Nimmersatt“ daher kommt, ist allerdings nur mit äußerster Vorsicht zu genießen.

In der vergangenen Woche meldete sich Leserin Annegret Selzener. „Wir sind vor einger Zeit vom Niederrhein wieder zurück nach Heidhausen gezogen - unter anderem auf der Flucht vor dieser Raupe. Der Eichenprozessionsspinner hat sich dort bereits sehr viel mehr ausgebreitet. Ganze Straßenzüge und Schulen werden hier gesperrt.“ Eine Problem-Raupe also?
Auf der Suche im Internet stößt man schnell auf zahlreiche Berichte über den Eichenprozessionsspinner. Die Raupe mit den auffallend langen Haaren findet man auf Eichen, bevorzugt auf freistehenden und besonnten Bäumen. Die gesponnen Nestern können unterschiedlich groß sein. Der Name ist vom Verhalten der Raupen abgeleitet: sie schlüpfen Mitte bis Ende April und fressen nachts. Dabei bilden sie eine Art „Prozession“ und bewegen sich immer gemeinsam vom Nest in die Baumkrone und zurück.
Die giftigen Raupenhaare des Eichenprozessionsspinners können allergische Reaktionen auslösen und stellen deshalb aus Sicht vieler Gemeinden und Städte eine gesundheitliche Gefährdung dar.
Menschen reagieren auf den Kontakt mit den Gifthärchen mit Reizungen der Haut und der Schleimhäute. Es können stark juckende, entzündliche Hautausschläge mit Rötungen, Quaddeln und Bläschen entstehen, teilweise auch an Stellen, die keine Berührung mit den Härchen hatten. Entzündungen der Augenbindehaut und Reizungen im Rachen, Halsschmerzen und Husten sind ebenfalls übliche Symptome.
„Ich habe starke Atembeschwerden bekommen“, berichtet Annegret Selzener. „Und es wurde im Laufe der Zeit immer schlimmer - zum Schluss konnte ich mit geschlossenen Augen Nester aufspüren.“ Das bestätigen auch die Experten - bei wiederholtem Kontakt mit den Gifthaaren nimmt die Empfindlichkeit zu.
Wie gefährlich die Haare der Raupe sind, hat Annegret Selzener bei einem ihrer Pferde feststellen müssen. „Eines der Haare muss ins Auge geraten sein. Es hat sich so stark entzündet, dass wir das Auge entfernen lassen mussten.“
Nach der erhofften Flucht vor der Raupe zurück nach Heidhausen jetzt die Erkenntniss: Hier sind sie auch schon angekommen. „Wir waren spazieren und irgendwie entwickelt man einen Blick dafür. Wir haben in die Bäume geschaut und trauten unseren Augen nicht - auf Anhieb hatten wir zwei Nester gefunden. Ich habe natürlich sofort Grün und Gruga von der Stadt informiert.“
Hier kennt man die Problem-Raupe bereits. „Bis 2010 hatten wir hier in Essen ja keine Befall“, erklärt Eckhard Spengler. Wie Annegret Selzener aber bereits berichtete sei sie sozusagen von Westen zugezogen und trete mittlerweile auch in Essen auf. „Die Haare sind nicht ungefährlich. Mitten im Wald können die Tiere ja nicht so viel Schaden anrichten - aber an Wegen oder gar in der Nähe von Kindergärten besteht natürlich eine akute Gefahr. Sollten Essener Nestern entdecken, sollten sie sie entweder beim Ordnungsamt (88 32 125) oder bei Grün und Gruga (88 67 329) melden. Dann können wir eine Firma beauftragen, sie abzusaugen.“
In Heidhausen werden die gefundenen Nester jetzt kurzfristig entfernt - sehr zur Freude von Annegret Selzener. „Das ist wichtig - bevor die Rauben Ende Juli zu Faltern werden und beginnen, die nächsten Raupen für das kommende Jahr zu produzieren. Diesen Kreislauf sollte man so früh wie möglich unterbrechen. Wie das ansonsten ausgeht, haben wir am Niederrhein ja schon sehen können.“

Autor:

Julia Colmsee aus Essen-Süd

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