„Bei uns stehen die Kinder in der ersten Reihe!“

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Der Karnevalssonntag steht in Werden traditionell im Zeichen des Bollerwagenumzuges durch die Werdener Altstadt - und das bereits seit über 30 Jahren. Ein kleiner aber feiner karnevalistischer Leckerbissen mit dem besonderen Anspruch „kinderfreundlich“.

Wenn sich am kommenden Sonntag, 10. Februar, um Punkt 11.11 Uhr der Bollerwagenumzug an der Dückerstraße/ Ecke Heckstraße in Bewegung setzt, dann darf eine Frau nicht fehlen: Monika Reich-Püttmann, Werdenerin und dem Brauchtums-Karneval von Kindheit an verbunden.
„Das stimmt. Ich kann mich noch sehr gut an meine Kindertage erinnern, wenn ich mit meinem Vater in Werden unterwegs war. Da konnte es zur Karnevalszeit durchaus vorkommen, dass ihm ein paar „Aule Wiever“ (alte Weiber) auf der Straße einen Kuss aufdrückten und dann lachend weiterzogen. In ihrer Verkleidung und den Masken waren sie ja nicht zu erkennen. In Werden wurde sehr viel der traditionelle Straßenkarneval gefeiert - es gab zahlreiche Vereine und Veranstaltungsräume. Und natürlich den „Alt-Weiber-Karneval“. Auch meine Familie und die Familie meines Mannes waren dem Karneval verbunden. Der Großvater meines Mannes hat die Große Düsseldorfer Karnevalsgesellschaft mitgegründet und unser Sohn war Düsseldorfer Kinderprinz.“
Seit vielen Jahren gehört Monika Reich-Püttmann auch zu den Organisatoren des Bollerwagenumzuges - und hat auch die Turbulenzen der vergangenen Jahre natürlich hautnah miterlebt. „Also ganz früher war das ja sowieso gar kein Problem. Da haben wir im Vorfeld bei der örtlichen Polizei angerufen - und die hat uns sofort ihre Unterstützung zugesagt - fertig. Dann konnte es losgehen. Das wurde im Laufe der Jahre natürlich immer schwieriger. Da reichte es nicht mehr, dass man sich auf den Begriff ‚Brauchtum‘ zurückzog. Und es ist in den all den Jahren ja Gott sei dank auch nie etwas passiert - was vielleicht auch daran liegt, dass es bei uns keine Stände mit Alkoholausschank gibt.“
Bereits in den Jahren vor der „Loveparade-Katastrophe“ mussten verschiedenste Genehmigungen eingeholt werden. 2011 stand der Umzug sogar kurz vor dem Aus - zu hoch erschienen die Auflagen. Kurzerhand entschied das Ehepaar Monika Reich-Püttmann und Erich Reich die Versicherung der Veranstaltung selber in die Hand zu nehmen - zumindest für die kommenden drei Umzüge. „Das konnten wir doch den Kindern nicht antun. Und auch den vielen Vereinen und Karnevalsfreunden nicht. Also haben wir gesagt: Wir machen es!“
Seitdem läuft er rund - der Bollerwagenumzug - und Monika Reich-Püttmann ganz traditionell gemeinsam mit Ferdy Grimmelt an seiner Spitze: Von der Dückerstraße über die Heckstraße, die Joseph-Breuer-Straße an der Post vorbei in die Grafenstraße und wieder in die Heckstraße. Vom Balkon des Rathauses wird dann das Essener Stadtprinzenpaar gegen 12 Uhr auch in diesem Jahr wieder das närrische Volk grüßen. „Das gehört einfach dazu - genauso wie das Duo Eugen & Akkordmalocher, das auch in diesem Jahr hier ihren neuesten Karnevals-Hit „Alles was hier kreucht und fleucht“ präsentieren wird.“
Ein Nachfolger für Brauchtumsfreundin Monika Reich-Püttmann ist auch bereits in Sicht - aus den Reihen der KG Lindenbeck wird im Jahr 2014 dann der Bollerwagenumzug organisiert. Und Monika Reich-Püttmann? Denkt sie gar ans Aufhören? „Nein, nein! Natürlich nicht. Auch 2014 werde ich mit viel Vergnügen wieder an der Spitze des Zuges stehen - und den ganz kleinen am Straßenrand heimlich gestatten, schon einmal in meine Kamelle-Tasche zu greifen. Dann fällt das Warten nicht so schwer.“

Autor:

Julia Colmsee aus Essen-Süd

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