Pasqua und Colomba - Ostern im Nachkriegs-Italien

Die Kirche von Tambre d´Alpago in alten Zeiten.
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  • hochgeladen von Daniel Henschke

„Pasqua“, Ostern in Italien, in einem kleinen norditalienischen Bergdorf, kurz nach dem Krieg. Es war eine schöne, es war eine harte Zeit. Die 68-jährige Livia Pieper, geborene Svalduz, wohnt seit 1966 in Werden, erinnert sich an ihre Kinderjahre im malerischen Tambre d´Alpago: „Von Gründonnerstag bis zum Sonntagmorgen durften keine Glocken läuten, deswegen zogen wir Kinder mit Rasseln durchs Dorf, um die Stunde anzusagen.“ Im Dorf gab es ein einziges Backhaus, dessen Ofen in der „Settimana Santa“, der Karwoche, fast durchgehend glühte. Hier durfte jede Familie ihre Stuten backen. Es waren so um die 30 Stück, je nach Größe der Familie: „Die sollten bis Pfingsten halten!“ Am beliebtesten war eine Art luftiger Gugelhupf in Form einer „colomba“. Diese Taube als Symbol für Jesus bekam ein gefärbtes Ei als Auge verpasst, schmeckte herrlich. Die Eier standen auch im Mittelpunkt eines Geschicklichkeitsspiels für Alt und Jung. Die mitgebrachten Eier wurden aufgestellt, aus rund zwei Metern Entfernung versuchte man, eine Münze hochkant so zu werfen, dass sie im Ei stecken blieb. Dieses war dann der Preis für den Gewinner. Nicht gerade einfach, aber machbar.
Doch die Osterzeit mahnte auch, Höhepunkt waren und sind sicherlich die traurig-besinnlichen Kalvarien, Karfreitags-Prozessionen, als Erinnerung an Jesu Leidensweg. In Tambre wird übrigens seit Jahren der Jesus von Neffen Siro gespielt, in der famiglia scherzhaft „il pastore“ genannt, der sich dafür seinen Bart noch länger wachsen lässt, zum Leidwesen seiner Ariana. Doch überwiegend ist Ostern eher ein fröhliches Frühlingsfest. Die Taufpaten bringen noch heute den Kindern gigantische, kitschig bunte Schokoladeneier, gefüllt mit kleinen Überraschungen, wie etwa Spielzeug oder Modeschmuck. Der Ostermontag als der Tag, der an die Begegnung der Frauen mit dem Engel an Jesu Grab erinnert, wird „Lunedì dell'Angelo“ genannt. Im Volksmund auch „Pasquetta“ - das kleine Ostern, er ist traditionell einem Ausflug gewidmet, bei dem man mit der Familie ein großes Picknick veranstaltet. Eine schöne Zeit, die Osterzeit. Aber die kleine Livia hatte kaum Gelegenheit, müßig zu gehen, denn die harte Landarbeit kannte kein Ausruhen: „Die Wiesen mussten vorbereitet werden, dass ging schon ganz früh los.“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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