Katernberg stellte sich quer ! Kein Platz für NPD – Hetzer im Essener Norden

27. November 2010
Katernberger Markt, Essen
Protest davor - In der Kirche ein interreligiöses Friedensgebet
7Bilder
  • Protest davor - In der Kirche ein interreligiöses Friedensgebet
  • hochgeladen von Walter Wandtke

Am letzten Novembersamstag waren die braunen Blätter auch am Katernberger Markt schon fast alle am Boden. Ein halbes Hundert nationaler, aber kaum demokratischer NPD-Anhänger hatte sich mit schwarz-weiss-roten -Fahnen und wirren Plakatparolen hinter einer massiven Polizeiabsperrung zur Kundgebung gegen die angebliche „Überfremdung unserer Schulen“ eingefunden.
Zum Glück sind unsere Schulen in Essen durchaus keine Lehranstalten, an denen sich die NPD breit machen kann. Angefangen bei der Bezirksschülervertretung, über die nahe Gustav Heinemann Gesamtschule, von Arbeiterwohlfahrt, Moscheevereinen; evangelischer , wie katholischer Kirche, weitergeführt vom Katernberger Werbering, dem SPD-Bürgermeister , wie auch dem Bezirksbürgermeister, von Grünen, über die Linke, DKP, CDU hatte sich bis hin zu FDP-Vertretern ein breites Bündnis gegen die braune Schar gebildet .
Mehr als 500 Menschen hatten deshalb schon eine gute Stunde vor dem NPD-Treffen auf dem Katernberger Marktes damit begonnen, ein politisch, wie kulturell und religiöses Gegenprogramm zum menschenfeindlichen Unsinn dieser Neo-Nazis durchzuführen. Mit wechselndem Bühnenprogramm, Diskussionsrunden, heißem Tee und Kaffee war trotz der vorhandenen Kälte auch vor der Kirche der Widerstand gegen fremdenfeindliche , homophobe und auch sonst Minderheiten ausgrenzende Politgruppen gut aufrechtzuerhalten.

Während sich nach lauter, aber hier wohlklingendem und ausführlichen Glockengeläut viele Menschen als Christen, Muslime oder auch Atheisten mit in der großen evangelischen Kirche zum interreligiösen Friedensgebet trafen, befassten sich andere genauer mit den obskuren Parolen der rechten Kundgebung. Dass einige davon dann beim Zuhören einige Eier in deren Richtung warfen, war sicherlich nicht klug. Weniger zu Verletzungen taugliche Tomaten wären vielleicht eine Alternative gewesen und als Reaktion auf die NPD-Redeinhalte auch nicht völlig unverständlich.
Der folgende heftige Polizeieinsatz und die zeitweilige Festsetzung einiger junger Demonstranten durch die Polizei erschien den meisten Anwesenden jedoch überzogen.
Im abgesperrten NPD-Demonstrationsbereich ist Marcel Haliti zu erleben, den wir wegen der extrem niedrigen Beteiligung zur letzten Kommunalwahl leider nicht als NPD-Stadtrat verhindern konnten. In Internet-Blogs rühmt er gern mal das Glück, auf einen Großvater zurückgreifen zu können, der bei der Waffen-SS gedient hat. Nicht in öffentlicher Rede im Ratshaus, wo es vielleicht Strafrechts relevant werden könnte, aber in solchen Foren bezeichnet er sich durchaus auch als Nationalsozialist.

Keine Überfremdungsängste!
Allerdings hatte die NPD einmal wieder den Mund zu voll genommen, als sie die Kundgebung gegen eine „Überfremdung der Schulen“, ankündigte. Der gemeinsame Unterricht von „Deutschen und Ausländern“, die geforderte“Rückführung aller Ausländer in ihre Heimatländer“ oder die Einführung getrennter Klassen für Deutsche und Migranten scheint noch nicht einmal ein ernsthaftes Thema für die braunen Trupps selbst zu sein.

Dass in Katernberg wenig kampfstark keine fünfzig NPD oder befreundete „Volksgenossen“ erschienen, war sicher eine Enttäuschung für die NPD-Funktionäre. Laut deren Einladungs-Text war diese Kundgebung als Ruhrgebiets weites Treffen vorgesehen. Neben den NPD-Ratsherren aus Essen, Marcel Haliti und dem Bochumer Claus Cremer, der auch als NPD Landesvorsitzender firmiert, wurden als Redner der Dortmunder Kreisvorsitzende Matthias Wächter, Matthias Halmanns als Vorsitzender der „Jungen Nationaldemokraten NRW“, und der Mülheimer NPD-Aktivist Marc Rostowski angekündigt, nicht zu vergessen der sogenannte freie Aktivist Florian Köper.
Dank Kirchengeläut und guter Musikanlage der „Katernberg-stellt-sich-quer-Kundgebung“ wurde das bunte multi-nationale Gegenprogramm besser auf den Markt übertragen,, als die Unfrieden stiftenden Auslassungen der NPD`ler.

Strafbare Volksverhetzung?
Manchmal lohnt es sich trotzdem nachzulesen, was durch die NPD an möglicherweise auch strafbar volksverhetzenden Inhalten verkündet wird. Michael Klarmann hat auf seiner rechts-kritischen Internet-Seite folgendes registriert:.
„Bei einer extrem fremdenfeindlichen Kundgebung der NPD und der NPD-Jugend „Junge Nationaldemokraten“ (JN) in Essen hat der nordrhein-westfälische JN-Chef den Zuzug von Migranten in Deutschland mit dem Massenmord an den Juden in Nazideutschland verglichen. Der Vorsitzende des JN - Landesverbandes NRW, Matthias Halmanns aus Krefeld, sagte in seiner Rede am Samstag, die „Überfremdung und Islamisierung Deutschlands“ stünden auch für die „Endlösung der deutschen Frage“ sowie „die Vernichtung des deutschen Volkes“.
Dagegen sind die mitgeführten Plakate der NPD bloß haarsträubender Unsinn.
Erstens verwundert, dass deren schwarz-weiss-rote Fahnen eher die Rückkehr zum wilhelminischen Kaiserreich andeuten, als zu einem Neo-Nazi-Staat. Zweitens bleibt schleierhaft wie Parolen : „Zeche statt Ghetto“ oder „Bildung statt Moschee“ überhaupt mit irgendeiner Logik verbunden werden können. Wer sich im NPD-Flugblatt-Angebot umschaut, stößt auf ebenso schlichte wie falsche Parolen wie „Millionen Fremde kosten uns Milliarden“. Anscheinend haben rein volksdeutsche Menschen noch nie etwas von Exportwirtschaft und Fachkräftemangel in der Bundesrepublik gehört.

Walter Wandtke

Autor:

Walter Wandtke aus Essen-Nord

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.