Interkommunale Zusammenarbeit ist denkbar

9. Dezember 2011
16:00 Uhr
Mehrzweckhalle, 47533 Kleve
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Es dauerte nur eine halbe Stunde, bis sich die Mitglieder des Klever Schulausschusses einstimmig geeinigt hatten. Die Klever Schullandschaft wird sich demnach drastisch ändern: Eine Gesamtschule, mindestens sechszügig, eine Sekundarschule, mindestens fünfzügig, möglichst in Zusammenarbeit mit den beiden Nachbarkommunen Bedburg-Hau und Kranenburg und das Auslaufen der beiden Hauptschulen und der Ganztagsrealschule an der Hoffmannallee sind die zentralen Eckpfeiler, an denen sich die neue Schullandschaft ausrichtet. Die Karl-Kisters Realschule soll im kommenden Schuljahr vierzügig, die beiden Gymnasien zusammen mindestens sechszügig geführt werden.

Bevor es zur Abstimmung kam, hatten sich die einzelnen Fraktionen geäußert. Jörg Cosar, CDU: „Manchen mag es wundern, dass die CDU so denkt. Als die Gesamtschul-Initiative gegründet wurde, waren wir nicht gegen die Gesamtschule. Wir waren der Meinung, dass Kleves Schullandschaft eine gut funktionierende war, waren der Auffassung, dass jedes Kind je nach Begabung den entsprechenden Schulabschluss machen könne. Wir waren der Meinung, dass die Gesamtschule nicht in die Klever Schullandschaft passt." Die Sekundarschule kooperiere mit der Sekundarstufe II, habe eine ganz andere Qualität als die Hauptschule. Cosar erkannte einen enormen Beratungsbedarf an. „Wir sollten auf diesem Weg starten, um dem Elternwunsch gerecht zu werden. Unser Vorschlag schließt die Kinder der Nachbargemeinden ein.“

Alexander Frantz ergriff für die SPD das Wort. Es sei ein schmerzlicher Weg gewesen bis hierhin. „Längeres gemeinsames Lernen steht uns als Kreisstadt gut an. Wir hoffen, dass dieser Beschlussvorschlag auch in den anderen Gemeinden Widerhall findet.“

Auch Michael Bay, Die Grünen, griff das längere gemeiname Lernen auf, äußerte die Hoffnung, dass durch den Schulkonsens die Schulqualität von unten verbessert werde. Es gebe viel zu tun. „Wir können uns nicht zurücklehnen, eine Steuerungsgruppe muss aufgebaut, die Beratung ausgebaut werden.“

Daniel Rütter, FDP, zeigte sich erfreut, dass künftig in Kleve fast alle Schulformen angeboten werden könnten. „Was sich durchsetzt, ist nicht der Wille von Rat und Verwaltung – alle Schulformen müssen sich dem Wettbewerb stellen. Wir wollen, dass alle gleichberechtigt sind.“

Einig waren sich die Fraktionsvertreter in der Aussage: „Keine Schule kann künftig mehr Kinder ablehnen – weder Realschule noch Gymnasium. Schulen sind Zukunftswerkstätten der Gesellschaft."

Eva-Maria Delbeck, Offene Klever, hinterfragte das angedachte Raumkonzept, zeogte sich aber durchaus zufrieden mit dem gefundenen Konsens.

Kämmerer Willibrord Haas dankte ausdrücklich der Gemeinde Bedburg-Hau, die in Sachen Finanzierung Gesprächsbereitschaft signalisiert habe.

Bürgermeister Theo Brauer betonte: „Mein Ziel ist es, einen interkommunalen Konsens zu finden. Ich bin froh, dass die Klever Politik geschlossen und verantwortungsvoll handelt. Wir müssen Geduld haben, Konzepte entwickeln. Geben Sie sich Zeit.“

Wenig später kamen die Mitglieder des Schulausschusses in Bedburg-Hau zusammen. Hier war die Verunsicherung nach wie vor groß. Die Ausschussmitglieder gaben ein klares Bekenntnis zur interkommunalen Zusammenarbeit ab, waren sich aber im Klaren, dass die Ergebnisse der Elternbefragung nur wenig Spielraum lassen. Durchgespielt wurde die Möglichkeit, einen Gesamtschul-Teilstandort einzurichten. „Das ist nicht möglich, die Bezirksregierung schreibt vor, dass der Teilstandort fußläufig innerhalb von Minuten erreichbar sein muss. Außerdem darf kein erhöhter Lehrerbedarf entstehen“, informierte Schulamtsleiter Georg Seves. Laut Elternbefragung sind zwei Klassen Gesamtschule gefragt. „Ein Zug in Goch? Bisher sind noch nie 30 Schüler von uns aufgenommen worden. Im Übrigen dürfen in Kleve unsere Schüler von der Gesamtschule nicht mit dem Argument, wir seien Mitglied im Zweckverband Goch, abgewiesen werden. Dazu gibt es ein Gerichtsurteil“, so der Fachmann. Gespräche mit der Stadt Kalkar sollen noch einmal geführt werden. Das nächste Gespräch steht am 13. Januar an.

Letztendlich einigten sich die Ausschussmitglieder darauf, der Rat möge die Verwaltung beauftragen, Verhandlungen mit der Stadt Kleve mit dem Ziel aufzunehmen, den Bedarf an Gesamtschulplätzen für Schülerinnen und Schüler der Gemeinde Bedburg-Hau sicherzustellen. Hierbei sei insbesondere eine finanzielle Beteiligung der Gemeinde Bedburg-Hau zu prüfen.

Außerdem wäre zu prüfen, ob ein zweizügiger Sekundarschul-Teilstandort in Bedburg-Hau eingerichtet werden könne.

Wie die Gemeinde Kranenburg sich morgen, Freitag, 9. Dezember, 16 Uhr, im interkommunalen Schulausschuss positionieren soll, wurde abends im Rathaus diskutiert. Einigkeit herrschte zwischen allen Fraktionen, dass Kranenburg auch künftig eine weiterführende Schule vorhalten will. Bürgermeister Günter Steins stellte zu Beginn der mehr als zweistündigen Sitzung, bei der auch Besucher das Wort erhielten, klar: „Es wird oft von Finanzen geredet. Wir müssen aber die Schulstrukturen und die Finanzen trennen.“ Er erklärte, dass er in der Klever Beschlussfassung die Voraussetzung einer Kranenburger Sekundarschul-Dependance sehe. Joachim Janßen, CDU, machte noch einmal deutlich, dass eine Sekundarschule aufgrund der Elternbefragung nicht möglich sei. Wünschenswert sei, so SPD-Mann Jürgen Franken, sicherlich eine 18 Plus Anmeldezahl für die bestehende Hauptschule. Der Gedanke, mit der Einrichtung einer Sekundarschul-Dependance ein Jahr zu warten, wurde allerdings im Lauf des Abends verworfen.

Die gute Arbeit der Hauptschule, die guten Abschlüsse und Lernergebnisse der Schüler unterstrich einmal mehr Schulleiter Bernd Rütten. Sein Stellvertreter, Struckmann, zweifelte die Umfrageergebnisse noch einmal. Die mangelnde Information der Eltern führte Marie-Theres Nissing, beratendes Mitglied im Schulausschuss, ins Feld. Auch der große Zeitdruck, unter dem weitreichende Entscheidungen getroffen werden müssen, wurde kritisiert. Einstimmig fiel der Beschluss, im interkommunalen Schulausschuss die Möglichkeit eines zweizügigen, vertikal ausgerichteten Sekundarschul-Standortes unter Beirücksichtung einer interkommunalen Zusammenarbeit zu vertreten.

Autor:

Annette Henseler aus Kleve

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