Blumenwiesen und Minenfelder - Natur und Landschaft in Israel

„An den Hängen hinauf steigen kilometerlange durch Trockenmauern gestützte Terrassen. Über Generationen haben Bauern ihre schmalen Äcker von Steinen befreit und mit ihnen Ebenen gebaut. Sie geben den Olivenbäumen flachen Grund, von dem das Wasser nicht abfließen kann. Die Erde unter den Oliven ist morastig rot. Am Ende der Regenzeit wird sie gepflügt. Über die Furchen wächst Klee. Zwischen den gelben Blüten stehen rote Anemonen und wilde lila Alpenveilchen. Vom Regen nass und schwer, sodass sie sich kaum am Baum über der dunklen, zerklüfteten Rinde halten können, hängen zarte weiße Mandelblüten mit rosafarbener Mitte. Sie sind die ersten Fruchtbäume seit den winterlichen Orangen und Zitronen. Schon bald lassen sich die grünen Mandeln pflücken, in Salz tauchen und essen, wem ihr Flaum nicht unangenehm im Mund ist. Nach ihnen blühen und tragen Pflaumen, Bananen, der Wein im Golan und die Datteln, deren Fleisch die Kibbuzniks dicht unter den Palmblättern in Säcke packen, damit die Vögel nicht herangelangen. Die letzten Früchte des Jahres werden die Paradiesäpfel sein. Ich übersehe sie so lange zwischen den Ästen und Blättern, bis sich die Grünlinge verschämt verfärben und rot anlaufen. Dann werden Klee, Senf, wilder Hafer, Veilchen und Anemonen vertrocknet, ja verbrannt auf der Erde liegen. Nur noch die wie mit spitzen Morgensternen bewaffneten lila Disteln werden aus dem versengten duftigen Heu und Stroh herausragen. Auch der gelbe Ginster wird sich gebeugt haben und nichts Zartes wird mehr sein, nur die Dornen, für die das biblische Land bekannt ist.“

Der Wald von Jerusalem, die Golanhöhen, das Tote Meer, das Rote Meer und die Wüste. In ihrer freien Zeit bereist und durchwandert Anja Liedtke die Landschaften Israels.

Die Autorin arbeitet 2011 als Freiwillige von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in Jerusalem. Am Ende staunt sie über ein Land, dessen Natur wir aus den Medien kaum kennen.

Anja Liedtke liest aus: „Blumenwiesen und Minenfelder. Reiseerzählungen aus Israel.“

Konzertpianist Nageeb Gardizi begleitet die Lesung.

Eintritt 10 Euro, ermäßigt 5 Euro

Autor:

Anja Liedtke aus Bochum

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