Ehrungen für langjährige Feuerwehrleute im Gevelsberger Ratssaal
Respekt für die Helden des Alltags

 Wolfgang Jäger mit Bürgermeister Claus Jacobi. Foto: Pielorz
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„Ich verspreche euch, ich singe nicht. Aber ich spreche ein Loblied aus“. Mit diesen Worten eröffnete Bürgermeister Claus Jacobi eine ungewöhnliche Feierstunde im Ratssaal der Stadt Gevelsberg. Die Ehrung von zehn langjährigen Feuerwehrkameraden hätte eigentlich bereits im März auf der Jahreshauptversammlung stattfinden sollen. Diese wurde allerdings aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt. Nun wurde ein wichtiger Bestandteil der Versammlung in anderem Rahmen nachgeholt – die Würdigung langjähriger Feuerwehrkameraden.
Zehn Ehrungen wurden ausgesprochen und der Jüngste von ihnen ist seit 25 Jahren dabei. Es folgten Ehrungen für die 35jährige und 50jährige Mitgliedschaft. Gemeinsam ist den zehn Helden des Alltags eines: Sie sind mit großer Begeisterung bei der Feuerwehr und sie pflegen die Gemeinschaft untereinander – egal, ob sie noch im aktiven Dienst stehen oder bereits in der Ehrenabteilung sind. Küken in diesem Reigen ist Brandinspektor Marc-André Führing. Der Vater eines Sohnes (und bald eines zweiten Kindes) ist gebürtiger Schwelmer und trat im Alter von 12 Jahren in die Jugendfeuerwehr ein. In den aktiven Dienst trat der Borussia Dortmund-Fan 2001 ein. Bereits 35 Jahre dabei sind Reiner Locatelli, Uwe-Gerd Wiemann und Stephan Klesper. Brandinspektor Wiemann wurde 1967 in Hagen geboren. Neben dem Engagement in der Gevelsberger Feuerwehr ist er auch bei den Taubenvätern aktiv. Jahrelang fuhr er im Motorsport beim AMC Schwelm Slalom und Renslalom. Stephan Klesper, der am 3. August seinen 48. Geburtstag feiert, ist ein Beispiel für den großen Zusammenhalt in der Feuerwehr. Mit zwölf Jahren trat er in die Feuerwehr ein, 1990 wechselte er aus der Jugendabteilung in die Löschgruppe Berge. Durch einen schweren Verkehrsunfall wurde er im Alter von 23 Jahren in die Ehrenabteilung überstellt. „Das zeigt, wie richtig es ist, nicht von einer Altenabteilung zu sprechen, denn in der Ehrenabteilung finden sich auch langjährige Feuerwehrmitglieder wieder, die eben jünger sein können. Das Beispiel zeigt auch: Die Kameraden halten zusammen, egal, was auch geschieht“, so Bürgermeister Claus Jacobi.
Ein halbes Jahrhundert bei der Feuerwehr sind Rüdiger Post (68), Wilhelm Kappel, Friedrich-Wilhelm Sengstmann, Wilhelm Weber, Wolfgang Jäger und Friedhelm Voß. Der 68jährige Hauptfeuerwehrmann Rüdiger Post ist gelernter Maurer und verkaufte lange auf dem Gevelsberger Wochenmarkt Gewürze. Er war Jahrzehnte in der Nachbarstadt Schwelm bei der Stadtverwaltung auf der Poststelle beschäftigt. „In Gevelsberg wollte mich die Verwaltung damals nicht“, lacht er. „Ich wurde bei dem Einstellungsgespräch gefragt, was ich denn machen würde, wenn ich zum Einsatz müsste. Da habe ich gesagt, dann gehe ich. Und da konnte man mich nicht gebrauchen.“ „Wer war das?“ fragt der Bürgermeister scherzhaft drohend. Der Mann, dessen Nachname zur Arbeitsstelle passte, kocht auch gern. Vor allem kulinarische Fleischspießchen. Friedrich-Wilhelm Sengstmann (69) bringt es auf den Punkt: „Wir alle leben für die Feuerwehr – trotz anderer Interessen und Hobbies“. Der gelernte Schlosser wechselte 1999 in die Ehrenabteilung und schraubt heute noch gern an defekten Rasenmähern in einer kleinen Werkstatt in Sprockhövel. „Außerdem bewirtschafte ich meinen kleinen Bauernhof.“

Tag und Nacht in Bereitschaft

Auch Wilhelm Weber und Wolfgang Jäger haben jeweils ein halbes Jahrhundert Feuerwehr hinter sich. Wilhelm Weber, heute 81 Jahre alt, und Wolfang Jäger, heute 74 Jahre alt, sind bei vielen Einsätzen dabei gewesen. Weber, gelernter Schlosser, war bei der Firma Peddinghaus in Gevelsberg angestellt. Die Feuerwehr und die Bereitschaft, Tag und Nacht im Einsatz zu sein, waren fester Bestandteil seines Lebens. Noch heute trifft er sich gerne mit den alten Kameraden, fachsimpelt und erinnert sich an alte Zeiten. Wolfgang Jäger zog mit 19 Jahren von Schwelm nach Gevelsberg. „Integration gelungen“, stellt Bürgermeister Jacobi fest. Immerhin habe er ja eine Gevelsbergerin geheiratet. Der letzte im Bunde der Geehrten ist der Hauptbrandmeister Friedhelm Voß. Er wohnt um die Ecke beim Bürgermeister in der gleichen Straße. „Ich weiß gar nicht, wie viele Einsätze ich im Laufe meiner Feuerwehrzeit hatte", so der gebürtige Gevelsberger. Es dürften tausende Einsätze gewesen sein, denn Friedhelm Voß kam schon 1970 zur Feuerwehr und wurde deutlich später, nämlich 1981, als Beamter eingestellt. Während seiner 27-jährigen Tätigkeit als Feuerwehrmann erreichte der gelernte Dreher den Dienstgrad „Hauptbrandmeister" und leitete zahlreiche große und kleine Einsätze, bis er 2008 in den Ruhestand ging. Voß erinnert sich: „Ich hatte bei allen Großbränden Dienst. Da gab es mehrtägige Firmenbrände und das Feuer am Ennepebogen.“ Bei einem Kaminbrand verletzte er sich schwer am Knie und war Monate arbeitsunfähig. Aber Voß erlebte auch schöne Momente: „Beispielsweise Geburten während der Einsatzfahrt oder die Rettung von Menschen."
Bürgermeister Claus Jacobi zollte der Leistung der Kameraden Respekt: „Man sollte schon hervorheben, dass die Arbeit der Feuerwehr den Einsatz von Kopf und Körper verlangt." Und ganz ohne Risiko ist der Job der Helden im Alltag nun wirklich nicht.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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