Gocher Wochenblatt-Reihe "Your private museum"
Rolf Kissel und die Rhythmisierung von Fläche

Jasmin Schöne vor dem Werk von Rolf Kissel. Der Maler arbeitet mit Strukturen, die je nach Standpunkt des Betrachters den Eindruck vom dargestellten Objekt verändern.
  • Jasmin Schöne vor dem Werk von Rolf Kissel. Der Maler arbeitet mit Strukturen, die je nach Standpunkt des Betrachters den Eindruck vom dargestellten Objekt verändern.
  • hochgeladen von Franz Geib

Die Corona-Pandemie erfordert viel Flexibilität von allen Gruppen. Das gilt auch für Kulturschaffende und Kulturinteressierte in Goch, denn das Museum Goch ist geschlossen. Da nun der Weg der Kunst zum Interessierten und umgekehrt vorläufig gesperrt ist, hat das Museum ein neues Angebot entwickelt. Sein Name: „Your private museum“. Das Konzept: Die Kunst kommt ins Haus.

Goch. Die Idee ist folgende: Die Museums-Mitarbeiter präsentieren in regelmäßigen Abständen Kunstwerke in den sozialen Netzen und im Gocher Wochenblatt. Sie beschreiben in einem kurzen Text, warum gerade dieses Werk innerhalb der Sammlung besonders wichtig und wertvoll ist.

Von Mitarbeitern ausgesuchte Werke

Auf diese Weise nehmen sie die Nutzer der sozialen Netzwerke über Facebook und Instagram mit auf einen Spaziergang durch die umfangreiche Museumssammlung und werden dabei über die von den Mitarbeitern ausgesuchten Kunstwerke informiert. Und wer weiß, vielleicht bekommt so mancher, der noch nie oder nur selten den Weg ins Museum fand, nun Lust auf einen realen Museumsbesuch, wenn die kritischen Tage und Wochen der Corona-Pandemie überstanden sind und das Museum wieder wie gewohnt geöffnet ist.

Ein weißes Bild: Dünenstreifen im Nebel?

Heute stellen wir das neunte Kunstwerk vor, es stammt von Rolf Kissel
-Ohne Titel- 1961 (Holz, Kunstharz, Farbe). Jasmin Schöne, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museum stellt es unseren Lesern vor:
"Ein weißes Bild: eine Landschaft im Schnee oder ein Dünenstreifen im dichten Nebel? Dies sind die häufigsten Assoziationen, die viele Besucher haben, wenn sie die Arbeit des Frankfurter Künstlers Rolf Kissel sehen. Schnell meinen die Betrachtenden, dass sie scheinbar in die Tiefe des Bildes sehen können; ein Gefühl von Weite und Raum stellt sich ein.
Kissel hat sich in den frühen 1960er Jahren mit der Rhythmisierung von Flächen beschäftigt. Er ließ gefaltete sowie gestaucht erscheinende Reliefs entstehen, die über die Bildhaftigkeit der Oberfläche selbst, ganz intensiv ihre Strukturen durch Umgebungslicht verändern, verstärken oder auch negieren konnten. Je nach Lichteinfall entstanden tiefe Schattentäler oder flache mehr oder weniger gleichmäßig ausgeleuchtet erscheinende Oberflächen. Die Betrachtenden selbst können durch ihre jeweilige Standposition zusätzlich den eigenen Eindruck verändern und so aktiv in die optische Erscheinung des Werkes eingreifen.

Schwingung und Dynamik

Kissel hatte es sich zur Aufgabe gemacht die an sich glatt existierende Oberfläche einer Leinwand in Schwingung und Dynamik zu versetzen. Zu diesem Zweck fügte er den Mitteln des Stauchens und Ziehens der Leinwand noch das Reißen bis hin zur Sichtbarmachung der Gewebestrukturen und Einschneiden hinzu oder modellierte dessen Erscheinung mittels Kunstharzen nach. Er brach mit diesen Mitteln den Bildraum weiter auf und schuf so die Möglichkeit im wörtlichen Sinne ins Bild hinein zu sehen.

Erinnerung an eine Landschaft

Genau diese so erzeugte Dynamik in der Oberfläche ist es, die vielfach die Erinnerung an eine Landschaft bewirkt. Man meint eine tektonische Struktur erkennen zu können und greift dann auf die eigenen Seegewohnheiten zurück wodurch die Idee von real existierenden Orten entsteht."

Autor:

Franz Geib aus Goch

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