Das Leben als Power-Frau

Bettina Trenckmann kennt das Leben als Power-Frau.

Bettina Trenckmann ist nicht nur in der Politik aktiv. Die Gocherin ist auch Vorsitzende der AWO Kreis Kleve und Richterin am Klever Landgericht. Das Wochenblatt sprach mit ihr über "Power-Frauen".

Was macht eine „Power-Frau“ aus?
Die Bezeichnung „Power-Frau“ ist wohl das, was andere über eine Frau sagen, die sie als besonders leistungsfähig, durchsetzungsstark und engagiert erleben!? Dies gilt übrigens nicht nur im Beruf oder in der Politik, sondern auch im Privaten. Mit meiner Prägung aus der Frauenbewegung der 70er und 80er Jahre gehört es zu meinem Selbstverständnis, die Chancen, die sich jungen Frauen damals erstmals eröffneten, zu nutzen und auszubauen. Das bedeutet dann aber auch, sich als Frau selbstbestimmt überall einzumischen, wo gesellschaftliche Ungerechtigkeiten sichtbar werden. Es gab (und gibt noch) viel zu verändern in unserer Gesellschaft, nicht nur in Bezug auf die Gleichberechtigung der Geschlechter. Ein Rückzug ins Private liegt mir daher ebenso fern, wie das Ausruhen auf erreichten Zielen. Es ist toll, wie viele Powerfrauen auf allen Ebenen des Lebens Einfluss nehmen und die Welt verändern können.

War es früher für Frauen schwieriger, in Führungspositionen zu gelangen?
Ja! Die Möglichkeiten für die gut ausgebildeten und viel selbstbewusster lebenden Frauen in eine Führungsposition zu gelangen sind heute viel besser als es früher der Fall war. Die Forderungen der Frauenbewegung sind in den letzten 30 Jahren in den Gesetzen und in den Köpfen der Menschen angekommen, so dass Diskriminierung wegen des Geschlechtes heute nicht mehr (offen) praktiziert werden kann. Leider ist es immer noch so, dass sich viele Frauen ganz allein auf den Weg in die oberen Etagen machen, während Männer häufig in Männerbünden vernetzt sind und sich gegenseitig Wege ebnen. Das erschwert manchmal auch besser qualifizierten Frauen zur rechten Zeit am rechten Platz zu sein.

Werden Frauen in Führungspositionen auch heute noch belächelt?
Nein, belächelt wird eine Chefin überhaupt nicht mehr. Inzwischen hat sich die Erkenntnis (auch bei Männern) durchgesetzt, dass der eher teamorientierte Führungsstil von Frauen große Chancen bietet und in der Regel sehr erfolgreich ist. Wenn alle sich in ihrer Meinung gehört und wertgeschätzt fühlen, bedarf es keiner streng hierarchischen Führung, um kreativ und erfolgreich die gemeinsamen Ziele des Unternehmens zu erreichen. Dennoch werden Frauen nach wie vor (auch) über ihr Aussehen bewertet und Farbe und Schnitt des Anzugs wird bemerkt und kommentiert, während das Äußere von Männern offenbar keine Rolle spielt. Also ruhig mutig in Sachen Mode sein und den eigenen Stil leben.

Was können Sie jungen Frauen mit auf den Weg geben, damit sie sich gegen die Männerkonkurrenz im Berufsleben durchsetzen?
Das Entscheidende bleibt die überdurchschnittliche Qualifikation und das Selbstbewusstsein, sich aufgrund der eigenen Fähigkeit und der eigenen Persönlichkeit durchzusetzen… und ein klares Ziel, „das will ich“. Dabei sollte sich keine Frau scheuen, gemeinsam mit anderen Frauen, einer Mentorin, einem Coach und/oder der Gleichstellungsbeauftragten Strategien zu entwickeln, wie dieses Ziel erreichbar ist. Frauennetzwerke sind ein gutes Mittel und verhindern, dass Frauen sich gegenseitig verhindern und stattdessen Männer an ihnen allen vorbeiziehen. Frauenförderpläne und Quoten sind nach wie vor wichtig; setzt dies doch immer die gleiche Qualifikation voraus. Deshalb muss sich keine Frau in Führungspostionen vorwerfen lassen, sie sei „nur deshalb auf dem Posten, weil sie eine Frau ist“. „Quotenfrau“ ist nur ein Diffamierungsversuch von den Konkurrenten, die es wegen eigener fehlender Qualifikation nicht geschafft haben. Frauen können erst dann zeigen, was sie wirklich draufhaben, wenn sie am Ziel angekommen sind und dazu nutzt frau sinnvollerweise auch Hilfen von außen, das spart Kraft, die besser für das Unternehmen nutzbar ist. Das eigentliche Problem liegt im übrigen m.E. nicht in der Möglichkeit nach oben zu kommen, sondern in der sich dann stellenden Problematik der Vereinbarkeit der beiden nebeneinander stehenden Wünsche nach Karriere und Familie. Und da gibt es in der Gesellschaft noch viel zu tun gerade für Powerfrauen.

Autor:

Christian Schmithuysen aus Goch

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