Pflegenotstand
Der Pflegenotstand ist hausgemacht

Der Pflegenotstand ist hausgemacht!

Es ist unbestritten, daß in Deutschland ein Pflegenotstand herrscht. Pflegekräfte müssen immer mehr Patienten versorgen und betreuen. Dabei werden die Patienten immer älter und multimorbider. Sie bedürfen zunehmend einer intensiven Pflege. Gleichzeitig gibt es auf dem deutschen Arbeitsmarkt immer weniger Pfleger und Pflegerinnen, weil der Beruf an sich unattraktiv geworden ist. Zum einen ist der Verdienst im Verhältnis zu Arbeitsbelastungen und zu den Arbeitszeiten(Schichtarbeit) inadäquat und zum anderen werden viele durch diese physisch und psychisch sehr belastende Arbeit krank. Viele Pflegerinnen und Pfleger leiden insbesondere unter schweren Rückenschmerzen und unter Depressionen einhergehend insbesondere mit Schlafstörungen, weil durch die Schichtarbeit der Tag-Nachtrhythmus gestört ist. Das Familienleben dieser Menschen leidet ebenfalls unter diesen Arbeitsbedingungen.

Doch anstatt sich dieser Problematik ehrlich und aufrichtig zu stellen, kommt unser Gesundheitsminister auf die glorreiche Idee- in Mexiko und Albanien nach Pflegekräften zu suchen.

Dieser Aktionismus wird das Problem in der Pflege nicht lösen angesichts der demographischen Entwicklung in Deutschland.
Mal abgesehen davon, daß wir anderen Ländern die Fachkräfte, die dort dringend gebracht werden, im wahrsten Sinne des Wortes "klauen"!
Des Weiteren sind diese Fachkräfte anders ausgebildet und sie brauchen sehr lange, um die deutsche Sprache zu erlernen. Diese ist jedoch eine fundamentale Voraussetzung, um in diesem Beruf arbeiten zu können. Pflegekräfte müssen Patienten versorgen und auch dokumentieren!

Es wäre effektiver, wenn man diesen Beruf aufwerten würde. Das hieße, daß zum einen die Bezahlung verbessert werden muss und zum anderen müssen die Arbeitszeiten an die neuen Gegebenheiten angepasst werden.

Die demographische Entwicklung war vorhersehbar, aber genauso auch der Fachkräfte- Mangel in der Pflege wie auch bei den Ärztinnen! Es handelt sich nicht um eine akute Entwicklung, sondern um einen sich seit Jahren abzeichnenden Prozeß, der, wenn nicht endlich adäquat gehandelt wird, zum Kollaps des Gesundheitssystem führen wird. Viele Krankenhäuser müssen Betten abbauen, weil sie keine ausreichende Pflegekräfte haben.

Doch wer will einen Job machen, der mit hoher Verantwortung einhergeht, aber schlecht vergütet wird und gesundheitlich früher oder später Spuren hinterlässt?
Wenn nachts 2 Pflegekräfte 30 Patientinnen versorgen müssen, dann ist das grob fahrlässig. Stellen Sie sich mal vor, daß gleichzeitig der Zustand von zwei Patienten sich akut verschlechtert, dann sind beide Fachkräfte gebunden. Mal angenommen, daß ein weiterer Patient auf der selben Station sich gleichzeitig akut und lebensbedrohlich verschlechtert- während der demente Patient versucht die Station zu verlassen! Wie sollen zwei examinierte Fachkräfte diese schwere Situation lösen und wer ist verantwortlich, wenn der demente Patient die Station verlässt und sich Draußen verirrt und erfriert? Sind die Fachkräfte dann zur Verantwortung zu ziehen? Ich meine-Nein!

Was kann die Politik demnach tun, um die Situation zu entschärfen?
1. Die Vergütung muss deutlich angepasst werde
2. Die Pflegekräfte müssen sich ähnlich wie die Ärzte in einer "Kammer" organisieren
3. Die Ausbildung muss sowohl fachlich wie auch finanziell attraktiver werden, damit junge Menschen sich für diesen Beruf begeistern können
4. Bevor unser Gesundheitsminister in Mexiko und auf den Philippinen nach Fachkräften sucht, sollte zunächst ein ernsthafter Versuch gestartet werden, Menschen in Deutschland für diesen verantwortungsvollen Beruf zu gewinnen. Dazu gehört, daß dieser Beruf auch für Flüchtlinge geöffnet wird. Es gibt sehr viele Flüchtlinge, die seit 2015 hier sind und inzwischen über ausrechend Deutschkenntnisse verfügen, so daß sie durchaus in der Lage wären, diesen Job nach einer Ausbildung ausüben zu können. Aber hier muss die Politik gezielt auf diese menschen zugehen. Denn diese Menschen sind ohnehin schon hier.Es wäre ein Gewinn für alle.

Ich hoffe, daß ich mit diesen Worten und bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt, die Politik zum Nachdenken anregen konnte.

In diesem Sinne frohe und gesegnete Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Mimoun Azizi

Autor:

Mimoun Azizi aus Hagen

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