Was Sie hören und was Sie besser lassen sollten

In der heutigen Rezension geht es um eine Künstlerin aus dem Schwabenländle, die aufgrund ihrer Ausnahmestellung im deutschsprachigen Musikbusiness Beachtung findet. Ob dies zu Recht geschieht, gilt es zu ergründen.

Wenn man vom Genre Soul spricht, denkt man unweigerlich an amerikanische Musikergrößen wie Aretha Franklin anstatt an deutsche Acts. Etliche Künstler, die zumeist aus der Hip Hop Szene stammten, emanzipierten sich aber zunehmend und ernteten Loorbeeren für ihren Mut. Heraus zu heben ist hier sicherlich Xavier Naidoo, der auch in der Musikschmiede wie die heutige Protagonistin Cassandra Steen beheimatet ist.

Das erste Aufsehen erregte die Sängerin mit amerikanischen Wurzeln als Duettpartnerin in dem Freundeskreis Hit „Anna“. Kurze Zeit später entdeckte das Label 3P um Moses Pelham Cassandra Steen und die einunddreißigjährige wurde zur Frontfrau des Trios Glashaus, welches erste Chartplatzierungen ergatterte und zur Speerspitze des deutschen Soul wurde.

2008 verließ Cassandra Glashaus, um sich ihrem Soloprojekt zu widmen. 2009 erschien der Silberling „Darum leben wir“, welcher die Top Ten der Verkaufscharts enterte und mit der Single „Stadt“ – einem Duett mit Adel Tawil von Ich & Ich – einen der erfolgreichsten Songs 2009 beinhaltete. Mit „Mir so nah“ präsentiert sie nun das Nachfolgewerk.

Viele Köche verderben den Brei heißt es im Volksmund und dieses trifft auch für dieses Album zu. Einerseits ist wieder Adel Tawil als Texter mit von der Partie und versucht einen Ich & Ich Klon zu schaffen andererseits wollen die Mannen um Xavier Naidoo diesen in weiblicher Form etablieren. Auf der Strecke bleibt zumeist die tolle Stimme der Schwäbin.

Man hat bei dem Silberling das Gefühl, dass der Gesang keine Symbiose mit den glatt produzierten Sounds eingeht. Musikalisch meist im Midtempobereich gehalten, trällert Cassandra wieder von Liebe und Schmerz. Bei den Texten findet das Wort „Fremdschämen“ aufgrund der platten Reime mehrfach Anwendung oder wie soll man sonst Zeilen wie „Richter richtet uns milder, Tänzer tanzt noch wilder“ aus der Single „Gebt alles“ beschreiben.

Musikalisch sticht „Camouflage“ hervor, denn hier versucht Cassandra Stehen wie Lady GaGa zu klingen und scheitert kläglich. Positiv sind maximal „Prophetin“ und „Tanz“, welches an die All Saints erinnert hervor zu heben. Der Rest versinkt im Mittelmaß und einen Song wie „Stadt“ sucht man auf „Mir so nah“ vergebens.

Nur amerikanische Wurzeln reichen für eine gute Soulplatte nicht aus, auch wenn die Stimme dies hergeben würde.

Autor:

Kay Utermark aus Herdecke

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