Wie geht eigentlich Eisenbahn?

Klaus Funke an einer älteren Anlage
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„Die Idee war, ein Eisenbahnmuseum der etwas anderen Art zu machen“, erzählt Klaus Funke, der mich durch das Stellwerkmuseum in Vorhalle führt. Der erste Eindruck: diese Idee hat funktioniert...
„Wie funktioniert eigentlich das Prinzip Eisenbahn?“ Um nichts weniger als eine Antwort auf diese große Frage geht es den Betreibern des Museums: „Wir können unseren Besuchern hier demonstrieren, wie der alltägliche Eisenbahn-Betrieb eigentlich abläuft“, erzählt Klaus Funke, der 40 Jahre in der Bahn-Sicherungstechnik aktiv war und sein Wissen nun gern an alle Bahn-Interessierten weiter gibt.
Den Museumsraum dominieren zwei mechanische Stellwerke. „Das ist zum einen ein Fahrdienstleiter-Stellwerk und zum anderen ein Wärter-Stellwerk.“
Beide Exponate stammen aus dem Bahnhof Oberwengern und waren bis in die 80er Jahre in Betrieb. Um die Funktion der Stellwerke besser zeigen zu können, sind sie mit einer Modellanlage verbunden. „So können wir den normalen Bahnbetrieb simulieren“, erzählt Funke. In seiner Stimme schwingt Stolz mit: „Das ist keine der üblichen Modellbauanlagen, sondern eine Anlage nach den von der Bahn geforderten Standards der Sicherungstechnik,wie sie in der täglichen Praxis genutzt wird. Diese Anlage ist unseres Wissens einzigartig in ganz Deutschland.“
Nun begibt sich Funke an die Hebelbank des Stellwerks, während mich sein Kollege Lothar Dresbach zur Modellanlage führt: „Wir machen jetzt eine Zugfahrt. Los geht es an Gleis 1.“
Nachdem der Satz „Ich stell jetzt das Signal auf Fahrt“ durch den Raum schwebt, setzt sich der Modellzug in Fahrt. Dresbach ist jetzt voll in seinem Element und erläutert die Arbeit seines Kollegen an der Hebelbank: „Bevor die Lok fahren kann, stellt das Stellwerk eine gesicherte Durchfahrt auf, die Signale werden gestellt und gesichert.“ Da das Stellwerk von einem Profi bedient wird, dreht die Lok mit ihren Waggons nun mehrere fehlerfreie Runden durch die Anlage - Signale und Weichen sind perfekt gestellt.
Zwar gilt das, was an Sicherheitsstandards mit den mechanischen Stellwerken geschaffen wurde in Grundzügen bis heute, aber der technische Fortschritt macht natürlich auch nicht vor der Bahn-Sicherung Halt. „In der Region gibt es solche Stellwerke noch in Rummenohl und Delstern“, erzählt Funke, „aber der große Nachteil ist, dass man dafür einfach zu viel Personal braucht.“ Das Stellwerk am Hagener Hauptbahnhof etwa arbeitet vollelektronisch. „Die arbeiten nur noch mit Bildschirm und Maus.“
Wie entstand eigentlich das Museum? Im Jahr 1986 feierte die Nachrichtenmeisterei Hagen, zuständig für die Instandhaltung und Wartung der Signalanlagen, ihr 75-jähriges Jubiläum mit einer Ausstellung über alte Signalanlagen. „Nach dem Ende der Ausstellung war uns klar, dass es eine reine Verschwendung wäre, diese alten Sachen nicht weiter auszustellen“. Und so entstand im Gebäude des Vorhaller Stellwerks nach und nach ein Museum. Neben den beeindruckenden Exponaten rund um die „Sicherungstechnik“ können Besucher auch noch einen alten Morseapparat bewundern, der bei der Bahn noch bis Anfang der 50er Jahre in Betrieb war, einen altehrwürdigen Fahrkartendrucker, einen Fernsprecher und eine Vermittlungsanlage:„Das ist eine Anlage, wie man sie so auch von der Post kennt. Bei der Bahn hat man das etwa bis Mitte der 60er benutzt.“
Übrigens schauen sich nicht nur an der Bahntechnik interessierte Besucher die Exponate an, manchmal wird das Stellwerk-Museum auch zur Ausbildungsstätte: „Wir hatten auch schon Azubis hier. Denen haben wir hier, im Rahmen ihrer Ausbildung zum Fahrdienstleiter, eine praktische Anleitung gegeben.“

Wer einmal erleben möchte, was dazugehört, damit ein Zug auch wirklich „rollen“ kann, sollte dem Stellwerk-Museum, Hartmannstraße 20a, einen Besuch abstatten. Termine können vereinbart werden bei Klaus Funke (Tel. 02331-303980) oder bei Lothar Desbach (Tel. 02331-301421). Weitere Infos auch im Internet unter www.museumstellwerk.de.

Autor:

Jens Holsteg aus Herdecke

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