Etwas kleiner möchte ich schon sein

Was hätte aus mir alles werden können, wenn meine Wachstumshormone sich in Bescheidenheit geübt hätten und mir somit die wenig alltagstaugliche Körpergröße von 186 Zentimetern erspart geblieben wäre. Fortwährend stoße ich mir an irgendwelchen Dingen den Schädel ein, was der darin lagernden Hirnmasse mit Sicherheit nicht förderlich sein kann und mir vermutlich Denk- und Intelligenz-Defizite eingebracht hat.

In grauer Vorzeit mag größerer Wuchs grundsätzlich von Vorteil gewesen sein, weil man im Schlachtengetümmel eine bessere Übersicht hatte und darüber hinaus dem Gegner staturbedingt einen Riesenrespekt einflösste. Auch waren höher hängende Baumfrüchte noch erreichbar, während die Normalwüchsigen ausschließlich auf die Verfügbarkeit von erdnahen Nahrungsmitteln angewiesen waren.

Das Schicksal großer Menschen ist unabänderlich. Dicke oder Dünne können ihre Körperformen mittels Diäten oder Sport nahezu wunschgemäss ändern. Ich hingegen werde zeitlebens auf winzigen Eisdielen-Stühlchen Platz nehmen müssen und ewig dem Traum nachhängen, irgendwann Besitzer eines sportlich engem Zweisitzers zu sein. Ich erinnere mich noch mit Schrecken daran, wie ich mir als Jugendlicher regelmäßig in den eigentlich für Hänflinge konzipierten Auto-Scootern die Kniescheiben verschoben hatte. Auch habe ich die endlos langen Fahrten mit Reisebussen nicht verdrängt. Während nachts alles schlief und schnarchte, war ich ständig damit beschäftigt, durch Zwangsstellung taubgewordene Körperteile wiederzuerwecken.

Und wer glaubt, dass man als Zugroßgeratener Sichtvorteile bei Veranstaltungen hätte, sollte sich die vorwurfsvollen Zurufe aus dem Zuschauerraum anhören. Etwa: „Können Sie sich nicht woanders hinsetzen, wir können hier nichts sehen! Hinten sind noch einige Plätze frei“ Ja, dann schleicht man sich beschämt zur letzten Reihe, findet dort einen freien Stuhl, denn wohl niemand haben wollte, weil irgendeine Säule den Blick auf das Bühnengeschehen behinderte.

Für einen erfolgreichen Basketball-Spieler wäre ich zu klein gewesen, jedoch hätte mein Körpermaß eine Entscheidungshilfe sein können, wenn ich mich um die Stelle eines Abteilungsleiters in einem Textilkaufhaus beworben hätte. Diese in der Regel gockelhaft herumschwirrenden Aufpasser sind grundsätzlich überdurchschnittlich groß und haben somit jederzeit alles unter Kontrolle.

Un dann möchte ich noch die resignative Bemerkung einer bildschönen 1,82 m großen Arbeitskollegin anfügen: „ Ich finde es unfair von den kleinen Frauen, dass sie uns immer die großen Männer wegschnappen“ Eine Frau, zu der wohl alle Männer hinaufgeschaut hatten, war wohl Trijntje Keever, die von 1616 bis 1633 in den Niederlanden lebte. Sie maß 254 Zentimeter und für sie dürfte ich wohl eher ein Zwerg gewesen sein.

Wikipedia-Link zu Trijntje Keever

http://nl.wikipedia.org/wiki/Trijntje_Keever

Autor:

Klaus Ahlfänger aus Herten

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