Initiative Stadt.Kunst Herten
Mit offenen Augen unterwegs - Kunst leicht erfahrbar gemacht

Die Vegetative Säule vor dem Copa Ca Backum gehört zu den über 50 Kunstwerken im Stadtgebiet. Wolfgang Seidel und Gregor Spohr (r.) wissen darüber so gut wie alles.  | Foto: ST
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  • Die Vegetative Säule vor dem Copa Ca Backum gehört zu den über 50 Kunstwerken im Stadtgebiet. Wolfgang Seidel und Gregor Spohr (r.) wissen darüber so gut wie alles.
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Essen begeisterte 2010 für das Ruhrgebiet als europäische Kulturhauptstadt. Die Folgeschichten sind bis heute spürbar - auch und gerade in Herten. Denn vor zehn Jahren wurde die Initiative Stadt.Kunst gegründet, durch die Kulturhauptstadt beflügelt und von kontroversen Kunstdebatten in Herten befeuert. Stadt.Kunst heißt, Kultur auf spannende und lebendige Weise zu vermitteln.

"Uns geht es darum, Menschen zu erreichen, die nicht so leicht den Weg in ein Museum finden", erklärt Gregor Spohr (72). Er gehört zusammen mit Wolfgang Seidel zu den Gründern der Initiative.
Seidel erzählt, wie alles begann: "Bei den 10. Hertener Gesprächen ging es um Kunst im öffentlichen Raum. Die Veranstaltung war überaus stark besucht und es wurde lebhaft diskutiert. Daraus entwickelte sich die Idee, mehr Bewusstsein für Kunst in unserer Stadt zu schaffen." Wolfgang Seidel, ebenfalls 72, war damals Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung der Stadt Herten. Er ging im März 2010 in den Ruhestand. "Ich hatte also die Zeit und auch das Interesse, bei der Initiative mitzumachen."
Die Faszination für das Kreative teilte und teilt Seidel mit Gregor Spohr, damals Leiter der Hertener Allgemeinen Zeitung. Die inzwischen nach Berlin verzogene Künstlerin Katrin Wegemann mischte kräftig mit. Der Journalist Andreas Mnich und Verleger Otto Lerchenmüller, beide bereits verstorben, engagierten sich für Stadt.Kunst.

App für Kunst-Radtouren in Arbeit

Neben Gregor Spohr und Wolfgang Seidel gehört im zehnten Jahr ihres Bestehens Dr. Rainer Lange zu den aktivsten Mitgliedern der Gruppe. Im Bereich Kultur und Freizeit ist die Initiative eine feste Größe. Ob regelmäßige Diskussionen unter dem Titel Kunst.Gespräch auf dem Hof Wessels oder die geführten Touren und Spaziergänge (Kunst.Weg), es geht um Objekte, die uns überall begegnen, aber über die man vielleicht wenig oder sogar gar nichts weiß. Ein Beispiel ist der "Große Summstein" im Innenhof des Glashauses, fast fünf Meter hoch und trotzdem kaum bemerkt.
Die Gruppe präsentiert aber auch voller Herzblut Großveranstaltungen wie zuletzt im September 2019 "Rainbow" mitten in der Hertener Innenstadt. Wolfgang Seidel stolz: "Rainbow war ein Publikumserfolg."
2020 läuft es sparsamer in Sachen Stadt.Kunst, wegen der Corona-Krise konnten einige Veranstaltungen nicht durchgeführt werden.
Doch wer sich so voller Energie ehrenamtlich für Kultur in Herten einsetzt, den bremsen auch abgesagte Events nicht aus. Wolfgang Seidel: "Wir arbeiten in Kooperation mit dem Kulturbüro der Stadt Herten an einer App für Kunst-Radtouren." Interessierte Pedalritter können via Smartphone den Button drücken und sich informieren, was es mit dem Gesehenen auf sich hat.
"Stoff" dürfte reichlich vorhanden sein: In Herten gibt es im öffentlichen Raum gut 50 Skulpturen, Installationen, Plastiken und vieles mehr.
Viele Menschen kennen und benutzen den Spruch "Ist das Kunst, oder kann das weg?", der auf ein Bühnenprogramm von Mike Krüger zurückgeht. Die Stadt.Kunst-Mitglieder Wolfgang Seidel und Gregor Spohr können kenntnisreich und humorvoll dagegen halten. Auf die Frage, welches Kunstobjekt in Herten ihnen persönlich am besten gefällt, beziehen beide klare Positionen. Seidel: "Ich schätze am meisten Burgenland, gerade, weil es so kontrovers diskutiert wurde. Ich finde Burgenland tiefgründig und pfiffig." Spohr sagt: "Die Vegetative Säule, die jetzt vor dem Copa Ca Backum steht, spricht mich stark an."

Neue Serie im Stadtspiegel

Kunst hat ihn immer schon gefesselt. "Ich habe als junger Mensch überlegt, ob ich Kunst studieren oder Journalist werden möchte." Gregor Spohr findet, dass Kunst für alle Menschen einen Stellenwert besitzt.
Ein Besuch der Homepage der Initiative zeugt von einer erfreulichen Aufgeschlossenheit ihrer Mitglieder. Stadt.Kunst ist kein bisschen bieder, steif oder akademisch abgehoben. Kunst im öffentlichen Raum hat auch für Strukturwandel und Humanität Bedeutung, dieses Bewusstsein möchte die Initiative vermitteln.
Der Stadtspiegel startet eine neue Beitragsreihe: Mitglieder von Stadt.Kunst erklären künftig - in loser Folge, locker und leicht verständlich - ein ausgesuchtes Objekt.
Wir sind schon jetzt sehr gespannt!

Wissenwertes
-  Etwa sechs Mal im Jahr findet ein Kunst.Gespräch statt. In der Regel ab 18.30 Uhr wird im Hof Wessels, Langenbochumer Straße 341, über Aktuelles oder ein vorher festgelegtes Thema diskutiert.
- Mehrmals im Jahr sind unter dem Titel Kunst.Spaziergang öffentliche Begehungen der Kunstwerke im Stadtgebiet in Form von ein- bis zweistündigen Spaziergängen geplant.
-  Bei allen Veranstaltungen können die Teilnehmer Infos aus erster Hand erfahren und mit Künstlern und Kunstkennern diskutieren. Die aktuellen Termine stehen auf der Homepage der Gruppe: www.stadtkunst-herten.de
- Stadt.Kunst gibt darüber hinaus eigene Impulse für künstlerische Aktivitäten im öffentlichen Raum.
-  Bisher veranstaltet wurden die Kunstaktionen „KUNST.RASEN“ (2016), „KUNST besetzt STADT“ (2017), „Alles bewege sich, nichts habe Bestand“ (2018) und „Rainbow“ (2019), die letzten drei Veranstaltungen im Rahmen der landesweiten Kunstaktion „Stadtbesetzung“ des Kultursekretariats NRW in Gütersloh.

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Herten

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