Diet Kloos und Paul Celan: "Meine Stimme überlebte"

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Von 24. November 2011 bis 22. April 2012 zeigt das Nationaal Bevrijdingsmuseum 1944-1945 in Groesbeek das Leben der jungen Widerstandskämpferin Diet Kloos-Barendregt und dem jüdischen deutschsprachigen Dichter Paul Celan.

Diet Kloos wird am 9. Mai 1924 in Dordrecht geboren. Bei Kriegsausbruch geht sie noch in die Oberschule. Schon bald, im Februar 1941, beteiligt sie sich am Widerstand, verteilt illegale Zeitungen und hilft sie Untergetauchten. Ihre große Liebe ist Widerstandskämpfer Jan Kloos, der gerade dabei ist, sein Biologiestudium abzuschließen. Im November 1944 heiraten sie. Die Ehe dauert aber nur ein paar Wochen. Anfang Dezember werden sie zu Hause in Dordrecht festgenommen und ins Utrechter Gefängnis gebracht. Diet sieht ihren Mann noch ein einziges Mal, nachdem er vom Sicherheitsdienst vernommen und gefoltert wurde. Jan Kloos wird am 30. Januar 1945 in Amsterdam standrechtlich erschossen. Diet wird freigelassen, kehrt nach Dordrecht zurück, taucht unter, wird Hauptkurierin und beteiligt sich an Waffentransporten. Sie überlebt den Krieg, erlebt aber stark geschwächt und in tiefer Trauer die Befreiung.

1949 ist die junge Witwe für einen kurzen Aufenthalt in Paris. Zufällig begegnet sie in einem Straßencafé dem Dichter Paul Celan. Er ist am 23. November 1920 in der damals rumänischen Stadt Czernowitz geboren. Seine Eltern waren deutschsprachige Juden. Die Jugend war von Antisemitismus geprägt. 1942 werden seine Eltern von den Nazis deportiert und ermordet. Celan kann als Zwangsarbeiter in einem Arbeitslager nur mit knapper Not überleben. Diet Kloos und Paul Celan verstehen sich im Leid der Kriegserfahrungen. Es entsteht ein Kontakt, der in ein Liebesverhältnis übergeht. Die kurze Liebesgeschichte findet seinen Niederschlag in einer Korrespondenz. Die zwölf handschriftlichen Briefe von Celan an Kloos sind erhalten geblieben. Auch die drei Gedichte, die er ihr schenkt. Eins davon ist die weltberühmte Todesfuge, die als das Gedicht schlechthin über den Holocaust gilt. Diese einzigartigen Dokumente werden in der Ausstellung gezeigt.

Paul Celan entwickelt sich zu einem der bedeutendsten und einflussreichsten Dichter des 20. Jahrhunderts. Am 20. April 1970 beendet er in Paris sein Leben selbst. Diet Kloos schließt ihre Ausbildung am Konservatorium ab und wird eine gefeierte Oratoriensängerin. Noch immer ist ihr der Abschiedsbrief ihres Mannes sehr wichtig, den er ihr im Gefängnis geschrieben hat. Selbstlos und liebevoll bittet er sie in diesem Brief, wenn sie allein zurückbleiben sollte, alles aus dem Leben heraus zu holen.

Der Abschiedsbrief von Jan Kloos und das weltberühmte Gedicht von Paul Celan bilden den beeindruckenden Schlussteil einer Ausstellung mit bisher unveröffentlichten Dokumenten, Gegenständen, Fotos und Filmen zum Leben von jungen Menschen, die viel verloren hatten und einen Neuanfang suchten.

Autor:

Lokalkompass Kleve aus Kleve

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