Nachgefragt bei den Stadtwerken
Was die "Frühwarnstufe des Notfallplans Gas" für uns bedeutet

Heizenergie einzusparen, den Gasverbrauch zu drosseln, wird notwendig sein für die Gesamtversorgung in Deutschland.  | Foto: MEGA Monheim
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  • Heizenergie einzusparen, den Gasverbrauch zu drosseln, wird notwendig sein für die Gesamtversorgung in Deutschland.
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Deutschland verhängt wegen des Krieges in der Ukraine und dem potentiell drohenden Lieferstopp von Gas seitens Russlands die "Frühwarnstufe für die Gasversorgung". Welche Konsequenzen hat das für die Stadtwerke kurzfristig und worauf bereiten diese sich vor, falls zum Herbst hin die Warnstufe raufgesetzt wird? Wir fragten nach.

"Zunächst einmal ist nun auch formal die Möglichkeit geschaffen worden, eine umfassende Vorsorge für mögliche Verschlechterungen der Gasbelieferung einzuleiten", erklären Mario Werdan, Technischer Leiter, und Werner Geser (Vertriebssteuerung) bei der MEGA in Monheim. "Aktuell erhöhen wir die Vorsorgemaßnahmen, um für den Fall einer Eskalation seitens Russlands gewappnet zu sein. Wir sind im regen Austausch mit den Verbänden und dem vorgelagerten Netzbetreiber, um alle Eventualitäten bei weiteren Eskalationen und Versorgungsengpässen maximal abzufedern." Für den Fall einer Lieferunterbrechung gebe es einen klaren Fahrplan hinsichtlich sämtlicher Rechte und Pflichten für alle Beteiligten.

Stefan Figge, Geschäftsführer der Stadtwerke Langenfeld.
 | Foto: Stadtwerke Langenfeld
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Auch in Langenfeld sagt man, dass es sich bei der Frühwarnstufe um eine Vorsorgemaßnahme handelt. "Ist die Energieversorgung unmittelbar gefährdet, ruft die Bundesregierung die Notfallstufe aus", erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Stefan Figge. Dann könne die Bundesnetzagentur hoheitliche Maßnahmen durchführen, die durch die Netzbetreiber ausgeführt werden müssen. "Zwangsmaßnahmen sind zum Beispiel die Leistungsreduzierung bzw. Abschaltung von nicht-systemrelevanten Gaskraftwerken oder Industriekunden, um sicherzustellen, dass auch im Notfall Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und alle Privatkunden weiter mit Gas beliefert werden. Aktuell bereiten wir uns darauf vor, diese Maßnahmen im Auftrag der Bundesregierung umsetzen zu können."

Müssen nun alle Bürger sparen?

Müssen sich die Menschen der Region (Ihre Kunden) nun darauf einstellen, extrem Heizenergie und Stromleistungen zu drosseln, damit das gesamte Bundesziel, Energie einzusparen, erreicht werden kann?
"Natürlich ist es hilfreich, wenn Verbraucher und Unternehmen - angesichts einer drohenden Verschlechterung bei der Gasversorgung - mithelfen. Ziel ist es, eine Verschlechterung der Gasversorgung für Deutschland und Europa durch Einsparungen und Zukäufe zu vermeiden", so die Antwort seitens der MEGA in Monheim.
Die Stadtwerke Langenfeld versichern, dass zurzeit die Versorgung nicht gefährdet sei. "Das Drosseln von Gas bezieht sich in diesem Fall auf nicht systemrelevante Gaskraftwerke und Industriekunden. Ein Lieferstopp von nicht geschützten Kunden hätte aber spätestens ab Herbst 2022 einen enormen Einfluss auf die gesamte Wirtschaft", so Geschäftsführer Stefan Figge.
Dennoch "sollten wir alle uns auch jetzt schon dahingehend hinterfragen, ob ständiges Heizen unter den aktuellen Umständen unbedingt sein muss oder ob es aus Solidarität gegenüber nicht geschützter Kunden doch angebracht wäre, den Energieverbrauch eigenverantwortlich zu reduzieren."

Werden denn auch die Preise steigen?

Angenommen, es sollten sich die Verbraucher darauf einstellen und Verbrauch einsparen, würden dann die Kosten pro Kilowattstunde stark ansteigen?
"Der Erdgaspreis bei der MEGA setzt sich aus einem verbrauchsabhängigen Entgelt (Arbeitspreis) und einem verbrauchsunabhängigen Entgelt (Grundpreis) zusammen. Beim Absenken des Verbrauches, durch diverse Einsparmaßnahmen ergibt sich, bedingt durch den Grundpreis, rechnerisch eine Kostenerhöhung", so heißt es in Monheim. Eine Erhöhung der Preise auf Grund geringerer Abnahme, wie beim Wasser, wo die hohen Fixkosten auf weniger Einheiten verteilt werden müssen, sei nicht erforderlich.
In Langenfeld sagt man, dass mögliche Preissteigerungen im kommenden Winter nicht vorauszusehen seien. "Die Menschen in der Region können sich allerdings sicher sein, dass die Stadtwerke Langenfeld ihre Angebote seriös und fair kalkulieren. Dabei profitieren die Menschen in Langenfeld von unserer Beschaffungsstrategie in Tranchen, die Energiemengen langfristig im Voraus vor dem eigentlichen Lieferbeginn preislich absichert", sagt Figge, der auch den Beschluss der Bundesregierung, die EEG-Umlage vorerst auszusetzen, begrüßt: "Da dies auch für unsere Kunden eine Entlastung bedeutet."

Update: Auch Hilden sieht kein Problem

Die Fragen wurden auch an die Stadtwerke in Hilden gerichtet, die folgendes nachreichten: "Die Versorgung ist gesichert. Es besteht aktuell überhaupt kein Grund zur Sorge", heißt es von dort.
Die Stadtwerke Hilden seien wie alle Energieversorger in den bundesweiten Gesamt-Notfallplan eingebunden. "Dieser sieht vor, auf ausdrückliche Aufforderung des vorgelagerten Netzbetreibers bei ganz bestimmten, festgelegten Gasabnehmern die Gasversorgung zu drosseln oder zu unterbrechen." Zum Sparen sagen sie: "Viele Politiker regen an, nun den Energieverbrauch zu drosseln. Für die Umwelt und den eigenen Geldbeutel war es schon immer sinnvoll, beim Heizen und Strom maßvoll zu sein. Wir als Stadtwerke rufen kein Sparziel aus, aber jeder kann natürlich seinen Beitrag leisten."
Und zu den Kosten! Da werde kein unmittelbarer Zusammenhang gesehen, dass die Kilowattstunde teurer werden sollte, wenn der Verbrauch zurückgeht. "Wie sich der Gaspreis im Großhandel weiterentwickelt, ist reine Spekulation. Für Hilden versuchen wir die Gaspreise stabil zu halten, aber auch wir müssen schauen, welche Entwicklungen sich an den Energiebörsen zeigen und dann letztlich darauf reagieren", so Sabine Müller von den Stadtwerken Hilden. 
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Heizenergie einzusparen, den Gasverbrauch zu drosseln, wird notwendig sein für die Gesamtversorgung in Deutschland.  | Foto: MEGA Monheim
Stefan Figge, Geschäftsführer der Stadtwerke Langenfeld.
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Autor:

Harald Landgraf aus Dinslaken

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