BÜCHERKOMPASS: GENRE - Zombieromane Teil 2

So...liebe Infizierte, auch wenn ihr das nicht mehr lesen könnt und euch eher der Hunger hier hingetrieben hat, als meine wohlfeilen Worte: Wie versprochen, der Zombiewelle zweiter Teil.

Nachdem ich im ersten Teil die Bahnbrecher vorgestellt habe, zeige ich euch diesmal die Meister des Genres, da wo so richtig Blut fließt und Gedärme aus aufgerissenen Bauchhöhlen hängen... mit mindestens einem fressenden Zombie dran.

Wer straighte Action ohne großen Tiefgang, aber mit mächtig Spannung und hohem Suchtfaktor mag, ist bei Z. A. RECHT bestens aufgehoben.
In DIE JAHRE DER TOTEN wird geschildert, wie die Infektion ausbricht (Hier durch den sog. Morgenstern-Virus verursacht), wie die Armee vergeblich versucht die Ausbreitung zu verhindern und die Regierung alles dransetzt zu vertuschen, zu verschleiern und jede warnende Stimme mit allen Mitteln mundtot zu machen. Selbst als die Fronten überall überrannt werden und die großen Städte nacheinander fallen, auch rigoroseste "Eindämmungsmethoden wirkungslos bleiben, versucht man weiterhin der Öffentlichkeit einzureden, alles wäre "In Ordnung" und "Unter Kontrolle". Die Geschichte läuft auf zwei wechselnden Hauptebenen, einerseits wird der Rückzug des ehem. Kommandeurs der Nahost-Front beschrieben, der versucht mit den Überlebenden seiner Einheiten in die Staaten zurückzukehren und die Flucht der letzten Armeewissenschaftlerin, die mit der Erforschung des Virus betraut war , aus den Kerkern einer geheimen Regierungsbehörde, wo man mit Folter und Terror versucht hat, die Formel für ein Gegenmittel preiszugeben (Das sie gar nicht kennt). Gemeinsam mit einer ebenfalls verschleppten Reporterin gelingt ihr mit Hilfe eines abtrünnigen Agentens kurz vor ihrer beabsichtigten Ermordung der Ausbruch. Unbarmherzig von den restlichen Agenten verfolgt, machen die drei sich auf quer durch das Zombieverseuchte Amerika um in den ehem. Laboratorien der Regierung vieleicht doch noch ein Gegenmittel zu finden. Dorthin reist auch der General (mit dem sie mittlerweile in Kontakt steht) und seine kleine Truppe.
In AUFSTIEG DER TOTEN geht die Odyssee der beiden Gruppen weiter. Zombiehinterhalte, Banditenüberfälle und die Angriffe der Agenten dezimieren die Überlebenden, denen sich mittlerweile auch einige Zivilisten angeschlossen haben. Zwischen den verschiedenen Fraktionen der überlebenden Restregierung herrscht mittlerweile Bürgerkrieg. Als beide Gruppen schließlich die Laborgebäude erreichen, werden sie bereits von den Agenten und ihren Truppen erwartet und so kommt es inmitten der Zombiehorden zum blutigen Showdown.

Beide Romane sind natürlich "leichte" Lektüre, reine Unterhaltungsliteratur ohne weiteren Tiefgang. Dafür ist die Story gradlinig und actionreich erzählt, das einmal begonnene hohe Tempo wird über beide Romane durchgehalten, der "rote Faden" ist logisch und konsequent, die Handlungen der verschiedenen Personen realistisch und nachvollziehbar. Auch wenn die Charaktäre nur angerissen werden, sind sie keinesfalls stereotyp, sonder durchaus sympathisch und identifizierbar.. Es gibt einen Grund für den Ausbruch der Seuche und als kleinen Gag sind die lebend infizierten bis zu ihrem biologischen Tod schnell und handlungsfähig, erst danach werden sie zu den üblichen hirnlosen Rumschlurfern. Wie gesagt, ohne jeglichen Tiefgang, das Ganze, dafür sauspannend und man mag die Romane gar nicht mehr aus der Hand legen. Ich jedenfalls hoffe auf den angekündigten dritten Teil.
In Noten: Zwei Plus

Der erste "richtige" Höhepunkt der Zombievizierung ist für mich J. L. BOURNES
TAGEBUCH DER APOKALYPSE- Trilogie.
Zumindest der erste Teil von Day by Day Armageddon ist einfach genial. Anhand der Tagebucheintragungen eines Luftwaffenoffiziers wird minutiös geschildert, wie Ausbruch und Ausbreitung der Seuche zum Zusammenbruch führen, bis nur noch eine Handvoll Überlebender verzweifelt versucht, Tag für Tag am Leben zu bleiben.
Der zunächst namenlose Hauptakteur findet nach und nach weitere Überlebende, die sich trotz anfänglichen Misstrauens mit ihm zusammenschließen und versuchen eine sichere Bleibe zu finden. Letztlichbietet ihnen eine Atomraketenabschußanlage ein wenig Sicherheit. Die Story ist absolut realistisch erzählt, die ganzen alltäglichen Probleme bis hin zu Damenbinden werden zumindest erwähnt, statt wie sonst üblich vergessen zu werden. Man entwickelt große Sympathie mit den Personen, kann sich selbst in ihre Lage versetzen und hofft und fiebert mit ihnen. Ein, sogar unabhängig vom Thema, sehr guter Roman mit einer durchaus innovativen Erzählperspektive.
Der erste Teil endet schließlich mit der Vernichtung einer großen Bande Plünderer, die versuchen in die Anlage einzudringen um die Männer zu ermorden und die Frauen...
Der zweite Teil fällt dagegen schon deutlich ab. Offensichtlich hat sich der Autor an seinen Hauptberuf als Offizier bei den US-Marines erinnert, den die werden prompt in die Geschichte eingeführt. Zivile und Soldaten raufen sich zusammen und beginnen, unterstützt von den restlichen Streitkräften (Die sich auf einem Flugzeugträger vor der Küste zusammen mit den meisten restlichen Überlebenden befinden [Ja, erinnert mehr als nur ein wenig an einiges aus dem World War Z-Film und im dritten Teil werden die Grundübereinstimmungen noch drastischer. Angeblich basiert der Film ja auf Operation Zombie von Max Brooks, aber ich glaube, da war einfach nur der Name zugkräftiger]). Das ist halt so typisch Amerikanisch. Erst als der Hauptakteuer bei einer Erkundungsmission mit dem Hubschrauber abstürzt und sich schwer verletzt zunächst alleine durch Zombieland Richtung Heimat durchschlagen muss, findet Bourne wieder zu alter Form. Relativ unmotiviert taucht dann noch eine geheime Organisation auf, die den Helden mit Robotdronen und militärtechnischen Gimmicks zunächst unterstützt, ihn letztlich aber zu erpressen versucht, den Flugzeugträger mittels Atomschlag zu vernichten. Als er sich weigert, werfen sie einen Akkustischen Köder über dem Stützpunkt ab um einen gigantischen Zombieschwarm anzulocken. Der zweite Teil endet mit der verlustreichen Evakuierung zum Flugzeugträger.
Im dritten Teil verläßt Bourne leider die Tagebuchperspektive und wechselt in den konventionellen Roman. Das ist nicht nur im Kontext sehr gewöhnungsbedürftig und man braucht schon relativ lange um wieder in die Storyline zurückzufinden. Dummerweise wandelt sich auch die Handlung von nachvollziehbar zu extrem wirr und absurd. Ausserirdische tauchen auf und ein 20.000 Jahre altes bemanntes Raumschiff, das von den Chinesen aus dem Eis geholt wurde, wird als Ursprung der Seuche präsentiert, im Hintergrund fraggelt die Geheimorganisation rum (Die alle anderen Überlebenden vernichten will, um mit einer im Labor erzeugten Überrasse die Erde neu zu bevölkern, die kriegen dann aber doch ihr Fett mittels Atomrakete weg) und unser zum Supermann mutierter Held macht sich mit einem Spezialkommando und U-Boot nach China auf, um Patient Null zu bergen. Während auf dem Flugzeugträger insgeheim eingepferchte verstrahlte Zombies (Die Regierung hatte ursprünglich versucht die Zombiehorden mittels Atomschlag zu dezimieren, was letztlich nur zu stärkeren, schnelleren und wiederstandsfähigeren verstrahlten Zombies führte) ausbrechen und sich auf die Überlebenden stürzen. Am Schluß geht alles ganz schnell. Die Chinamission wird erfolgreich abgeschlossen, der Flugzeugträger muss zwar aufgegeben werden, aber die meisten retten sich auf eine gesicherte Insel, die Bösen sind atomare Asche und unser Held segelt mit seiner großen Liebe in den Sonnenuntergang.
Den dritten Teil hätte sich Bourne ersatzlos sparen können (auch wenn er bei weitem nicht so schlecht ist, wie ichs hier darstelle. Passt nur einfach nicht zur hohen Qualität des ersten und (mit Abstrichen) zweiten Teils).
Nichtsdestotrotz ist Teil 1 ein ganz großer Wurf und gehört definitiv zu den Muss man gelesen haben.

Mein persönlicher Liebling ist TONY MONCHINSKIs EDEN. Hier geht die Post mal so richtig ab...
Der Roman beginnt, als die Hauptfigur in einer der letzten Enklaven der Lebenden, Eden genannt, von einer Zombieattacke aus dem Schlaf gerissen wird. Zwar gelingt es ihm und den restlichen Bewohnern, die Untoten abzuwehren, dabei wird er allerdings von einem Zombie gebissen. Als ihm klar wird, das jemand die Zombies absichtlich hereingelassen hat, um besonders ihn und seine Freundin zu ermorden, verheimlicht er seine Infizierung und versucht den Schuldigen zu finden und zu bestrafen. Doch die ihm verbleibende Zeit wird knapper und knapper.
Neben dieser fast schon Detektivgeschichte wird in Spotlights und Rückblenden die Geschichte der Welt von EDEN erzählt. Der Ausbruch der Infektion, Zusammenbruch der Zivilisation, der oft hoffnungslose und verzweifelte Überlebenskampf der wenigen Lebenden in dieser von Zombies beherrschten Welt. Kaum ein Tag vergeht ohne weitere Verluste, jeder Versuch, dringend benötigte Lebensmittel und Medikamente zu besorgen, gleicht einer Reise ohne Wiederkehr und die anderen Enklaven werden nach und nach entweder von Zombies überrannt oder von Seuchen ausgelöscht. Die Überlebenden sind hart, brutal, zynisch, ja grausam geworden. Trotzdem haben sie sich eine gewisse Menschlichkeit bewahrt, lieben und hassen, empfinden Freude und Glück genauso wie Neid und Eifersucht.
Monchinski schildert die alltäglich gewordene Gewalt schonungslos undrealistisch, suhlt sich aber keineswegs in übertriebenen Darstellungen, sondern nutzt die Gewalt als Medium um uns Leser zu verstören, zu erschüttern. Szenen wie Soldaten Handgranaten in die Menge der fliehenden Menschen werfen, um noch einen Platz in den überfüllten, "rettenden" Aufzügen zu ergattern, Menschen, die sich gegenseitig vom Dach stoßen um noch in einen Evakuierungshubschrauber zu gelangen, entsetzen uns, machen uns fassungslos. Sind WIR wirklich so? Kann das ich sein? Würden auch wir alles tun, um im Falle des undenkbaren noch einen Moment länger am Leben zu bleiben? Auch wenn diese Gewalt schockierend realistisch ist passt sie doch fatal konsequent in die Welt von Eden.
Die Story selbst ist hochspannend und fesselnd, die Personen sind nachvollziehbar und, wenn auch nicht wirklich sympathisch (Wäre hier das falsche Wort), so kann man sich durchaus mit ihnen identifizieren, mitleiden. [Grundsätzlich empfiehlt es sich aber, das Buch möglichst waagerecht zu halten, damit das herausströmende Blut keine häßlichen Flecke auf den Teppich macht. Wenn man den ersten Schock überwunden hat, denkt man sich, ja, so könnte es wirklich ablaufen in einer düsteren, kaputten und brutalen Welt nach dem Ende, wo höchstens ganz in der Ferne ein kleiner Schimmer Hoffnung auf eine Zukunft aufblitzt.
Monchinski eiert nicht rum, schreibt und beschreibt Klartext. Seine Helden sind keine aufrechten Supermänner die mehr oder minder zielgerichtet die Zombiehorden nebenbei erledigen, wie unsereins lästige Fliegen, sondern ganz normale Menschen, die einfach auf ihre Art tun was nötig ist um zu überleben. Und so ist dann auch das Ende trotz aller Grausamkeit nur folgerichtig.
Würde ich gerne öfter lesen.
In Noten: Sehr Gut.

Hier endet der zweite Teil meines Genrereports. Im dritten und letzten Teil geht es dann um den Ganzen Rest, Alden Bell, Brian Keene und Tobe Hooper.

Autor:

Thorsten Ottofrickenstein aus Menden (Sauerland)

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