Märchenerzählerin beim Hospizkreis

Beim letzten Montagstreff im Jochen-Klepper-Haus begrüßte der Hospizkreis Menden die Märchenerzählerin Magdalena Janotte.
Frau Janotte, die selbst Mitglied im Hospiz Mutter Teresa in Iserlohn ist, erzählte Märchen zu den Themen alt werden, Sterben und Tod, da diese Bereiche mit dem Leben zu tun haben.

Sie wählte zunächst eine jüdische Weisheitsgeschichte, in der Vertrauen eine wesentliche Rolle spielt. Ein König gesellt sich unerkannt zu einem Flickschuster, der ihn gastfreundschaftlich empfängt. Auf die Frage des Königs, was er täte, wenn er am nächsten Tag keine Schuhe mehr flicken könnte, antwortet dieser: „Morgen? Morgen ist morgen. Gott sei gesegnet von Tag zu Tag.“Der König stellt den Schuster immer wieder auf die Probe, aber der lässt sich nicht entmutigen, sondern handelt getreu seiner genannten Einstellung. Mit unterschiedlichen Tätigkeiten verdient er sein Geld und kann so jeden Abend den König beköstigen, außer an dem Tag, an dem er mit einem eisernen Schwert Wache am Palast halten muss und kein Geld bekommt. Da tauscht er das Schwert des Königs beim Krämer gegen etwas Essbares und fertigt in seiner Werkstatt ein Holzschwert an.Als er am nächsten Tag auf Geheiß des Hauptmanns einen Mörder hinrichten soll, fleht er Gott an und bittet diesen, dass sein Schwert aus Stahl sei, falls es sich wirklich um einen Mörder handelt, aber aus Holz, wenn dies nicht zutrifft. Er zieht das Schwert, hält es hoch und siehe - es ist aus Holz! Von da an ist er als Ratgeber des Königs tätig.

Weitaus brutaler geht es in einer orientalischen Geschichte aus 1001 Nacht zu. Der verwitwete König lässt sich jeden Abend ein junges Mädchen bringen, um seine Langeweile zu vertreiben und lässt ihm morgens den Kopf abschlagen. Das geht so lange, bis es im ganzen Land nur noch die beiden Töchter des Wesirs gibt: Sherazad und Dunyazad.
Sherazad ist eine wunderbare Erzählerin, der es gelingt, mit ihren Geschichten den König zu umgarnen und sein Herz so sehr zu berühren, dass er sein Verhalten ändert und Sherazad zur Frau nimmt.

Magdalena Janotte beendete den unterhaltsamen, aber auch nachdenklichen Abend mit folgender Anekdote: Im Wald herrscht große Aufregung, da der Bär eine Todesliste hat. Als erster kommt der Hirsch zu ihm und fragt, ob er darauf stehe. Der Bär bejaht dies. Nächsten Tag ist der Hirsch tot. Ebenso geschieht es mit dem Eber. Schließlich kommt das Häschen zum Bären, fragt ebenfalls nach der Liste. Als der Bär dies bejaht, fragt das Häschen: „Kannst du mich streichen?“

Autor:

Ilona Düppe aus Menden (Sauerland)

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