SPENDEN-SPEED
Extrem fit und extrem nass

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Langstreckenwanderung „Extrem-Extrem“ über 156 Kilometer ein großer Erfolg für SPENDEN-SPEED

Über Stock und Stein - die Langstreckenwanderung „Extrem - Extrem“ ist wieder an den Start gegangen. Von Diemelsee-Heringhausen über Korbach, Willingen und zurück zum Diemelsee haben die 129 gemeldeten Starter rund 3.800 Höhenmeter bezwungen und 156 Laufkilometer bewältigt. Und das quasi durchwegs im Dauerregen bei Tag und Nacht.

Markus Koerdt, der langjährige Dauerläufer für sein Projekt „Spenden-Speed“, war natürlich mit am Start. Lassen wir ihn berichten über seine bisher größte Herausforderung in Sachen Gehen-Wandern-Laufen.

Koerdt: „Am letzten Juniwochenende stand die herausfordernde Wanderung „Extrem-Extrem“ auf meinem diesjährigen Spendenlaufprogramm - und zwar ganz oben auf meinem 2023er-Plan. In diesem Jahr habe ich diesen wirklich extrem harten Wanderungsparcours zum zweiten Mal in meiner Laufkarriere bezwungen. Von anfänglich 129 Startern haben ganze 66 Teilnehmer am Ende das Ziel erreicht. Ich war mit meiner Zeit der Siebte des Gesamtfeldes. Vom Veranstalter konnte ich neben einer Medaille und Urkunde eine gekühlte Flasche Bier in Empfang nehmen.“

Koerdts Bericht liest sich wie ein guter Erlebnisreport von etablierten Extremsportlern: „Am Donnerstagmorgen fahre ich mit dem Auto los und nach gut 1,5 Stunden bin ich am Ufer eines der schönsten Seen im Sauerland. Das Wetter ist nicht schlecht. Doch vor ein paar Tagen hatten wir bereits eine E-Mail erhalten, dass es Donnerstagabend und Nacht zu heftigen Gewittern kommen könnte. Und es war dann auch so.“
Extreme Wetterbedingungen
Der geplante Start ab 16 Uhr verzögerte sich damit um eine halbe Stunde. Vom gut organisierten Veranstalter wird den zum Teil weitgereisten Teilnehmern sogar die Möglichkeit geboten, um 21 Uhr mit dem Bus zur zweiten Startposition zu fahren und die restlichen 120 km von dort aus zu beenden.

Koerdt hingegen. „Ich starte mit meinem Sportkollegen Adam Sikorski vom eigentlichen Startpunkt aus.“ Um 16:30 Uhr ist es wieder etwas besser und wir können endlich in unser Abenteuer aufbrechen. Gemeinsam mit den anderen Wanderern trotzen wir Wind, Regen später Hagel und Sturm - ohne zu wissen, was wir alle noch erleben werden. Leicht getrübt und angespannt ist die Stimmung. Es geht rund um den Diemelsee Richtung Eisenberg, der erste Aufstieg des Tages. Nach gut einer Stunde verarbeiten wir schon den ersten schweren Regenschauer.

Aber das sollte nicht alles sein: Gegen 18:00 Uhr beim Anstieg des Eisenbergs öffnen sie alle Register und Tore über uns. Das große Regenwasser kommt mit riesigen Behältern runter, es blitzt und donnert. Für alle ist es ein Wunsch, möge es aufhören und der „Wettergott“ es gut mit uns Leidenden meinen. Das Regenwasser fließt uns die Beine runter, die bereits schweren Füße werden nass und zudem die Wege zu kleinen Flüssen. Sprichwörtlich: Apokalyptische Bedingungen in traumhaft schöner Umgebung! Wer dort ist und war und mitgelaufen ist, wird noch Jahre darüber reden.

Die Organisation setzt derweil Transporter ein, in die man sich hereinsetzen und sicher zum Start-Ziel-Punkt gebracht werden kann. Ich aber ziehe durch. Für mich gibt es kein Zurück!

Nach 21 Kilometern kommen wir in Rhenegge an, wo sich die erste Raststätte befindet. Der Hagel und der Sturm sind zum Glück vorbeigezogen und wir können im Trockenen etwas essen und trinken. Vorerst darf sicherheitshalber von hieraus niemand weitergehen - der Ausnahmezustand ist ausgerufen. In vielen der umliegenden Dörfer sind Strom und Internet ausgefallen. Es herrscht zeitweise ob der Wetterbedingungen das Chaos!

Die Namen aller Teilnehmer werden noch einmal aufgerufen, um sicherzustellen, dass alle in trockener Obhut sind. Die Organisation bittet uns unterwegs achtzugeben und aufzupassen, da der heftige Sturm noch nicht vorbei ist. Gegen 21:00 Uhr können wir glücklicherweise wieder losgehen.

Nach dem Starkregen und orkanartigen Böen geht`s weiter auf Tour

Mit gutem Mut geht es weiter durch Adorf und Wirmighausen über den Lenkenberg nach Flechtdorf, wo unsere zweite Raststätte nach 40 Kilometern auf uns wartet. Ich denke nur: „Noch schnell was essen und trinken, um danach weiter in die regnerische Nacht zu gehen.“ Wir ziehen durch Lelbach und nach einem langen Anstieg auf den Klusenberg kommen wir nach 58 Kilometern in Goldhausen an.

Freitagmorgen und das Unwetter in der vergangenen Nacht hat viele betroffen. Es gibt bereits viele Aufgaben im Teilnehmerbereich. Für mich geht’s weiter. Aber statt Sonnen-schein und Wärme geht es so weiter wie die Nacht geendet hat. Es regnet nicht nur, sondern auch der starke Wind ist zurück. Es ist ein einziger Kampf - gegen das Wetter und mit sich selbst. Wie häufig höre ich den „Schweinehund“ bellen: „Hör‘ doch endlich auf!“

Zum Glück wird es ein wenig heller und wir können die Umgebung ein bisschen genießen. Nach dem Aufstieg auf den Wipperberg wandern wir durch das Dorf Rhena. Auf dem Abstieg des Berges Widdehagen liegen die ersten umgestürzten Bäume auf der Strecke, die wir umgehen oder einfach durchklettern. Ganz schön extrem.

In Schweinsbühl haben wir die Verpflegungsstation 4 erreicht. Nach 72 Kilometern ist zum ersten Mal trockenes Gepäck vorhanden. Schnell diese trockenen Sachen anziehen und dann weiter. Ob es was nützt, wer weiß es? Zumindest mal das Gefühl zu haben, ein wenig trocken zu sein.

Mein Handy verabschiedet sich! Wasser ist in die Ladebuchse eingedrungen, nichts geht mehr. Die mitgenommene Powerbank wird als Notlösung „verweigert.“ Und wieder geht es weiter, immer weiter. Weiter immer noch mit heftigem Sturm und dauerhaftem Regen. Der Wind treibt regelrecht „Regenfahnen“ durch die Luft.

Diesen gesamten ersten Teil der Tour folgten wir weite Teile des Diemelsteigs, der zweite Teil geht hauptsächlich entlang des Berglandsteigs. Jetzt kommen wir mit einem kürzeren Abschnitt voran. Über Hemmighausen sind wir nach 85 Kilometern in Eimelrod, endlich über die Hälfte. So langsam legt sich der Regen etwas, Gott sei Dank!

Aufgeben gilt nicht – weitermachen und durch

Die nächste Etappe wird ein 22 Kilometer langer Kracher, über Neerdar, Bömighausen, Welleringhausen, über den Hülsenberg quer durch das Naturschutzgebiet Kahle Pön zur Graf Stolberg Hütte wo wir nach 107 Kilometern mit einer leckeren Suppe verwöhnt werden.

Mein Körper knackt, meine Füße brennen wie die Hölle und meine Augen fallen zu. Das Geistige muss den müden, geschundenen Körper überholen. Auch Cola und Kaffee wirken nicht mehr. Aber weiter, immer weiter: „DNF“ (= do not finish, die Red.) ist keine Option!

Der Parcoursbauer bringt jetzt alles rein: Der endlos scheinende Anstieg des Langenbergs, mit seinen 843 Höhenmetern - das sogenannte Tourdach - und der Hoppernkopfberg verlangt uns Wanderern aber auch wirklich alles ab. Jetzt heißt es Kilometer für Kilometer weiterkämpfen. Ich fühle mich etwas leer.

Zu diesem Zeitpunkt musste ich meinen Wegbegleiter Adam wenige Kilometer vor dem Ende der gemeinsamen Tortour ziehen lassen. Er hatte noch mehr Kraft und Energie. Auf solchen extremen Strecken muss aber jeder zusehen, wie er in welchem Tempo und mit welchen Pausen durchkommt. Es fiel ihm sichtlich schwer, mich zurückzulassen, aber er verabschiedete sich mit der Gewissheit, dass ich weiterkämpfen werde.

Das Ende in Sicht

Wir tauchen runter Richtung Willingen, zwischen den Skistationen. Gegen 17:30 Uhr und nach 125 Kilometern haben wir Raststätte 7 im „Café Treffpunkt.“ Anschließend folgt eine kleine Klettereinlage auf einem Pfad, dem Ringwallweg Schwalenburg. Als ich in Rattlar angekommen bin, hat sich bereits erneut die Dunkelheit angekündigt. Meine zweite Nacht bricht an. Ein super Versorgungspunkt mit Schmalzbroten und Nussecken geben mir wieder Energie. Ich fühle mich bereit für die letzten 21 Kilometer. Es geht über den Dommelberg, das Dorf Ohlar nach Sturmbruch zum letzten Versorgungspunkt. Schnell noch einen Iso-Drink reinschütten. Nicht mehr pausieren, nur weiter. Keiner versteht mich, dass ich so schnell weiter will.

Doch die letzten 12 Kilometer sind eine Qual, sie machen mich regelrecht kaputt. Die Damen bei der Post haben gute Nachrichten für mich: Noch zwei kleine Kletterungen und dann ist es geschafft. „Komme raus, es geht schon bergauf!“ feuern sie mich an. Diese beiden Damen haben sich als „tolle Streckenkenner“ herausgestellt, es geht hoch und runter, auch in den letzten Kilometern bekommen wir nichts geschenkt.

Inzwischen sind wir auf knapp 4000 Höhenmeter angelangt. Die letzten zehn Minuten geht es noch steil bergab, meine Füße schmerzen sehr. Jetzt reicht es! Um 2:09 Uhr Samstag-morgen bin ich endlich am Ziel! Nach 33:30 Stunden und 158 Kilometer, die alles abverlangt haben, ist meine zweite Teilnahme am „Extrem-Extrem“ vorbei.

Im Touristenbüro erhalte ich von zwei netten Damen des Organisationsteams die Urkunde und Medaille und ein frisches Bier.

Es wurde eine Aufgabe, die ich nie vergessen werde. Eine Tortour aus „Blut, Schweiß und Tränen.“ Es wurde auf dieser extremen Wanderung von mir alles gefordert: Wille, Durchhaltevermögen und nicht zuletzt mentale Stärke. Auch wenn unterwegs Selbstzweifel aufkamen, überwiegt aber am Ende der Stolz über die erbrachte, extreme Leistung. Trotz aller Umstände habe ich diese außerordentliche Prüfung bestanden.

Von 129 Teilnehmern kamen 66 ins Ziel. Ich konnte mit Platz 7 abschließen. Ich bin sehr zufrieden.

Ein großes Dankeschön geht von meiner Seite aus an die Organisation, die bei diesen Wetterbedingungen alles bereitgestellt, durchlaufen und auch mitgeholfen hat, dieses extreme Event zu überstehen. Und sicherlich auch ein großes Dankeschön an meine Mitläufer für die Begleitung und Unterstützung auf diesem schweren Weg. Ich konnte es sehr gut gebrauchen!

Danke an die sieben Sponsoren, die für meinen erfolgreichen Zieleinlauf 600,-€ gespendet haben! Diese Spende geht an die Kinderdörfer in Chile um dort den Kinder eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen.

Wer noch spenden möchte:

Freundeskreis Chile
VR Bank Südliche Weinstraße Wasgau
IBAN: DE13548913000071066703
BIC GENODE 61 BZA
Verwendungszweck: SPENDEN-SPEED EXTREM-EXTREM

Danke, für die Unterstützung

Autor:

Markus Koerdt aus Menden (Sauerland)

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