Ökumenischer Aktionskreises "Ohne Sonntag gibt's nur noch Werktage"
"Was wäre, wenn wir keinen Sonntag hätten?“

Podiumsdiskussion am 22. April 2020 im Johann-Wilhelm-Grevel-Haus

„Wie sehr das Gesetz der Ruhe nach jedem siebten Tag der Natur des Menschen innewohnt, zeigten Versuche von gottfeindlichen Systemen, die den Menschen von der Heilighaltung des Sonntags abbringen wollten, in dem sie anstelle der Sieben-Tage-Woche eine Zehn-Tage-Woche einführten. So geschehen beispielsweise in der französischen Revolution. Nur noch alle zehn Tage sollte ein Ruhetag sein. Doch das Projekt scheiterte; denn was dem Menschen von seinem Schöpfer in Weisheit von Natur aus eingeschrieben ist, kann der Mensch nicht zerstören, ohne sich selbst dabei zu ruinieren.“ Mit diesen Worten unterstreicht Franz Köchling, Sprecher des Ökumenischen Aktionskreises "Ohne Sonntag gibt's nur noch Werktage", die Bedeutung des Sonntags für den Menschen auch oder gerade in der heutigen Zeit.

Kurioser Weise trügen wir heute vielfach sogar selbst dazu bei, diese religiöse und soziale Errungenschaft wieder auszuhöhlen: Verkaufsoffene Sonntage, Zunahme der Sonntagsarbeit, Freizeitstress u.ä. mögen als Beispiele genügen, so Köchling weiter. Es sei schon eigenartig. Da habe Kaiser Konstantin im Jahr 321 den Sonntag als arbeitsfreien Tag – sogar für die Sklaven – eingeführt und dem Abendland ein wertvolles Kulturgut hinterlassen und wir „modernen“ Menschen meinen, es wäre ein Mehr an Freiheit, wenn wir den Sonntag zum gewöhnlichen Werktag machten.

Sonntag befreit vom Hamsterrad des Alltagslebens 

Zu Recht verwiesen Theologen und Seelsorger auf den Sonntag als Einladung Gottes an die Menschen. Schließlich helfe der Sonntag als der freie Tag, einmal vom Hamsterrad des Alltagslebens runterzukommen, um den Kopf wieder frei zu haben für Dinge, die wichtiger seien als Arbeit und Konsum: Zeit für die Familie, Freunde, für ein gutes Buch oder einen Spaziergang. „Auch Arbeitspsychologen verweisen darauf, wie wichtig solche regelmäßigen Verschnaufpausen sind. Gemeinsame Unternehmungen sind aber nur möglich, wenn der andere – wie am Sonntag – auch frei hat“, betont Köchling.

Zunahme von Sonntagsarbeit und verkaufsoffenen Sonntagen 

Sonntagsarbeit und verkaufsoffene Sonntage nehmen zu, der Sonntagsschutz wackelt. Heute wird das Wochenende zunehmend – unter dem vermeintlich positiven Stichwort der Flexibilisierung – auch mit Arbeitszeit belegt. Ist der Sonntag also noch zu retten? Nach Artikel 140 des Grundgesetzes gilt er als allgemeiner Ruhetag, noch. Denn seit 2006 können die deutschen Bundesländer in eigener Regie Ladenöffnungszeiten erlassen. Das Resultat: Die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage nimmt überall zu. Eine Entwicklung, gegen die die evangelische und katholische Kirche 2009 beim Bundesverfassungsgericht mit Teilerfolg geklagt hatten. Die Begründung: Mit dem arbeitsfreien Sonntag drohe ein menschlich und kulturell wichtiges Gut verloren zu gehen, auf das alle, Christen wie Nichtchristen, ein Recht hätten.

Druck auf den Sonntag wächst 

Dennoch fordern weiterhin Vertreter aus Politik und Wirtschaft, die grundgesetzlich garantierte Sonntagsruhe abzuschaffen und die Ladenöffnungszeiten an Sonn- und Feiertagen auszuweiten. Warum eigentlich? Sicher: Viele Menschen müssen sonntags arbeiten, Pflegepersonal, Polizei und viele andere. Aber die Ausnahme darf nicht zur Regel werden, sie muss Ausnahme bleiben. Deshalb lohnt der Widerstand dagegen, den Sonntag zu einem Tag wie jeden anderen zu machen. Der Sonntag ist eben nicht ein beliebiger freier Tag, den man zwischen Montag und Samstag einfach nachholen kann. Er ist der Tag der Freiheit – für alle. Pater Anselm Grün hat es treffend formuliert, wenn er sagt: „Wenn alle Zeiten gleich sind, werden sie gleich sinnlos. Wenn dein Sonntag wie dein Alltag wird, wird auch dein Alltag seines Sinns entleert.“

Es können noch so gute Gesetze und deren Einhaltung die Sonntagskultur nur schützen, wenn die Menschen den Wert, um den es geht, erkennen, ihn bejahen und bereit sind, ihn als Maßstab für ihr Verhalten und Tun zu beachten. Der Aktionskreis appelliert deshalb an die Bürger, durch eine bewusste Gestaltung des Sonntags deutlich zu zeigen, dass es bessere Möglichkeiten gebe, den Sonntag zu verbringen, als ihn durch Geschäftseinkäufe zum normalen Werktag zu degradieren. Insofern seien vor allem die Christen aufgerufen, wieder deutlicher zum Ausdruck zu bringen, dass der Sonntag als "Tag des Herrn" ein Tag der Arbeitsruhe, der Besinnung aber auch der Begegnung mit Gott ist. „Nur wenn wir als Christen den Sonntag glaubwürdiger leben, wird er wieder die Anziehungskraft erhalten, die ihm zukommt“, ist Köchling überzeugt.

Die Mitglieder des Aktionskreises rufen deshalb dazu auf, einmal darüber nachzudenken, wie unsere Gesellschaft aussehen würde, wenn es keinen Sonntag gäbe. Hier nur einige Überlegungen dazu.
• Die Gesellschaft hätte keinen gemeinsamen freien Tag mehr
• Die Menschen würden rund um die Uhr arbeiten
• Das ökonomische Kalkül würde die Oberhand gewinnen

Nicht zuletzt aus diesem Grund lädt der Aktionskreis unter dem Motto "Was wäre, wenn wir keinen Sonntag hätten?“ am Mittwoch, den 22. April 2020, voraussichtlich um 18 Uhr, ins Johann-Wilhelm-Grevel-Haus, Falkenstr. 2, in Monheim am Rhein, zu einer Podiumsdiskussion ein.

Im Ökumenischen Aktionskreis "Ohne Sonntag gibt's nur noch Werktage" arbeiten die evangelische Kirche in Monheim, die katholischen Kirchengemeinden und Verbände KAB, kfd und KKV im Bereich Langenfeld/Monheim mit, um den Sinn des Sonntags stärker ins Bewusstsein der Menschen zu rücken.

Autor:

Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein

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