"Dies domini" - „Der Tag des Herrn“ heute aktueller denn je – „Verdoppelung der verkaufsoffenen Sonntage in NRW bringt unterm Strich nichts“

Ökumenischer Aktionskreises "Ohne Sonntag gibt's nur noch Werktage" erinnert an das Schreiben des Papstes vor 20 Jahren

„Vor 20 Jahren sprach sich Papst Johannes Paul II. in seinem Schreiben "Dies domini" für eine stärkere Respektierung des Sonntags aus. Eine zeitlos gültige Forderung, denn dieser arbeitsfreie Ruhetag ist weiterhin zunehmend bedroht.“ Mit diesen Worten erinnert Franz Köchling, Sprecher des Ökumenischen Aktionskreises "Ohne Sonntag gibt's nur noch Werktage", erneut an die Bedeutung des Sonntags, der insbesondere in der heutigen Zeit mehr und mehr zum Werktag degradiert werde. Insofern sei das päpstliche Schreiben aktueller denn je.

Mittlerweile werde der Sonntag zunehmend auf ein reines "Weekend" reduziert – zum "Relaxen", fürs "Shoppen" oder Ausflüge genutzt, beklagte seinerzeit der Papst. Wenn aber der Sonntag seinen ursprünglichen Sinn verliere, "kann es geschehen, dass der Mensch nicht mehr den 'Himmel' sehen kann, weil er in einem so engen Horizont eingesperrt ist", hieß es schon damals in "Dies domini".

Sonntag befreit vom Hamsterrad des Alltagslebens

Zu Recht verwiesen Theologen und Seelsorger auf den Sonntag als Einladung Gottes an die Menschen, so Köchling. Schließlich helfe der Sonntag als der freie Tag, einmal vom Hamsterrad des Alltagslebens runterzukommen, um den Kopf wieder frei zu bekommen für Dinge, die wichtiger seien als Arbeit und Konsum: Zeit für die Familie, Freunde, für ein gutes Buch oder einen Spaziergang. „Auch Arbeitspsychologen verweisen darauf, wie wichtig solche regelmäßigen Verschnaufpausen sind. Gemeinsame Unternehmungen sind aber nur möglich, wenn der andere – wie am Sonntag – auch frei hat“, unterstreicht der Sprecher des Aktionskreises.

In dem 111 Seiten umfassenden Dokument wollte der Papst seinerzeit insbesondere die Gläubigen wieder für den ursprünglichen Sinn des Sonntags sensibilisieren: Die Heilige Messe sei ein "bedeutsames Element der christlichen Identität" und der Sonntag das "wöchentliche Ostern". Deshalb müsse dieser "Tag des Herrn" geheiligt werden, insbesondere durch die Teilnahme am Gottesdienst - auch wenn die Gläubigen sich damit gegen Strömungen des Zeitgeistes wenden müssten.

Zunahme von Sonntagsarbeit und verkaufsoffenen Sonntagen

Sonntagsarbeit und verkaufsoffene Sonntage nehmen zu, der Sonntagsschutz wackelt. Heute wird das Wochenende zunehmend – unter dem vermeintlich positiven Stichwort der Flexibilisierung – auch mit Arbeitszeit belegt. Ist der Sonntag also noch zu retten? Nach Artikel 140 des Grundgesetzes gilt er als allgemeiner Ruhetag, noch. Denn seit 2006 können die deutschen Bundesländer in eigener Regie Ladenöffnungszeiten erlassen. Das Resultat: Die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage nimmt überall zu. Eine Entwicklung, gegen die evangelische und katholische Kirche 2009 beim Bundesverfassungsgericht mit Teilerfolg geklagt hatten. Die Begründung: Mit dem arbeitsfreien Sonntag drohe ein menschlich und kulturell wichtiges Gut verloren zu gehen, auf das alle, Christen wie Nichtchristen, ein Recht hätten.

Druck auf den Sonntag wächst

Dennoch fordern weiterhin vereinzelt Vertreter aus Politik und Wirtschaft, die grundgesetzlich garantierte Sonntagsruhe abzuschaffen und die Ladenöffnungszeiten an Sonn- und Feiertagen auszuweiten. Erst im vergangenen November warnten die beiden großen Kirchen in Nordrhein-Westfalen die Landesregierung vor einer weiteren Aushöhlung des Sonntagsschutzes. Auch der Ökumenische Aktionskreis lehnte seinerzeit die geplante Erhöhung der verkaufsoffenen Sonntage ab. „Abgesehen davon, dass durch längere Ladenöffnungszeiten unterm Strich nicht mehr verkauft wird – jeder Euro kann schließlich nur einmal ausgegeben werden – sind es vor allem die Frauen, die an diesen Sonntagen arbeiten müssen“, so das damalige Argument von Franz Köchling. Dennoch beschloss der Landtag eine Verdoppelung der verkaufsoffenen Sonntage von vier auf nun acht je Kommune und Geschäft.

Im Ökumenischen Aktionskreis "Ohne Sonntag gibt's nur noch Werktage" arbeiten die evangelische Kirche in Monheim, die katholischen Kirchengemeinden und Verbände KAB, kfd und KKV im Bereich Langenfeld/Monheim mit, um den Sinn des Sonntags stärker ins Bewusstsein der Menschen zu rücken.

Autor:

Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

6 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.