Tach zesammen 14

Wat dr Bur nit kennt

aus dem Ripuarischen übertragen

Eigentlich waren sie mit ihren Essgewohnheiten konservativ – all das moderne Zeug, Pasta und Pizza und Baguettes, alles, was die Leute aus den Ferien mit heranschleppten, war nichts für sie. Der Manes (Hermann) und sein Finchen (Josefine) bevorzugten Bekanntes und Gewohntes. Gemüse und Salat aus dem Garten oder vom Markt, ein ordentliches Stück Fleisch, gewürzt mit Pfeffer, Salz und einem Maggiwürfel – so waren sie stattlich und gesund geblieben.
Aber eines Tages wurden sie zu einem Fest in der Nachbarschaft eingeladen –
Marietta, die Frau von Giuseppe hatte gekocht: ITALIENISCH.
Bei ihnen daheim gabs normalerweise für jeden etwas direkt auf den Teller, an Feiertagen vorher ein Hühner- oder Rindfleischsüppchen und zum Nachtisch ein Joghurt aus dem Pappbecher – gebetet und gegessen - und „auf ist satt!“.
Italiener essen vor dem Essen schon etwas, danach isst man etwas und dann gibt es was zu essen, dann kommt das Essen auf den Tisch – und nachher wird dann wieder was gegessen, bevor der Nachtisch kommt… Das muss man kennen.
Manes und Finchen, als sie diese herrlichen Tomaten mit dem leckeren Käse und dem wunderbaren Grünzeug obendrauf probiert hatten, griffen beherzt zu, ebenso beim lecker-lockeren Brot, und auch das dazu gereichte Kölsch fand ihren Beifall. Als Marietta dann gleich darauf mit der Pasta aufwartete, danach mit der Fischplatte, dem herrlich duftenden Fleisch und dem frischen gemischten Salat die Tafel beschickte, bedauerten die Beiden, dass sie bei den Tomaten schon so ausgiebig zugelangt hatten. Was eben noch ging, schoben sie noch rein, aber als dann am Ende noch die wundervolle panna cotta kam, waren sie leider pappsatt.
Am anderen Morgen schwärmte Finchen immer noch von der Vorspeise, und sie rief Marietta an, um zu fragen, wie denn wohl dieser leckere Käse und das frische Kraut auf den Tomaten hieß. Keine Stunde später stand Giuseppe in der Tür, einen Korb mit reifen Tomaten, einem Paket Mozzarella, einer kleinen Flasche Aceto balsamico und einem Sträußchen Basilikum mit einem freundlichen Gruß überbringend. „Kossete nix!“
Tags darauf musste Manes frische Tomaten besorgen, der Name vom Käse stand auf der Packung, alles kein Angang.
Beim nächsten geplanten Salat war allerdings das Grünzeug ausgegangen und weder sie noch er konnten sich an den Namen erinnern. Marietta erklärte es am Telefon so: „Heisste Basilikum, iste einfach – musse du nur denken an große Kirche – wie San Marco in Venezia….“
Auf dem Weg zum Markt hatte der Manes es natürlich wieder vergessen, wie hilfreich war da doch die Eselsbrücke mit der Kirche. San Marco gibt’s hier nicht, Sankt Gereon, Sankt Ursula….
Abends gabs bei Finchen und Manes Tomaten mit Mozzarella und …. Johanneskraut.

Autor:

Paul Scharrenbroich aus Monheim am Rhein

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