SKFM Monheim
"Obdachlosigkeit verhindern"- kein Schlagwort, sondern praktizierte Wirklichkeit“

Das Foto zeigt von links: Das SKFM-Team Birgit Tunc, Inga van den Bogaard und Lina Kranhold | Foto: privat
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„‘Obdachlosigkeit verhindern‘ ist für den SKFM Monheim am Rhein e.V. kein Schlagwort, sondern praktizierte Wirklichkeit.“ Mit diesen Worten brachte Birgit Tunc, die das Projekt mit ihren beiden Kolleginnen Inga van den Bogaard und Lina Kranhold umsetzt, ihre Tätigkeit auf den Punkt. Sie konnte es auch gleich anhand eines praktischen Beispiels belegen. Da ist Heinz A. (Name geändert), 41 Jahre alt, verheiratet, zwei minderjährige Töchter. Er war als Maler und Lackierer beschäftigt. Dann zeichnete sich eine berufliche Situation ab, mit der er nicht mehr zurechtkam. Zudem erkrankte er an Rheuma und konnte seinen Beruf nicht mehr ausüben. Als weiteres Problem kam der steigende Alkoholkonsum dazu. Bis dann seiner Frau der Kragen platzte und sie ihm „die Pistole auf die Brust setzte“. „Entweder du unternimmst jetzt etwas gegen deine Situation oder wir sind geschiedene Leute.“ Sie forderte ihn auf, die gemeinsame Wohnung sofort zu verlassen.

Was also tun? Für Heinz A. war das der Anstoß, Kontakt mit den Sozialpädagoginnen aus dem SKFM-Projekt „Obdachlosigkeit verhindern“ aufzunehmen. „Nach einem intensiven Beratungsgespräch konnten wir ihm zunächst eine unserer drei ‚Trainingswohnungen‘ als Unterkunft anbieten“, berichtet Birgit Tunc. In solchen Wohnungen, in die bis zu zwei Personen aufgenommen werden können, erhalten die Bewohner eine umfangreiche Betreuung und individuelle Unterstützung je nach Bedarf. Dazu zählen regelmäßige Kontakte aber auch umfangreichere Begleitung zu Ämtern, um entsprechende Hilfen zu bekommen. „Wichtig ist dabei, dass die Betroffenen mit uns zusammenarbeiten und aktiv mithelfen, ihre Lebenssituation zu verbessern. Nur so kann Hilfe zur Selbsthilfe gelingen“, unterstreicht Inga van den Bogaard den Ansatz des SKFM.

Man muss bereit sein, sich helfen zu lassen

Heinz A. sieht das genauso: „Man muss auch selbst bereit sein, sich helfen zu lassen und man muss sich selbst ein Ziel setzen und nicht die Schuld bei den Anderen suchen.“ Und das war auch sein Anliegen: Er wollte sich selbst wieder „auf die Spur bringen“, um zu seiner Familie zurückkehren zu können. In regelmäßigen Beratungsgesprächen reflektierte Heinz A zunächst seine prekäre Situation und verzichtete auf jeglichen Alkohol. Er suchte gemeinsam mit der Sozialpädagogin nach Zukunftsperspektiven. Hieraus entstand sein Wunsch, einen neuen Beruf zu erlernen, um so wieder auf eigenen Füßen stehen zu können. Deshalb beginnt er demnächst mit einer Umschulung. Aufgrund dieser Perspektive und dem Willen sein Leben in den Griff zu kriegen, ist auch der Kontakt zur Familie wiederhergestellt. Heinz A. weiß auch: „Der Prozess des ‚Aufwärtsgehens‘ dauert genauso lange, wie der des ‚Abwärtsgehens‘.“ Man müsse schon Geduld und einen langen Atem haben, um aus einem solchen „Teufelskreis“ herauszukommen. „Jedenfalls bin ich sicher, dass mir dies dank der guten Hilfe des SKFM gelingt“, so Heinz A. Seine Familie hat wieder Vertrauen in ihn und sieht das auch so. Heinz A. zieht derzeit schrittweise zu seiner Frau und den Kindern zurück. Ihm ist bewusst, dass er ohne die Unterstützung des SKFM Monheim alles verloren hätte. Aus eigener positiver Erfahrung empfiehlt er deshalb in Not geratenen Personen, sich an entsprechende Beratungsstellen zu wenden.

Wie Birgit Tunc berichtet, bietet der SKFM Monheim das Projekt „Obdachlosigkeit verhindern“ in Kooperation mit der Stadt Monheim an. Schwerpunktmäßig geht es darum, Wohnungen trotz Mietschulden und vorliegender Kündigung für die Mieter zu erhalten. Personen mit Räumungsklage oder Zwangsräumung werden schriftlich zu einem ersten Beratungsgespräch eingeladen. Folgen sie der Einladung nicht – meist geschehe dies aus Scham oder aus falsch verstandenem Stolz – versuchen die Sozialpädagoginnen über einen Hausbesuch direkten Kontakt zu den Mietern aufzunehmen. „In einem persönlichen Beratungsgespräch erfolgt zunächst eine Analyse der Gesamtsituation. Falls nötig vermitteln wir dann weitere Hilfs- und Betreuungsangebote“, erläutert Birgit Tunc. Bei Mietschulden nehme man unmittelbar Kontakt mit dem Vermieter auf und suche individuell nach Möglichkeiten, die Mietschulden zu tilgen. Vielfach könne so schon die Zwangsräumung verhindert werden. „Wenn dies gelungen ist, kommen meist noch weitere Problembereiche zur Sprache. Falls nötig, vermitteln wir an dann andere Kooperationspartner, die sich individuell der Hilfs- und Betreuungsangebote annehmen, die wir in unserem Fachbereich nicht leisten können“, so Birgit Tunc. Die Nachbetreuung durch den SKFM und die Vermittlung an weitere Beratungsstellen unterstütze häufig die Menschen in ihrer verfahrenen Situation. „Die Betroffenen sollen stabil gehalten werden, damit es eben auch zukünftig nicht wieder zu Mietrückständen kommt.“

Betreuung der städtischen Notunterkünfte

Darüber hinaus betreut das Team von Birgit Tunc auch die obdachlos gewordenen Menschen, aus den städtischen Notunterkünften in der Niederstraße. Hier berate man, vermittele spezielle Hilfsangebote und begleite bzw. betreue die Menschen in diesen Unterkünften. Immer mit dem Ziel: Möglichst bald auf eigenen Füßen zu stehen. Im Übrigen können sich die betroffenen Personen jeden Donnerstag zwischen 13 und 15 Uhr im „Obdachlosen-Café“ im Zöllnerhaus, Rhenaniastraße 1 (Ecke Niederstraße) über ihre Erfahrungen gegenseitig austauschen.
Nähere Infos erhält man bei Birgit Tunc unter Telefon 02173 51731 oder per Mail unter birgit.tunc@skfm-monheim.de. Oder persönlich im Büro der SKFM-Obdachlosenhilfe im Zöllnerhaus, Rhenaniastraße 1, Ecke Niederstraße, jeweils montags bis freitags von acht bis 15 Uhr.

Weitere Informationen über den SKFM Monheim am Rhein e.V. und seine Aktivitäten finden Sie unter www.skfm-monheim.de.

Autor:

Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein

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