Pflanze des Monats: Der Märzenbecher blüht so lange der Wald noch kahl ist

Blüte des Märzenbechers | Foto: G.Hellmann

Pflanze des Monats Februar des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) ist der Märzenbecher – der jetzt in einigen Laubwäldern prächtige weiße Teppiche ausbreitet.

Das bis zu 30 Zentimeter hohe Gewächs ist seiner Zeit immer voraus. Auch wenn der Name auf den dritten Monat im Jahr hinweist - oft schiebt der Märzenbecher schon im Februar seine grünen Blätter aus dem nährstoffreichen, feuchten Lehmboden. Und kaum oben angekommen, bereitet sich die kleine nickende Pflanze mit den weißen, grüngelb getupften Blüten schon wieder auf den Rückzug in die Erde vor.

Denn die auch Frühlings-Knotenblume genannte, sowohl wild wachsende wie in Gärten kultivierte Pflanze ist auf jede Menge Sonnenlicht angewiesen. Und das durchdringt den Laubwald nur bis zum Frühsommer. In dieser Zeit zeigen sich auf waldnahen Feuchtwiesen, in Bachauen, Quellgebieten und Sümpfen Hunderte nach Veilchen duftende Knotenblumen. Oft werben Urlaubsorte mit ihren Märzenbecher-Wiesen und locken staunende Touristen, Wanderer und Radler an. Um die lichtintensive Periode möglichst effektiv nutzen zu können,
hat Mutter Natur der Pflanze eine Blumenzwiebel „untergeschoben“. Dort sind Nährstoffvorräte gespeichert, auf die das Narzissengewächs umgehend zurückgreifen kann.

Doch die Pracht währt nicht lange. Hat der Wald sein Dach einmal geschlossen, das heißt ausgetrieben, müssen Märzenbecher, Schneeglöckchen oder Buschwindröschen ihren „Kurzbesuch“ beendet haben. Dieses enge Zeitfenster muss zum Beispiel ausreichen, um sich von Bienen und Schmetterlingen bestäuben zu lassen. Aufgrund des aktuellen Klimawandels, der längst begonnen hat auch die Natur in NRW zu beeinflussen, verschiebt sich dieses Zeitfenster nach vorne. Dr. Thomas Delschen, kommissarischer Präsident des LANUV: „Unsere Aufzeichnungen zeigen, dass im Vergleich zu 1951 der Frühling in Nordrhein-Westfalen heute etwa 2 Wochen früher eintritt. Die Belaubung der Wälder und ihre Beschattung setzen daher eher ein und reduzieren den Lichteinfall frühzeitiger“.

Ohnehin hat der Mensch schon ausgiebig in den Lebensraum der Frühlings-Knotenblume eingegriffen, indem er Grünland entwässert, aufgeforstet oder versiegelt und Bachauen begradigt und befestigt hat. Auch sind in den letzten Jahrzehnten überall in Mitteleuropa Wiesen und Weiden umgebrochen worden, um vermehrt den Anbau von Futter- und Energiepflanzen wie Mais und Raps zu fördern. Das alles hat dazu geführt, dass der Märzenbecher bereits seit 1986 auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzen steht. Er genießt besonderen Artenschutz und darf weder gepflückt noch ausgegraben werden.

Größere wild wachsende Bestände von einigen tausend Exemplaren findet man nur im Sieger-, Sauer-, Weserbergland und in den Beckumer Bergen. Vor allem in den dortigen Naturschutzgebieten haben sich Märzenbecher und andere seltene Pflanzen und Tiere wieder etwas erholt, tragen zur natürlichen Artenvielfalt bei und gelten als Zeiger für eine intakte Natur- und Kulturlandschaft. Auch um die Frühblüher zu stärken, wird in Nordrhein-Westfalen heute weniger Nadelwald angebaut. Dorthin gelangt zu wenig Licht und die Böden sind oft zu sauer. Dagegen haben die Laubhölzer wieder die Oberhand gewonnen: Ihr Anteil liegt bei 52%. Übrigens eignet sich der Märzenbecher auch für den eigenen Garten. Man sollte ihn aber im Fachhandel kaufen und sich beraten lassen, nicht nur wegen des Artenschutzes: In der Zwiebel der Pflanze steckt ein hoher Gehalt an giftigem Lycorin.

Foto: Märzenbecher, Blüte. © G.Hellmann. Der Abdruck des Fotos ist nur bei Nennung des Autors und in Verbindung mit dieser Pressemitteilung erlaubt und kostenfrei.

Über LANUV: Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen ist als Landesoberbehörde in den Fachgebieten Naturschutz, technischer Umweltschutz für Wasser, Boden und Luft sowie Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit tätig. Mehr: www.lanuv.nrw.de

Autor:

Lokalkompass Kreis RE aus Recklinghausen

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