Rar in Emmerich: bezahlbarer Wohnraum für Rollifahrer

Ist dringend auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum, der für Rollstuhlfahrer geeignet ist: Ursula Heßeling. Foto: Caroline Gustedt
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Die Emmericherin Ursula Heßeling ist ratlos. Sie ist aufgrund einer Erkrankung an den Rollstuhl gefesselt, lebt von einer Rente. Kürzungen von Unterhalt, Streichung von Sozialleistungen… Ihre inzwischen barrierefreie Wohnung, die sie mit eigenem finanziellem Aufwand für ihre Bedürfnisse hergerichtet hat, kann sie jetzt nicht mehr finanzieren. Aber bezahlbare, behindertengerechte Wohnungen sind in Emmerich nicht zu haben.
Bis zu meinem Besuch bei Ursula Heßeling war ich naiverweise der Auffassung, meine Gesprächspartnerin wohne im Erdgeschoss.. Das ist nicht der Fall. Mit einem winzigen Aufzug - ich frage mich, wie hier ein kapitaler ‚Rolli’ überhaupt hinein passen und manövriert werden soll – geht es in den 3. Stock. Keine Teppiche, eine behindertengerechte Küche…

Auch mit einem normalen Badezimmerspiegel kommt man nicht klar, wenn man Rollifahrer ist. Deshalb hat sie sich dort einen absenkbaren Spiegel installieren lassen. Ursula Heßeling erkrankte während ihrer Ehe, ist inzwischen geschieden. „Vom damals gemeinsam angeschafften Haus habe ich keinen Cent gesehen, lebe jetzt von meiner Rente“, schildert sie ihre Situation. Schon nach dem Auszug aus dem bereits behindertengerecht gebauten Eigenheim dauerte es lange, bis sie überhaupt in Emmerich eine für Rollstuhlfahrer geeignete Wohnung fand. Die Wohnungen der Emmericher Bau Genossenschaft an der Baustraße/Ecke Paterstege wurden 1998 bezugsfertig – hier fand Ursula Heßeling eine halbwegs barrierefreie Wohnung, die mit Wohnberechtigungsschein für sie auch bezahlbar war.

Inzwischen sind die Fördermittel ausgelaufen, die Miete und die Nebenkosten steigen stetig. „Nach den aktuellen Mietsteigerungen geht die Rente fast ganz für die Miete und Nebenkosten darauf. Zum Leben bleibt da kaum noch etwas “, ist Heßeling ratlos, wie es weitergehen soll.
Hinzu kommt noch, dass die neue Rechtsprechung in Sachen Geschiedenenunterhalt sie noch zusätzlich hart trifft: Nur ein paar Euro bekommt sie seit dem 1. Januar noch an Unterhalt. Bereits seit Jahren sucht die Emmericherin nach passendem, barrierefreiem und für Rollstuhlfahrer bezahlbarem Wohnraum. Nichts Luxuriöses. Gerne auch kleiner als die knapp 70 m², die sie jetzt bewohnt. Ohne Ergebnis, und das zerrt an den Nerven.

Zunächst glaubte sie, im Altenpflegezentrum Willikensoord im betreuten Wohnen Willikensoord eine Wohnung gefunden zu haben. „Der Antrag auf Ausstellung eines Wohnberechtigungsscheins war von den Mitarbeiterinnen ausgefüllt, und ich machte mir darüber Gedanken, wie ich die vorhandenen Handicaps auf eigene Kosten noch hätte beseitigen können.
Schließlich war die angebotene Wohnung zwar seniorengerecht, aber für Menschen im Rollstuhl nicht barrierefrei“, erinnert sich Ursula Heßeling.

Eigentlich war alles klar, und die Einrichtung und ich ich hatten die Wohnung schon zugesagt. Als ich dann darum bat, dass ich meinen absenkbaren Bad-Spiegel aufhängen müsste, machte die Einrichtung einen Rückzieher. Der Hausmeister hielt es für schwierig, die vorhandene Spiegelkonstruktion gegen meinen behindertengerechten Spiegel auszutauschen…“

Der Traum von einer kleinen, zentral gelegenen Wohnung für Rollstuhlfahrer war zerplatzt. Jetzt hofft Ursula Heßeling darauf, dass die Planer wenigstens bei der Gestaltung des Neumarktes dem Bedarf an für Rollstuhlfahrer geeigneten, bezahlbaren Wohnungen Rechnung tragen.
„Der Kreis hat mir auch die monatlichen Frei-Kilometer gestrichen, so dass ich jetzt den Transportdienst der hiesigen Taxiunternehmen für Rollstuhlfahrer in Anspruch nehmen und aus der eigenen Tasche bezahlen muss, wenn wir einmal irgendwo hin fahren, Freunde besuchen oder an einer Veranstaltung teilnehmen möchten.
Um wenigstens mal das Haus verlassen zu können, ist eine zentrale Wohnlage für Rollstuhlfahrer wichtig. Ursula Heßeling gibt nicht auf, sucht ständig die Zeitungen nach rollstuhlgerechtem Wohnraum ab, ist mit der Stadt in Kontakt…bislang ohne Erfolg! „In Bayern oder im Nachbarland Holland geht man besser mit Rollstuhlfahrern und Behinderten um!“

Autor:

Caroline Büsgen aus Emmerich am Rhein

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