Spaltung der Gesellschaft
Was ist Faschismus?

Foto: pixabay

"Faschismus ist a priori erstmal nicht Rechts, was immer auch mit Rechts bezeichnet wird. Faschismus heißt erstmal Bündel. Das heißt: Eine Gruppe der Gesellschaft bündelt sich um ein bestimmtes Argument herum, und schließt diejenigen aus, die sich nicht um dieses Argument herum bündeln wollen. Das ist Faschismus. Das hat erstmal mit Rechts nichts zu tun, ganz egal um welches Argument herum sich diese Gruppe bündelt. Jedenfalls ist das der Prozess einer moralischen Schließung – wir bündeln uns um dieses Argument herum. Bei Corona was das: Wir müssen uns schützen, wir müssen uns impfen. Jetzt bündeln wir uns – wir sind alle gegen Rechts. Die, die das nicht mitmachen wollen, die sind draußen. Das ist jetzt erstmal nach Ferdinand Tönnies gesprochen genau der Übergang zwischen einer offenen Gesellschaft zur geschlossenen Gemeinschaft und schon damit die Erosion der Demokratie, weil die Demokratie eine offene Gesellschaft voraussetzt, nämlich eine Gesellschaft mit Meinungsfreiheit, mit Wissenschaftsfreiheit usw. D.h. – Es gibt ja auch diesen Spruch: Man kann in schlechter Gesellschaft sein, aber nicht in schlechter Gemeinschaft – warum? – weil die Gemeinschaft die Schlechten schon vorher ausgesondert hat. Und das ist ja jetzt genau der Prozess des Ausschlusses – die AfD muss raus und alle, die man als rechts bezeichnet, müssen irgendwie raus, weil die „Guten“, der Aufstand der Anständigen wird das ja jetzt genannt, sich jetzt eben bündelt um dieses Argument herum „Wir sind gegen Rechts“, ohne dass das irgendwie definiert wurde, was das eigentlich heißt, gegen Rechts zu sein. Damit will ich sagen: Man könnte strukturell sagen, dass der Prozess der da passiert, also der Bündelungsprozess und der Ausschlussprozess de facto, wenn man das so will, ein faschistoides Argument in sich selber hat. Es gibt ja auch von Sheldon S. Wolin dieses Buch „Umgekehrter Totalitarismus“ -d.h. die These oder Hypothese wäre, dass die, die da behaupten, sie retten die Demokratie, im Grunde das Gegenteil machen, weil sie sich nämlich bündeln, um ein bestimmtes Argument - akzeptieren, dass andere ausgeschlossen werden, was strukturell Ausschluss, also gruppenspezifischer Ausschluss ist ja de facto ein protofaschistisches Element einer Gesellschaft. Und das geht ja sogar soweit, dass man jetzt eben z.B. den Entzug von Bürgerrechten fordert, bei Björn Höcke den Entzug von Bürgerrechten. Das ist natürlich per se komplett antidemokratisch, d.h., dass die, die aufstehen um die Demokratie zu verteidigen, im Grunde strukturell antidemokratische Züge haben."
Quelle: Video Ulrike Guérot

Autor:

Klaus H. Richter aus Rheinberg

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