Der Kern des Brennereiwesens

Er ist Schwelmer durch und durch und als solchen hat es das über Jahre aktive Mitglied im Verein für Heimatkunde immer geärgert, dass noch nie etwas über das Brennereiwesen in seiner Heimatstadt geschrieben wurde. Das hat Ernst Schmidt jetzt nachgeholt: Kurz vor Weihnachten erscheint im Kaltenbach-Verlag sein Buch „Branntwein - die Schwelmer Geschichte vom Brennen“.
Akribisch hat der 76-Jährige dafür in den vergangenen zwei Jahren recherchiert und sein Buch in drei Teile gegliedert: Anhand einer historischen Steuerliste, die ihm Detlev Weinreich vom Stadtarchiv zur Verfügung stellen konnte - „dafür kann ich ihm nicht genug danken“, betont Schmidt -, geht es im ersten Abschnitt um eine Ortsbegehung, in der alle Häuser dokumentiert sind, in denen vor Jahrhunderten gebrannt wurde.
Das war in den Städten per Erlass erst seit dem Jahr 1653 erlaubt. „Wegen der anfänglich noch enthaltenen giftigen Öle im Branntwein wurden die Schwelmer Schnapshersteller damals noch ‚Fuselbrenner‘ genannt“, erzählt Ernst Schmidt.
Die älteste Brennerei in Schwelm entstand in den 1680-er Jahren und gehörte der Familie Braselmann. Sie stand im Bereich der oberen Bahnhofstraße (heute Märkischer, zuvor Schollenplatz) und blieb über Jahrzehnte in Familienhand. Erst dem großen Stadtbrand von 1722 fiel das Gebäude zum Opfer, wurde aber im Anschluss wieder aufgebaut.
Das Aus der Braselmann‘ schen Brenntradition kam in den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts, als sich das Unternehmen offenbar Ärger mit den Steuerbehörden einhandelte.
Ernst Schmidt ist in diesem Gebäude aufgewachsen: „Als Kinder haben wir auf dem Dachboden alte Reklameschilder und Schnapsgläschen unter einer dicken Staubschicht gefunden“, erinnert er sich lächelnd: „Nur Kenner trinken Braselmänner“ lautete der Werbeslogan der Schnapsbrennerei, der auf Metalltafeld gedruckt Schmuck zahlreicher Gaststätten war. Das Haus, in dem Ernst Schmidt seine Kindheit verbrachte, wurde beim Bombenangriff 1945 endgültig zerstört.
Der dritte Teil des Buches von Ernst Schmidt ist schließlich der Geschichte der von Caspar Levering gegründeten Brennerei gewidmet. „Die haben den längsten Atem gehabt und bis in die 90-er Jahre Schnaps gebrannt“, sagt der Buchautor, der vielen Schwelmern aus seiner Zeit als Lehrer an der Realschule bekannt sein dürfte.
Er hat einen spannenden Blick zurück in die über 300 Jahre alte Brennereigeschichte seiner Heimatstadt geworfen und damit eine Lücke in der Geschichtsschreibung geschlossen: Für interessierte Historiker sicherlich das passende Geschenk zum Weihnachtsfest.

Autor:

Britta Kruse aus Schwelm

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