Unser Vater

seine Lieblingstasse
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Seine Lieblingstasse

Liebling, so steht es geschrieben
auf der Tasse, die mir vom Vater geblieben.
Bunte Rosen mit goldenem Rand,
frühmorgens er daraus seinen Kaffee trank.

Westfälisch groß, stark, blond und süß
hat ihn der Kaffee motiviert
mit der 1. Zigarette, bevor der Hahn krähte,
dass er im Dunkeln sich schon auf den Weg zur Arbeit bewegte.

Zuvor stochte er im Herd das Feuer an,
damit es für die Familie mollig warm war.
Und war einmal im Monat der große Waschtag,
auch im Keller er das Feuer anfacht.

Danach ging es zum Bahnhof, wo die Bimmelbahn abfuhr,
für manchen Kollegen gab es einen kurzen Gruß nur.
Nach einem Schlummer von 30 Minuten
durfte er sich beim Fellhandel sputen,
um nachmittags beim 2. Job
als Metzger weiter zu malochen, fröhlich und flott.
Und ich vergess nicht auf der Kirmes den Bratwurststand,
der uns jedes Jahr zum Familienurlaub verhalf.

Fleissig war er, stets gut gelaunt,
hat geliebt seine 4 Kinder und seine Frau.
Das größte Vergnügen für ihn war
der Sonntagsausflug mit uns Kinderschar.

Und als er das erste Auto nannte sein eigen,
da wollte er uns am liebsten die ganze Welt zeigen.
Von der Nordsee bis in die Berge - nichts war ihm zu weit -
in den kleinen Käfer passten alle samt Gepäck mit hinein!

„Unser Carlchen“ - so wurde er liebevoll genannt
von drei älteren Schwestern, ein Leben lang.
„Unser Vati“, voll Liebe und Vertrauen
konnten wir als Kinder zu ihm aufschauen.
Harte Worte, Schläge oder schelten,
das passte nicht in seine harmonische Welten.

Böses hatte er im Krieg genug erlebt,
Gefangenschaft und Not hatten auch ihn geprägt.
Daheim wollte er als Vater dafür sorgen,
dass seine Lieben geschützt waren, jeden Morgen.
Auf seine Kinder blickte er mit echtem Vaterstolz,
sie waren sein Alles, sie waren aus seinem Holz!

Seine große Leidenschaft die Feuerwehr war,
die Kameradschaft dabei über allem stand.
Fing die Sirene tags oder nachts an zu heulen,
dann sah man unseren Vater zu Hilfe eilen.
Mit den Kameraden der Feuerwehr, Jahrzehnte lang,
immer das Löschen der Brände gelang!

„Oh mein Papa“ sein Lieblingssong war,
es drückte aus, wie er sich sah.
Das „Lied der Wolga“ und manch Liebeslied
ihm das Wasser in die Augen trieb.

Er liebte Kaffee und Kuchen, am Feierabend manchmal ein Bier,
qualmte wie ein Schlot, lief neben jeder Blasmusik her,
war sentimental, gab großzügig sein letztes Hemd,
konnte Geschichten erzählen, sehr eloquent.

Fröhlich schaute er in die Welt,
immer zu einem Späßchen bereit.
Die Tasse erinnert mich jeden Tag
an unseren Vater, als er noch bei uns war.
Und so lebt er in meinen Gedanken weiter:
warmherzig, qualmend, liebenswert und heiter!
                                                   (B. Kando 2017)

Autor:

Barbara Kando aus Schwelm

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