Neues aus Soroti (Uganda)....von Zora

Hochzeitstorten der ersten Hochzeit | Foto: Zora Luhnau
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Schon wieder sind drei Wochen meiner Zeit hier in Uganda um.

Die Zeit rennt und rennt und es gibt so vieles zu erleben und entdecken.
In den letzten Wochen kam ich der ugandischen Kultur ein bisschen näher um genau zu sein ugandischen Hochzeiten und Beerdigungen.

Es begann mit dem Todesfall des Vaters einer unserer Kolleginnen, der gleichzeitig aber auch der ehemalige anglikanische Bischof der Diözese Soroti ist.
Aufgrund seiner Popularität waren gesamte Zeitungen gefüllt mit Artikeln über den Verstorbenen und der tote Körper wurde durch die ganze Region transportiert, damit alle von ihm Abschied nehmen konnten.

Auch in Soroti fand eine große Trauermesse statt zu der ca. 2000 Menschen aus der ganzen Region kamen. Manche hatten ihre letzten Ersparnisse für die Anfahrt ausgegeben und so waren die Kapazitäten der aufgestellten Zelte und Stühle vollkommen überlastet.
Viele standen aber auch um das rechteckige Arrangement herum um an der fünfstündigen Messe teilzunehmen.
Ich hatte Glück und saß mit einigen Müttern und meiner Mitfreiwilligen Paloma bei der Mothers Union.
Ich war sehr gespannt darauf zu sehen, wie solch ein Abschied von einer Prominenz von statten gehen würde, da ganz Soroti zuvor Kopf stand und beispielsweise die meisten Frauengruppen in der Woche nicht stattfanden, da den ganzen Tag in der Kirche getrauert und gebetet wurde.

Insgesamt war ich ein bisschen enttäuscht, fand ich den Abschied aus meiner westlichen Sicht ein wenig kühl und wäre man in der Schule, würde ich die Messe „Thema verfehlt“ beschreiben.
Sie zog sich zwar mehr als fünf Stunden hin und in dieser Zeit wurden ausschließlich Reden gehalten und vereinzelt Lieder gesungen aber es kam keine richtige Trauerstimmung auf, eher eine Art Teilnahmslosigkeit.
Viele der Gäste spielten an ihren Handys, telefonierten, standen zwischendurch auf, lasen Zeitung, lachten und unterhielten sich.
Nur die wenigsten hörten zu, was vorne auf dem Podium gesagt wurde oder nahmen es überhaupt war. Zumindest wirkte es so.
Nun zu den Predigten und Reden, die von Familienangehörigen, kirchlichen Oberhäuptern und anderen Menschen aus dem nahen Umfeld des Verstorbenen gehalten wurden.
Einige waren auf der in der Region üblichen Sprache Ateso und verstand ich deshalb nicht, doch der Großteil war auf Englisch.
Thema der meisten Reden war die Schlange, da der Bischof an einem Kobrabiss starb.
Der derzeitige Bischof beispielsweise predigte eine Stunde lang über die von Grund auf schlechte Schlange und belegte das an Bibelstellen und anderen Erzählungen.
Nicht ein einziges Mal ging er auf die Person des Bischofs ein, sondern ergänzte seine Rede noch durch eine Hetzpredigt gegen das Volk der Karamojan aus Norduganda, bei der mir der Zusammenhang bis heute noch schleierhaft ist. Andere Redner sprachen davon, wie man sich gegen Schlangen wehren kann und was im Falle eines Bisses zu tun sei.
Einige wenige sprachen dann doch noch zumindest wenige Sätze über den Toten und ein kleiner Anteil der Trauergesellschaft war wirklich am trauern.
Ich bin froh, diese Erfahrung gemacht zu haben, dennoch befremdet mich diese Art von Lebe- wohl- Sagen.
Ich hätte mit einem fröhlichen Fest oder einem sehr traurigen, aber nicht mit dieser Gleichgültigkeit gerechnet.

Die nächsten beiden Festlichkeiten waren dann fröhlicherer Natur, es handelte sich nämlich um zwei ugandische Hochzeiten.
Doch ugandische Hochzeit ist nicht gleich ugandische Hochzeit, es gibt unterschiedliche Arten der Zelebrierung.
In die erste war ich direkt involviert, gehörte ich doch zum Dekorationsteam der Kirche.
Mit Paloma und drei anderen Müttern schmückte ich die Kirche sehr kitschig in silber und pink mit vielen Herzen.
Die Zeremonie glich der deutschen in den meisten Teilen, dennoch gibt es in Uganda keinen Kuss nach der Trauung sondern bloß eine Umarmung und die Hochzeitsgesellschaft der Braut betritt die Kirche erst, wenn der Bräutigam samt Anhang bereits Platz genommen hat.
Auch die Garderobe des Festgesellschaft ist mit der deutschen zu vergleichen, die Brautjungfern trugen die gleichen Kleider und die Braut war in ein weißes Glitzerkleid mit Schleppe gehüllt.
Ob einem das nun gefällt oder einem zu kitschig ist, bleibt jedem selbst überlassen.
Der einzige Part der für mich nicht ins Bild passte, war die Rede des Bischofs. Wieder einmal hetzte er gegen Karamoja und glich eher einem nach beifallheischenden Kabarettisten als einem Bischof der eine Hochzeitsrede hält.
Sein weiteres Hauptthema war die in seinen Augen sündige Homosexualität und die dadurch entstehende Bedrohung für die Ehe.
Diese Ansicht vertreten hier viele und wenn ich meinen Standpunkt darlege, ernte ich nur selten Toleranz oder gar Verständnis.
Der restliche Tag wurde in einem nahegelegenen Veranstaltungsort verbracht, in dem die 700 - 800 Gäste speisten, tranken und feierten.
Es waren Leinwände zur Videoübertragung des aktuellen Geschehens aufgebaut, pink und hellblau geschmückte Pavillons waren Teil der sehr pompösen Dekoration.
Natürlich durfte eine riesige Hochzeitstorte nicht fehlen und auch in Uganda ist der Anschnitt ein Höhepunkt des ganzen Fests.
Die Hochzeit wurde noch durch weitere special effects wie eine rosa Rauchbombe, andere Feuerwerkskörper, Audioeinspieler und zahlreiche Playbackshows bereichert.
Die zweite Hochzeit war ziemliches Kontrastprogramm zur ersten, relativ westlichen gestalteten, da sie traditionell in einer dörflichen Gegend gefeiert wurde.
Nach einer langen Fahrt über Straßen, die eher Trampelpfaden glichen, vorbei an wunderschöner Landschaft kamen wir in einem kleinen Dorf an, in dem wir von trillernden Frauen und einer riesigen Meute von Kindern begrüßt wurden und in ein Zelt aus Bananenblättern gebracht wurden.
Das Zelt war zweigeteilt, eine Seite für die nahen Angehörigen der Braut und eine für die des Bräutigams.
Das nun folgende Prozedere lässt sich als vermeintliches Verhandeln zwischen den beiden Vorsitzenden der jeweiligen Parteien über die Höhe der Mitgift beschreiben.
Diese Inszenierung dient aber nur der Unterhaltung der Gäste, da die eigentliche Höhe schon vor der Hochzeit fest steht.
Anders als ich es bisher kannte, muss hier der Mann die Mitgift mit in die Ehe bringen und nicht die Frau.
Die Mitgift besteht in den meisten Fällen aus Kühen, Ziegen, Gänsen und Geld. Die Tiere besichtigten wir während des Verhandelns, da auch die Qualität der Tiere eine große Rolle spielt.
Nach Übereinkunft beider Parteien gab es für alle viel Pilau (Reis mit Fleisch, gewürzt mit Lebkuchengewürzen), Reis, Atapa (Knetartige Masse aus Hirse und Maniokmehl), Eboo (bitterer Spinat) in Erdnusssoße und Ziege zu essen.

Nach dem Essen gab es eine Pause, in der wir uns auf die Suche nach dem Brautpaar machten, welches bis zu dem Zeitpunkt noch nicht erschienen war.

Als es dann aus einer der Rundhütten trat, waren wir ein wenig enttäuscht.
Sie hoben sich weder durch Kleidung noch durch ihr Verhalten von den anderen Gästen ab.
Als der Brautvater eine Rede hielt und alle Gäste vorstellte, saßen sie getrennt voneinander inmitten ihrer Gäste und spielten an ihren Handys herum oder unterhielten sich mit ihren Nachbarn.
ie strahlten auch keinerlei Liebe aus, schauten sie sich nicht ein einziges Mal an oder ähnliches.
Leider mussten wir am Abend schon vor dem großen Tanzfest gehen.
Ich hoffe beim nächsten Mal erlebe ich auch das noch mit.

In Uganda spielen Hochzeiten eine große Rolle und es gibt noch viele andere Bräuche, deshalb kann ich schon jetzt die nächste Hochzeit kaum erwarten.

Aparan Na ajokan (einen schönen Tag auf Ateso)
Zora Luhnau

Weitere Informationen und Berichte gibt es auf meinem Blog www.365xafrika.wordpress.com

Autor:

Gudrun Körber aus Schwerte

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