Erstes Job-Speed-Dating für Jugendliche mit Behinderung in Dortmund

Melissa Adem und Daniel-Joel Meißner nutzten das Job-Speed-Dating, um sich über Handwerksberufe im Elektrobereich zu informieren. | Foto: LWL/Rütershoff
  • Melissa Adem und Daniel-Joel Meißner nutzten das Job-Speed-Dating, um sich über Handwerksberufe im Elektrobereich zu informieren.
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"Meine halbe Familie ist bei der Post angestellt, ich würde auch gerne dort eine Ausbildung machen", sagt der 17-jährige Dean Böhnisch. Der Jugendliche mit einer Sehbehinderung geht in die 10. Klasse der Bochumer Werner-von-Siemens-Schule und will sich auf dem ersten Job-Speed-Dating für Jugendliche mit Behinderung bei der Deutschen Post DHL Group vorstellen. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat, gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit, zum ersten Mal dieses Job-Speed-Dating veranstaltet. In der Arbeitswelt begegnen Menschen mit Behinderung vielen Vorurteilen. Einen Job für sich zu finden, ist nicht leicht. Um die Hürden zu verkleinern, begleiteten die Integrationsfachdienste (IFD) im Auftrag des Integrationsamtes Westfalen die Jugendlichen bei ihrer Suche nach einer Anschlussperspektive nach der Schule. Dies fand im Rahmen der NRW-weiten Berufsorientierung nach KAoA-STAR statt.

In der Aula der Rheinisch-Westfälischen Realschule in Dortmund haben sich Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Branchen platziert. Mit dabei sind einerseits Großunternehmen wie E.ON, die Deutsche Telekom AG oder das Justizministerium NRW, doch auch drei regionale Inklusionsbetriebe stellen sich vor. Helmut Gerosa von der Großkundenberatung der Bundesagentur für Arbeit ermutigt die etwa 120 nervös wirkenden Schülerinnen und Schüler, aber auch die Firmen, ihre Hemmungen abzulegen. In lockerer Atmosphäre sollen beide Seiten schnell und persönlich ins Gespräch kommen, um dann Betriebspraktika oder auch weitere betriebliche Perspektiven zu vereinbaren.

Ausbildungsleiterin Diana Klömpken vom Technologiekonzern 3M hat vier ihrer Auszubildenden mitgebracht, die den Jugendlichen aus ihrem Arbeitsleben berichten und ihnen so einen direkten Eindruck vermitteln können. "Gute Noten und Motivation spielen für eine Einstellung natürlich eine wichtige Rolle", verrät Diana Klömpken. "Doch wenn uns jemand super sympathisch ist, versuchen wir auch, die Dinge passend zu machen."

Dinge passend machen: Darum geht es auch dem LWL-Integrationsamt Westfalen. "Wir wünschen uns, durch dieses Job-Speed-Dating die Jugendlichen mit den Firmen zusammenzubringen, sie zu vernetzen und Zugang zu möglichen Praktika zu verschaffen, um Berufsbilder kennenzulernen", sagt Christian Niemand, der sich um die Kontaktherstellung der Inklusionsbetriebe kümmert. Für die Zukunft wünsche er sich, dass Job-Speed-Datings für junge Menschen mit Behinderung zu einer regelmäßigen Einrichtung werden und diese auch mal im Münsterland stattfinden. Denn die Stimmung bei den Job-Dates ist gut, die Gespräche sind locker: Wenn jemand kein Interesse an der Stelle oder seinem Gegenüber hat, sagt er das einfach.

Zum Dortmunder Speed-Dating haben sich die Jugendlichen aus den Städten Gelsenkirchen, Bottrop, Gladbeck, Dortmund, Hagen, Ennepe-Ruhr, Bochum und Herne mit den unterschiedlichsten Behinderungen wie z.B. Hör- oder Sehbehinderungen auf das Zusammentreffen mit den Arbeitgebern gut vorbereitet. Alle haben sie ihren Lebenslauf und ihr Bewerbungsschreiben dabei, manche haben sich auch besonders schick gemacht. Der berufliche Werdegang der Bewerber ist vielfältig: Einige der Jugendlichen stehen kurz vor dem Abitur, andere wiederum besuchen die 9. Klasse.

Mit dem Gesprächsverlauf ist auch Dean Böhnisch sehr zufrieden. Zufrieden sind auch die Bochumer gehörlosen Schüler Melissa Adem und Daniel-Joel Meißner aus der LWL-Förderschule "Schule am Leithenhaus", die sich beide für einen Handwerksberuf im Elektrobereich interessieren und sich bei der Netzservice-Gesellschaft Westnetz GmbH vorgestellt haben. "Ich hatte nicht erwartet, direkt ein Angebot für eine Ausbildung zu bekommen", sagt der 16-jährige Daniel-Joel. Seine Motivation, einen Job bei der Firma zu bekommen, ist groß. "Es wäre toll, wenn das klappt."

Autor:

Helmut Eckert aus Schwerte

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