1990 – der geburtenstärkste Jahrgang Deutschlands

Im Jahr des der deutschen Einheit 1990 wurden in der vorherigen DDR Millionen Menschen neu geboren, sagten sich los von ihrer Vergangenheit und liefen dem Neubeginn ihres Lebens entgegen.
Da war es nahezu unnatürlich, wenn man die eigene Lebenszeit auch als Erfahrungsschatz und gelebte Qualität nicht vergessen lassen wollte.

28 Jahre danach stelle ich fest, dass so Manches, was in der DDR gut und erhaltenswert für die „neue BRD“ gewesen war, wieder ins Gespräch kommt, als neu oder moderne Richtung – natürlich mit neuem Namen - angeboten wird.

Übertrieben könnte man meinen, dass wir in wenigen Jahren wieder wie in der DDR sind.
Ja, diese Bemerkung ruft freilich Gegenwehr hervor. Doch meine ich nicht das System der DDR sondern das Wiederkommen vieler Dinge, die man bei der „Einheit“ ruhig hätte übernehmen können und lebens/erlebenswert waren und auch heute wichtig sind/werden.

Die 1990 „Neugeborenen“ erinnern sich natürlich daran, wollen es aber nur schwer einräumen, weil sie ja gefragt werden könnten, weshalb sie das Gute nicht verteidigt haben?

Ich kann mich daran erinnern, wie mir „Einheit“ ausgeredet und mit Lächeln der „Beitritt der DDR“ beton wurden. Das wurde verschärft dadurch, dass wir DDRler froh sein müssten, in die BRD aufgenommen worden zu sein, wobei nur alles aus der DDR geprüft werden musste, ob es dafür ein Beibehalten/Übernehmen gäbe. Auch bissiges „Beitritt der Zone“ ist mir noch erinnerlich.

Nun, nach 28 Jahren der „neuen BRD“, fehlt wahrhaftig noch viel, um von einer vollständigen „Einheit“ sprechen zu können.
Noch immer lebt der deutsche Kapitalismus davon, seine „Neuen Länder“ und die der „alten BRD“ in ihren Unterschieden zu belassen, gleiches Geld für gleiche Arbeit weitestgehend nur im Wort zu führen, wie auch Gleichberechtigung von Mann und Frau ebenso ein verbales Ziel des Grundgesetzes zu lassen.

Alles wahrhaft Gute der letzten 28 Jahre für das gesamte Deutschland ist eine echte Lebensbereicherung.
Doch steht dagegen die politische Entwicklung, die der Zeit vor dem Faschismus immer mehr ähnelt. Die Menschen haben nicht gelernt, weil sie sich der darin steckende Gefahr nicht ernsthaft und entschieden entgegenstellen.
Ich möchte nicht, dass es wieder ein Jahr großer Anzahl von „Neugeborenen“ gibt und die Demokratie in Deutschland höchstens der Erinnerung zugerechnet wird.

Noch ist es Zeit, aufzustehen und das demokratische Heute zu verteidigen.
(Sich einigeln, das als erfolglos deklarieren, die negative Entwicklung nicht als sooo schlimm zu werten, bringt nix. Auch "da müsste man mal" ist falsch, weil es die eigene Mitverantwortung von sich weist.)

Autor:

Uwe Zerbst (Gotha/Thüringen) aus Alpen

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