Arthouse Nowodworski - Rauminstallation "Habitat" bis zum Sommer geöffnet
Das Leben passt in einen Spind

4Bilder

Von St. Reimet Die Fantasie stimulieren, den Betrachter zum Nachdenken bringen sind Ziele der Kunst, beides gelingt dem Künstlerpaar Frauke und Dietmar Nowodworski mit ihrer neuen Rauminstallation Habitat auf plakative Weise. Dem Betrachter stellen sich Fragen zum Leben der „Andern“ und auch auf die Zukunft unseres Planeten wirft die aktuelle Ausstellung im arthaus:nowodworski einen nachdenklichen Blick.

Nach dem Erfolg der Bilderausstellung „Lost Places“ des Unnaer Fotografen Henryk Brock stellte sich für das bekannte Künstlerduo die Frage, welches Thema den Anschluss bilden sollte. Jetzt steht der Mensch und was sein Leben charakterisiert im Mittelpunkt. „Denn Menschen werden heute auch Lebensräume genommen“, erklärt Dietmar Nowodworski. Und meint auch die Situation von Migranten, doch nicht ausschließlich. Fast jeder ist Zwängen in Beruf, Gesellschaft oder Familie ausgesetzt und geht damit auf seine ganz eigene Art um. Für die Lebensumstände stehen Utensilien fiktiver Individuen aus dem Querschnitt unserer Gesellschaft. Schrankspinden nachempfunden sind Gefache, in denen ihre Habseligkeiten zu sehen sind. Manchmal zweifelt der Betrachter schon am Namen, denn ob Teenager Desiree wirklich so heißt oder ein youtube-Image ist, bleibt offen. Deutlich wird, in schrillen Farben und greller Aufmachung will sie nichts anderes, als ihre üble Kindheit vergessen. Wie gegensätzlich der Lebensweg verlaufen kann zeigt sich an den Habseligkeiten eines ehemaligen Universitätsprofessors. Nach einer Krankheit verdient er seinen Lebensunterhalt mit Pfandflaschen. Von seinem früheren stilvollen Leben zeugen Bücher und Lesebrille.
Wie nah die Charaktere an der Realität sind mag jeder für sich entscheiden. Welch erschreckende Lebenssituationen aber in der Gesellschaft präsent sind zeigt etwa das Gefach von N. Bogdanow , sie arbeitet im Rotlichtmilieu. Nach der Flucht aus der Ukraine muss sie ihre Familie dort unterstützen. Dass sie religiös ist und ihre Kinder vermisst geht in der Realität oft unter.
„Menschen sollte man nicht nach dem ersten äußeren Eindruck beurteilen“, appelliert das Künstlerpaar. Erst wenn Situationen hinterfragt werden, komme das „Wahre“ zum Vorschein.
Fidschi-Wasser
Von den Einzelnen führt die Installation zur Natur. Ein Fach ist unserem Planeten Erde gewidmet. Volle Wasserflaschen baumeln an Fäden, unspektakulär nur auf den ersten Blick. Denn das Trinkwasser stammt von den Fidschi-Inseln. Das Wasser ist bei vielen Jugendlichen derzeit angesagt. Der Transportweg, der über England in deutsche Getränkemärkte führt, schadet der Natur jedoch ungleich mehr. Wie beansprucht diese bereits ist, symbolisiert ein Globus, erdrückt von Plastikmüll. Wie sich Natur trotzdem Raum verschafft, auch das zeigt „Habitat“. In der eigenen Werkstatt hergestellte kinetische Skulpturen umfassen die Rauminstallation.
An bislang zwei Öffnungsterminen sahen mehr als 250 Besucher die Ausstellung. Ab April gibt es weitere Besuchstermine und individuelle Führungen bieten die Künstler nach Absprache an.
Öffnungszeiten arthaus:nowodworski: 3. März, 7. April, 5. Mai, 2. Juni, 7. Juli, 4. August, 1. September jeweils 13 bis 18 Uhr, der Eintritt ist frei.
Tipp: Die hintergründigen kinetischen Skulpturen der Nowodworskis werden vom 6. bis 10. März im ARTLETstudio Münster (Gallery of Contemporary Art) im Rahmen der ART & ANTIK im Messe-Centrum der Halle Münsterland gezeigt.

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

8 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.