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Stadtheimatpfleger Wolfgang Patzkowsky zeigt uns seine Lieblingsplätze

"Hier lässt es sich aushalten"  Wolfgang Patzkowsky auf einer Bank vor dem Buhre-Haus.           Foto: Jörg Prochnow
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  • "Hier lässt es sich aushalten" Wolfgang Patzkowsky auf einer Bank vor dem Buhre-Haus. Foto: Jörg Prochnow
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Fragt man Wolfgang Patzkowsky nach seiner Definition für den Begriff Heimat, muss der gelernte Betriebswirt nicht lange überlegen. „Heimat bedeutet für mich Bodenständigkeit und Vertrauen. Gerade in der Zeit der Globalisierung suchen die Menschen nach etwas Überschaubarem“.

Der Begriff Heimat, das weiß auch Wolfgang Patzkowsky, wird zurzeit nur zu gerne für politische Zwecke genutzt. Für ihn selbst geht es dabei allerdings ausschließlich darum, bestimmte Dinge zu bewahren und sie den kommenden Generationen zugänglich zu machen. Und darin sieht er auch unter anderem seine Aufgabe als Stadtheimatpfleger. Jungen Menschenunter dem Begriff „Heimat“ ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu übermitteln.

Angefangen hat der heute 66-Jährige damit vor über 30 Jahren als Ortsheimatpfleger in Unnas Westen. Helmut Kleiböhmer, der damalige Kreisheimatpfleger sprach ihn damals an, die Nachfolge von Peter Kracht anzutreten. Sein Mentor war zu dieser Zeit Unnas Stadtarchivar Willi Timm.

Geschichtsschreibung begann in den Siebzigern

Trotz eines recht abwechslungsreichen Berufslebens stand für Patzkowsky recht früh fest, in welche Richtung die Reise geht. Nachdem seine damalige Stammkneipe, die Gaststätte Poth im Jahr 1983 schloss, entschied sich Patzkowsky, Gastronom zu werden und die Unnaer Kneipenkultur archivarisch aufzuarbeiten und zu pflegen. 15 Jahre betrieb er das Café Schulte an der Massener Straße. Daran schlossen sich weitere 15 Jahre als Geschäftsführer und damit selbstständiger Unternehmer der Hansetourist an. Zeitgleich war er im Vorstand des Vereins der Gästeführer und Gästeführerinnen im Ruhrgebiet. Vielen Menschen aus Unna und Umgebung hat er in dieser Zeit die schönen und interessanten Ecken und Winkel der Kreisstadt gezeigt. Heute macht er es nur noch gelegentlich, ganz aufgegeben hat Wolfgang Patzkowsky diese Leidenschaft noch nicht.

Seit zehn Jahren bewohnt er als Stiftungsmitglied das Buhre-Haus im geschichtsträchtigen Nicolaiviertel und ist damit in der glücklichen Lage, seine beiden Leidenschaften als Stadtheimatpfleger und als Gastronom unter einen Hut zu bringen. Betrachtet man seinen jetzigen Wohnsitz, wird man auch schnell verstehen, dass das Haus, welches sich in unmittelbarer Nähe der evangelischen Stadtkirche befindet, zu seinen Lieblingsplätzen im Innenstadtgebiet zählt. Das komplette Erdgeschoss ist heute eine urige Museumskneipe mit dem Mobiliar der ehemaligen Kneipe von Änne Höltkemeier aus Fröndenberg Dellwig.

Bis die Einrichtung ihren hier hoffentlich endgültigen Platz fand, gab es einige Zwischenstationen. Als die Gastwirtschaft in Fröndenberg im Jahr 1986 endgültig schloss, wurde das Mobiliar zunächst bei der Fleischerei Sprenger im Industriegebiet Ost gelagert, später dann einige Zeit in der alten Schlosserei Hollmann. Die nächste Station war dann die Mühle Bremme. Heute bietet Wolfgang Patzkowsky darin kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen, musikalische Auftritte, Ausstellungen und vieles andere an. Beim alljährlichen Stadtfest im September ist die Museumskneipe beliebter Anlaufpunkt für viele Besucher.

Bewohner verhinderten Abriss

Ein weiterer Lieblingsplatz von ihm ist das Klosterviertel am westlichen Innenstadtrand. Wolfgang Patzkowsky hierzu: „Dass das Klosterviertel heute noch steht, ist den Bewohnern zu verdanken. Geplant war nämlich seinerzeit, Neubauten an dieser Stelle zu errichten. Zum Glück haben das Bürgerinitiativen verhindert.“ Patzkowsky weist in diesem Zusammenhang auf die Grabengasse am Ölckenturm hin, wo seinerzeit alte und erhaltenswerte Gebäude modernen Wohnhäusern weichen mussten. Den Bemühungen der Bewohner ist es also zu verdanken, dass man heute noch durch die engen und verwunschenen Gassen schlendern und sich an vielen schönen und aufwendig restaurierten Fachwerkhäusern erfreuen kann.

Grüne Oase inmitten der Stadt

Weiter geht es zum Fuß zum etwa 300 Meter entfernten Westfriedhof, einem 4,3 Hektar großen Areal zwischen der ehemaligen Lindenbrauerei und dem Verkehrsring. Hier stehen heute etwa 450 alte Baurmiesen zwischen efeuüberwucherten Grabsteinen und Familiengruften. Hier ruht auch die Familie Beckmann und Rasche, die Besitzer der früheren Lindenbrauerei. Patzkowsky schwärmt von der grünen Oase inmitten des nahen Verkehrslärms, der vom Ring permanent herüber drönt.„Der Westfriedhof war die erste Grabstätte außerhalb des Kirchhofes“, erklärt er. Heute dient er in erster Linie als Erholungsraum für die Bürger der Kreisstadt. „Trotzdem finden seit geraumer Zeit wieder Urnenbestattungen hier statt“, erzählt er.

Im Gegensatz zu anderen Friedhöfen wurden hier keine Gräber eingeebnet. Heute kümmern sich die „Freunde des Westfriedhofs“, ein lockerer Zusammenschluss von Privatleuten unterschiedlicher Berufe um den Erhalt und die Pflege einiger Gräber. Auch Wolfgang Patzkowsky gehört zu ihnen. Leider gab es in der Vergangenheit immer wieder Fälle von Vandalismus. Aus diesem Grunde wurde von den Freunden des Westfriedhofs und dem Friedhofsamt ein Schließdienst verpflichtet, der diesen herrlichen Ort sicherer macht.

Autor:

Jörg Prochnow aus Kamen

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