7 500 Kilometer, 10 Länder, ohne Navi – Freunde sammeln für „Kinder in Unna“
"Schlucke" reist durchs Baltikum

7500 Kilometer düsen Thorsten Paasch (l.) und Jens Wegmann bis zum Nordkap und rund um die Ostsee. Die beiden sammeln Spenden für die Aktion Kinder in Unna. | Foto: Alle Bilder: Reimet
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  • 7500 Kilometer düsen Thorsten Paasch (l.) und Jens Wegmann bis zum Nordkap und rund um die Ostsee. Die beiden sammeln Spenden für die Aktion Kinder in Unna.
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Die Nordländer sind Thorsten Paasch und Jens Wegmann bisher unbekannt. Das wird sich im Juni ändern. Zwei Wochen reisen sie in einem rüstigen Ford-Transit durchs Baltikum. Der Clou: Die Freunde tun Gutes und sammeln auf dem Baltic-Sea-Circle möglichst viel Spendengeld für die "Aktion Für Kinder in Unna". Und das kam so.

„Durch Zufall sah ich eine Reportage über die Rally und hab dann einfach mal ein Team angemeldet“, erklärt Jens Wegmann(36). Einen Mitfahrer musste der Buchhalter nicht lange suchen. Aus dem Kindergarten kennt er Thorsten Paasch(32). Ihre Söhne besuchen dieselbe Einrichtung. Faszinierend sei das Abenteuer, die Fahrt durch Natur und Wildnis. Rallye-Erfahrung haben beide Väter nicht. Und die Bedingungen klingen einfach, eine hat´s aber in sich. Das Fahrzeug muss mindestens 20 Jahre alt sein, es dürfen keine Autobahnen befahren werden und jetzt kommt es: Auf Achse sind die Teams ohne Navi und GPS. Also „Autobahnen meiden“ anklicken geht nicht. Die gute alte Straßenkarte ist angesagt und wenn nichts mehr geht helfen Instinkt und Fantasie. Die beiden Freunde sehen es gelassen. „Das macht den Reiz auch aus.“  Beide sind schon länger nicht mehr rein nach Karte gefahren und werden das vor der Rallye noch einmal üben. Für das Kartenmaterial ist jedes Team selbst verantwortlich. Die beiden haben von dem Reise Know-How Verlag als Unterstützung eine Auswahl von sechs Karten erhalten. Die restlichen Karten haben sie noch zusätzlich angeschafft oder bereits im  Fundus. Der Startschuss fällt in Hamburg, bis zum Nordkap und zurück über Murmansk (Russland), Tallinn (Estland), weiter u.a. durch Kaliningrad und Polen bis zum Rallyeziel in Hamburg.   
Guter Zweck
Aber im Mittelpunkt steht für beide der gute Zweck. Und jedes der rund 400 Teams unterstützt eine Organisation seiner Wahl. Die Spendengelder, die während ihrer Tour zusammenkommen spenden sie der Aktion für Kinder in Unna. Der Verein kümmert sich seit über 14 Jahren um bedürftige Kinder und ermöglicht ihnen das Mittagessen an Schulen und Kitas. Überrascht waren Thorsten und Jens, als sie die Organisation persönlich kennenlernten. Jens Wegmann: „Das Thema ist stark vertreten, auch in Unna.“
UNkaputtbar
Doch zunächst machten sie sich auf die Suche nach einem Gefährt. Und einen gut erhaltenen Ford- Transit, frühestens 2000 zugelassen, findet man nicht überall. Den Transporter mit Sitzbänken und immerhin schon einem Klapptischchen entdeckten sie bei einem Händler im Rheinland. Baujahr 1998, 94000 Kilometer gelaufen, ein Diesel und Rentnerfahrzeug, der ideale Untersatz für die Rallyefahrer. Sie investierten knapp 8000 Euro und sehen ihr Geld gut angelegt. Mit 2,5 Liter Hubraum üppig ausgestattet bringt der Motor nur 88 PS auf die Straße. „Der läuft prima und ist unkaputtbar“, ist Thorsten überzeugt. Der Maschinenkonstrukteur hat Schraubererfahrung. Mit seinem Vater bastelte er schon an Autos, kennt Schwachstellen. Bis zum Start am 12. Juni in Hamburg bekommt der Transit noch eine Folie in Rallyoptik. Ein großer Dachkorb für das Gepäck wird installiert. Der Innenraum wird so hergerichtet, dass beide darin schlafen können. „Steckt noch ein bisschen Arbeit drin“, so Jens Wegmann. Dass Rosten zu den Hobbys des Transit gehört verzeihen sie ihm bislang.
"BangBoomBaltic"
Für 16 Tage sind Thorsten, Jens und der Transit ein Dreier-Team. Da fehlte nur noch ein Name für den Ford. Als Fans der Unna-Kinotrilogie von Heimatregisseur Peter Thorwarth überlegten die beiden nicht lange. „Schlucke“ aus der Komödie „BangBoomBang“ wurde es schließlich. Martin Semmelrogge spielt darin den redseligen, dauerdurstigen Gauner „Schlucke“, der einen gewieften Einbruchplan bei der Spedition Kampmann vorzeitig verrät. „Da dachten wir uns, der Film wird 20 Jahre alt, unser Transit ist 20 Jahre alt, das passt.“ Die Tour steht für sie unter dem persönlichen Motto „BangBoomBaltic“. Für die kleine Wortwandlung gab Peter Thorwarth gerne sein OK und stellte die markanten Aufkleber zur Verfügung.
Eine spaßige Veranstaltung soll es zudem werden. Tagesaufgaben aus dem Road-Book warten auf die Teams. Mal müssen Sehenswürdigkeiten in besonders attraktiven Städten und Orten gefunden werden, mal müssen es die Teilnehmer eine Tagesfahrt mit einem elendig stinkenden Gammelfisch im Auto aushalten, ohne selbst umzukippen.
Sponsoren gesucht
Trotz allem Idealismus sucht das Team noch Sponsoren für die Tour. Benötigt werden Tankgutscheine, Ausrüstung, Geld für Visa und Verpflegung. Sponsoren können Werbeflächen auf dem Fahrzeug mieten. Im Gegenzug lassen Thorsten und Jens alle an der Tour teilhaben. In einem Reiseblog werden sie regelmäßig berichten, Tourtagebücher und Reportagen sind in Planung.
Angst haben sie nur vor einem großen technischen Defekt. „Es wird anstrengend, weil man lange Tagesetappen hat." Im Durchschnitt rund 470 Kilometer. Einen Koffer mit Ersatzteilen haben sie dabei.
Informationen
„Schlucke“ zeigt sich im Rallyelook und fast startklar beim „Autofrühling Unna“ (25./26. April 2020) der Öffentlichkeit. Dann müssen Thorsten und Jens bestimmt viele Fragen rund um die Charity-Tour beantworten.
Informationen zu Spenden für die Aktion „Kinder in Unna“ findet man unter www.betterplace.org/f33418.
Wer das Team unterstützen möchte schaut unter www.bang-boom-baltic.de

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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