"Bei 30 Kilometer fängt's an weh zu tun" - Ein Extremläufer erzählt

Während Ingmar Uhrich Wert legt auf eine gute Ausrüstung sind viele Läufer leichtsinnig ohne Wetterschutz unterwegs. | Foto: privat
6Bilder
  • Während Ingmar Uhrich Wert legt auf eine gute Ausrüstung sind viele Läufer leichtsinnig ohne Wetterschutz unterwegs.
  • Foto: privat
  • hochgeladen von Elke Böinghoff

Für so manchen Hobbyläufer ist die Teilnahme an einem Marathon, also eine Laufstrecke von 42,195 Kilometern, die Krönung seiner sportlichen „­Karriere“. Dann wieder gibt es ­Läufer, die gerne auch mal ­Doppel- oder Dreifachmarathons absolvieren. Und dann diese sportliche ­Leidenschaft in die ­Alpen verlegen. Ein solcher Mensch ist auch der ­Unnaer Ingmar Uhrich.

„Eigentlich war ich Ballsportler“, erzählt Uhrich, der beim Unnaer Deutschen Roten Kreuz arbeitet. Doch verletzungsbedingt musste er sich nach einer neuen sportlichen Betätigung umsehen. Und kam so zum Laufen. „Vorher bin ich immer nur für die Fitness gelaufen. Ein Kumpel hat mich einfach zum Halbmarathon beim ersten Ruhr-Marathon angemeldet. Und damit war‘s um mich geschehen“, schmunzelt der 50-Jährige.

Dabei war es nicht so sehr der sportliche Erfolg, der Ingmar Uhrich vorwärts trieb. „Ich wollte diese tolle Atmosphäre wieder erleben - einfach dabei sein“, erinnert er sich. Nach dem Halbmarathon kam dann beim Ruhrmarathon im darauffolgenden Jahr die komplette Marathondistanz. Hier wurde der ­Ehrgeiz geweckt. „Jetzt wollte ich die Strecke unter vier Stunden schaffen“, erzählt der Läufer. Und zahlte Lehrgeld.

Man kann auch zu viel trainieren

„Ich bin am Anfang ­manches falsch angegangen, habe zu viel trainiert und bin zu schnell in die Läufe gestartet.“ Doch letztendlich bleiben nur die positiven Eindrücke, tolle Landschaften oder nette Mitläufer. Dass Uhrich nach manchen Läufen nur noch rückwärts Treppen gehen konnte - fast vergessen.
2006 dann das absolute Highlight für jeden Marathonläufer: die Teilnahme am New York Marathon. „Hier bin ich nur ‘auf Genuss‘ gelaufen“, erinnert sich Uhrich. Genoss die Atmosphäre und natürlich die grandiose Kulisse.
Danach war ein Marathon keine Herausforderung mehr, „ich musste mir etwas Neues suchen.“ Und so lief er 2007 seinen ersten Super-Lauf, 72,5 Kilometer über den thürin­gischen Rennsteig. „Ein fantastischer und vor allem stressfreier Lauf“, erinnert sich der leidenschaftliche Extremsportler. Dass hier schon einige Kilometer mehr zu Buche schlugen, war letztendlich kein Thema „Bei 30 Kilometern fängt‘s sowieso an weh zu tun - egal ob man dann noch zwölf oder 40 Kilometer läuft“, so Uhrich.

Lauftraining wurde ein zeitintensives Programm

Inzwischen ist aus Uhrichs Lauftraining ein jahresfüllendes Programm geworden. „Jeder Lauf ist Training für den nächsten Lauf“, schmunzelt Uhrich, „das erspart einem das Training zu Hause!“ Denn eine wichtige Einsicht gab es inzwischen: „Bloß nicht zu viel trainieren, sonst ist man beim eigentlich Lauf zu erschöpft, um seine Ziele zu erreichen“, rät Uhrich auch anderen Hobbysportlern.
Doch gelaufen wird täglich. Als Frühaufsteher läuft Uhrich bereits vor der Arbeit, „nachmittags käme auch ich gegen meinen inneren Schweinehund nicht mehr an“, lacht Uhrich. Zudem ernährt er sich ausgewogen - und ­vegetarisch.
In diesem Jahr kommt ­Ingmar Uhrich auf acht Läufe, darunter fallen allein fünf in den Alpen. Hier ist vor allem die Höhe der schärfste Gegner. „Bis zu 2.000 Höhenmeter sind zu überwinden, da kann man streckenweise nur noch wandern. Wenn dann wieder ein ebenes Stück kommt, ist es eine große Überwindung wieder ins Laufen zu ­kommen.“
Das Wichtigste sei es, seine Kräfte genau einzuteilen. „Das kann man zum Beispiel beim Berlin-Marathon ­beobachten“, erzählt Uhrich, „die Läufer denken, das Brandenburger Tor wäre das Ziel. Erkennen sie, dass das Ziel tatsächlich noch 300 Meter weiter ist, brechen sie zusammen.“ Hier gilt es, sich gut vorzubereiten, und auch die Ausrüstung sollte gut durchdacht sein. „Es gibt Läufer, die auch in den Alpen ohne Ausrüstung laufen, bei plötzlichen Wetterumschwüngen oder aufgrund der höhenbedingten Abkühlung sind sie schutzlos. So sollte man nicht laufen“, warnt Uhrich.

So lange seine Knochen mitmachen, will er weiter­laufen - auch wenn er inzwischen seine Leistung nicht mehr weiter verbessern kann. „Aber Laufen ist ja gesund. Zwar nicht unbedingt die Wettkampfläufe, aber ­immerhin doch das Training“, lächelt der 50-Jährige.

Autor:

Elke Böinghoff aus Unna

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.