„Sie ist doch meine Mutter“

Autorin Rosemarie Goldmann hat über das Leben mit ihrer an Demenz erkrankten Mutter geschrieben. | Foto: Astrid von Lauff
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Rose Goldmann schreibt über das Leben mit ihrer an Demenz erkrankten Mutter

Es ist ein sehr persönliches Buch geworden. Der Titel des Buches lautet: „Sie ist doch meine Mutter“. Auf 107 Seiten erzählt die Langenbergerin Rosemarie Goldmann über das Leben mit ihrer an Demenz erkrankten Mutter Helene. Zehn Jahre Pflege, Entbehrung, Unterstützung, Zusammenhalt, Herausforderung, Freude, Leid und vor allen Dingen: Liebe. Es ist ihr Blick auf die Dinge, der so authentisch und unverstellt ist, dass er Betroffenen in erster Linie Mut machen soll, im Umgang mit dieser Krankheit. Dabei ist das Buch kein „Plädoyer“ für die „Pflege zu Hause“. Das ist der Autorin wichtig: „Diese schwierige Entscheidung kann jeder nur ganz allein treffen und sollte nicht bewertet werden.“

„Wer ist die fremde Frau hier?“. Eine Frage, die alles verändert. Es ist der Augenblick, an dem Rose Goldmanns Mutter Helene ihre Tochter zum ersten Mal nicht erkennt. „Uns, also meinem Mann Karl, meinem Sohn Alexander und mir, war schon seit längerer Zeit klar, dass meine Mutter nicht mehr die starke, selbstbestimmte Frau von früher war“, erinnert sich Rose Goldmann. „Doch dieser Augenblick des „Nichterkennens“ hat sich tief in meine Erinnerung gegraben. Das hat so weh getan“. Langsam, hatte sich die Krankheit Demenz über Jahre in das Leben der Familie geschlichen. „Anfänglich war es hier und dort eine kleine Vergesslichkeit, eine erste Orientierungslosigkeit. Die alleinige Bewältigung des Alltags wurde zusehends schwieriger für Helene. Doch anfangs konnten wir das mit viel Unterstützung, auch aus dem Freundeskreis auffangen.“ Dabei sei es natürlich von großem Vorteil gewesen, dass man gemeinsam in einem Haus wohnte, so Rose Goldmann. In 35 abgeschlossenen Geschichten erzählt die Langenbergerin von dieser Zeit. Die Episoden hat sie über einen langen Zeitraum geschrieben. Es sind Momentaufnahmen und sie begleiten die Familie Goldmann bei Familienfesten, Ausflügen, Alltagssituationen, schönen und traurigen Erlebnissen. Und auch als klar ist, dass „Helenchen", wie sie liebevoll genannt wird, nicht mehr alleine leben kann, schreibt Rose weiter. Sie schreibt davon, wie der „Familienrat“ die Entscheidung fällt, die Mutter zu Hause zu pflegen. Wie Rose ihren Beruf aufgibt und nun immer für ihre Mutter da ist. Sie erzählt von unruhigen Nächten und von den Momenten, an denen sie an die Grenzen der Belastbarkeit gelangt, denn bald schon kann Helene ihr Bett nicht mehr verlassen und die intensive Pflege rund um die Uhr beginnt. Immer wieder schreibt sie von Menschen, die ihr in dieser Zeit mit viel Engagement zur Seite standen. Sie schreibt von Ärzten, Pflegern und Freunden, die ihr das „zunehmende Entgleiten des geliebten Menschen“ ertragbar gemacht haben. Und sie schreibt „von einem Lächeln in den Augen ihrer Mutter, das den Tag am Ende erstrahlen ließ.“ „Natürlich habe ich mich oft gefragt, ob ich das meiner Familie zumuten darf. Doch Karl und Alexander haben immer voll hinter mir gestanden. Da gab es nie einen Zweifel. Ohne ihre liebevolle Unterstützung hätte ich das alles nicht geschafft“, so Rose rückblickend. „Den klassischen Feierabend gab es für Karl nicht. Nach der Arbeit gab es zu Hause immer was zu tun.“ Es habe einen Punkt in ihrem Leben gegeben, da seien es ihre Eltern gewesen, die kompromisslos hinter ihr gestanden hätten. Damals zog sie mit dem fünfjährigen Alexander zurück in das Elternhaus an der Klippe. Später fand dann auch Karl dort sein neues Zuhause und wurde liebevoll in die Familie aufgenommen. Daher stellte er die Entscheidung, die Schwiegermutter zu Hause zu pflegen nie in Frage. „Für mich war das selbstverständlich. Ich bin so gestrickt“, erklärt Karl Goldmann und auch Sohn Alexander sagt im Vorwort des Buches: „Wenn ich an diese Zeit zurück denke, habe ich keine negativen Gedanken. Natürlich war es manchmal anstrengend alles um die Alzheimer Krankheit zu organisieren, aber eigentlich war dies ein ganz normaler Lebensabschnitt. Wir haben zusammen mit Oma gelebt und uns gekümmert, eigentlich ganz normal.“ Alles ganz normal? Rose Goldmann würde, wenn sie zurückblickt „vom Herzen her wieder alles so machen“, doch sie lenkt ein und sagt: „Trotz der Unterstützung von Pflegediensten war es eine schwierige Aufgabe. Eine Aufgabe, die an den Kräften zehrt, körperlich, aber auch mental. Diese Entscheidung sollte man gut überlegen.“ Glücklich sei sie, wenn sie mit ihrem Buch den Blick der Menschen auf diese Krankheit schärfen könne: „Mehr Offenheit und Sensibilität im Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen würde helfen. Den Kranken, aber auch den betroffenen Angehörigen.“

Info:
Erschienen ist das Buch im BoD-Books on Demand.
Die ISBN lautet: 978-3-7494-5383-2.
Erhältlich ist das Buch in der Buchhandlung Peter Kape, Langenberg und kostet 7,50 Euro.
Weitere Infos unter: www.Rose-Goldmann.de

Autorin Rosemarie Goldmann hat über das Leben mit ihrer an Demenz erkrankten Mutter geschrieben. | Foto: Astrid von Lauff
Autor:

Astrid von Lauff aus Velbert-Langenberg

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