Heimatlos

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Es wird wohl definitiv ihr letzter gemeinsamer Sommer im Schatten der Christuskirche werden. Wenn die Baumaschinen für das neue Gemeindezentrum der Evangelischen Kirche rollen, müssen die Naturfreunde endgültig weichen.

Es gibt nur wenige Menschen, die diese Natur-Oase im Herzen von Velbert kennen. Unmittelbar hinter der Christuskirche befindet sich das Eldorado für alle Natur- und Tierfreunde. Wo sonst nur Beton und Stein zu sehen ist, wachsen hier neben Blumen und Sträuchern Kohlrabi, Möhren und Co.
Doch viel Zeit zum Kennenlernen bleibt nun auch nicht mehr, denn diese Idylle steht kurz vor dem Aus. „Das neue Gemeindezentrum ist schon lange im Gespräch gewesen, doch nun ist alles unter Dach und Fach und das Grabeland wird zu Bauland“, so Sandra Denz, selbst seit Jahren Pächterin einer der insgesamt 14 Parzellen. „Jetzt suchen wir schnellstmöglich neues Grabeland, damit unsere Gemeinschaft nicht auseinanderbricht.“
Als „Grabeland“ bezeichnet man gärtnerisch genutztes Land, das meistens parzellenweise von Grundstücksbesitzern gegen eine verhältnismäßig geringe jährliche Pacht genutzt werden kann. Im Gegensatz zu Kleingärten befindet sich das Grabeland nicht fest in Vereinshand.
„Bei uns gibt es keinen Wegewart und auch keine Satzung. Vieles geschieht auf Zuruf. Jeder hilft jedem und das seit Jahrzehnten ohne Regeln“, so Heinz-Joachim Petersdorf, der ebenfalls seit Jahren dieser Gartengemeinschaft angehört.
„Für die einen oder anderen mag das unstrukturiert anmuten, für uns ist es ein Stück Freiheit mitten in der Natur.“ Darüber hinaus ist das Grabeland für die meisten der Gartenfreunde die einzige Möglichkeit, gemeinsam die Natur genießen zu können, und das generationsübergreifend. Der jüngste Spross ist zwei, der älteste Pächter ist seit 40 Jahren mit dabei.
„Wir suchen neues Grabeland und keine Parzellen in einem Schrebergarten. Das ist für uns die einzige Möglichkeit, weiter bestehen zu können, weil es anders für die meisten von uns schlicht nicht zu finanzieren ist“, so Sandra Denz. Das Ausweichen in einen Kleingartenverein ist für viele daher keine Lösung ihres Problems. Denz: „Die Pacht ist in Kleingartenvereinen um ein Vielfaches höher. Darüber hinaus muss eine Ablösesumme für die Lauben gezahlt werden. Jeder, der sich hier auskennt, weiß, dass man so was nicht aus der Portokasse zahlen kann.“

Stadt will kein Grabeland

Ein Hilferuf in Richtung Stadt ist zwar angekommen, doch das Thema „Grabeland“ möchte man hier nicht weiter verfolgen. TBV-Vorstand Ralph Güther: „Wir haben bereits Gespräche diesbezüglich geführt. Die Unterbringung in Kleingarten-Anlagen ist grundsätzlich möglich. Allerdings ist die Umsiedlung nicht geschlossen als Gemeinschaft möglich.“
Grabeland sei darüber hinaus nicht Ziel der geordneten städtebaulichen Entwicklung und könne somit nicht angeboten werden, so Güther. Einer privaten Lösung stehe man jedoch nicht im Weg.
Damit ist die Hoffnung der 14 Pächter, die Stadt könne Hilfe ermöglichen und ihnen ein Stück Land zur Verfügung stellen, erloschen.

Suche unter Zeitdruck nach privatem Anbieter

Letzte Hoffnung bleibt nun ein privater Anbieter, der Verständnis für das Anliegen der naturverbundenen Velberter hat und ein Stück Wiese, Brachland, kurz eine ungenutzte Fläche gegen Pacht zur Verfügung stellen möchte.
„Wir haben keine Ansprüche. Ein Stück Land, in oder am Rande der Innenstadt, wo wir alle Platz finden, genügt uns vollkommen“, so Heinz-Joachim Petersdorf.
Wer sich vor Ort einmal ein Bild von der gepflegten Anlage machen möchte, ist von den Gartenfreunden jederzeit herzlich eingeladen.
Bitte vorher kurz einen Termin mit Sandra Denz unter Telefon 0176/52369848 vereinbaren.

Autor:

Astrid von Lauff aus Velbert-Langenberg

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