Was nach vielen Jahren von den Kenntnissen des Erste-Hilfe-Kurses übrig bleibt! Regelmäßige Auffrischung immens wichtig!

27. Oktober 2018
10:00 Uhr
DRK-Zentrum, 44866 Bochum
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13. Oktober 2018
10:00 Uhr
27. Oktober 2018
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Die meisten Bundesbürger haben beim Erwerb des Führerscheins erstmals einen Erste-Hilfe-Lehrgang besucht und entsprechende Maßnahmen für den Notfall geübt. Bei vielen der Absolventen war es auch der letzte Kurs dieser Art. In Deutschland sind bei den Teilnehmern eines aktuellen Erste Hilfe-Kurses bereits 15 Jahre seit dem letzten Besuch vergangen. Doch was bleibt bei den Menschen nach vielen Jahren an Wissen übrig? Die beunruhigende Antwort ist schnell klar. Und die wichtigste Lektion gibt es beim Wattenscheider Roten Kreuz gleich am Anfang: Bestraft wird, wer nicht hilft.

Vom Erste Hilfe-Kurs, damals, blieb vor allem Papas Mahnung hängen: „Fass besser keinen Schwerverletzten an, im Ernstfall machst du etwas kaputt und haftest dafür.“ Nun ist der Führerscheinerwerb schon lange her, kein Unglück erforderte in dieser Zeit, das verschüttete Halbwissen aus dem Kurs oder Vaters Rat anzuwenden. „Zum Glück für potentielle Unglücksopfer - und für mich selbst“, sagt Werner Rautenberg, Erste Hilfe-Beauftragter beim örtlichen DRK-Kreisverband. „Wir können einfach nur empfehlen die Kenntnisse der Ersten Hilfe regelmäßig aufzufrischen. Nach zwei-drei Jahren. Nicht nach Jahrzehnten! Erste Lektion für die DRK-Kursteilnehmer: „Bestraft wird, wer nicht hilft.“

Praxisnahe Ausbildung im DRK-Zentrum in WAT

Das Rote Kreuz in Wattenscheid bildet schon seit Jahrzehnten immer samstags im DRK-Zentrum in der Ersten Hilfe aus. Viele Bürgerinnen und Bürger der Stadt kennen die Tradition und vielleicht bietet sich auch Ihnen die Erinnerung an Erlebtes bei der damaligen Teilnahme am Lehrgang: Es war samstags, es war früh und man war jung, damals. Eine Gummipuppe zu beatmen - das war mit 17 Jahren peinlich oder witzig - je nachdem. Und die Seitenlage? Nun ja. Was passieren kann oder was in dieser Zeit hätte passieren können - das geht Erste Hilfe-Experte Werner Rautenberg auch beim aktuellen Lehrgang, der mittlerweile nur noch 9 Unterrichtseinheiten mit viel Praxis andauert, durch. Lauter Alpträume, auf Karten gedruckt, möglichst für alle Teilnehmer eine entsprechende Notfallsituation. Ein Bild, ein paar Sätze: Ein Motorrad-Unfall, der Fahrer liegt bewusstlos auf dem Seitenstreifen. „Helm auflassen oder abziehen?“ fragt der Rotkreuzler dem Teilnehmer, der die Karte gezogen hat. Und keine letzte Reihe, in der man sich verstecken könnte. „Bei Bewusstlosigkeit muss der Helm ab“, erklärt der Lehrgangsleiter. Denn dann, so schildert Werner Rautenberg, erschlafft die Muskulatur, das Unfallopfer könnte an seiner Zunge ersticken. Außerdem: Helm abziehen ist nicht gleich Helm abziehen, erinnert sich mancher Teilnehmer: Der Nacken muss gestützt werden.

Nächste Karte, nächster Alptraum: Gartenparty, ein Mann am Grill, eine Stichflamme. „Abdecken“, sagt ein Teilnehmer. „Aufhalten“, kontert Rautenberg. Menschen, die brennen, beginnen zu laufen, so die Erfahrung. Die Erste Hilfe-Ausbildung ist, so das Rote Kreuz, „ein Lehrgang für alle Lebenslagen“, Also nicht nur für Verkehrsunfälle, sondern auch für Freizeit- und Sportunfälle, Vergiftungen, Verbrennungen, Verschlucken, Ertrinken, Schock, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Unterzucker.

Jemand liegt bewusstlos neben seinem Rasenmäher, ist über das Stromkabel gefahren; ein Kind droht zu ertrinken; jemand hat sich heftig verbrüht; jemand hat einen Sonnenstich - was ist in welcher Reihenfolge zu tun? Ein Kind ist beim Fußball mit dem Kopf gegen den Pfosten geknallt oder hat einen Beinbruch. Gerade beim Sport, weiß Ausbilder Rautenberg, „versuchen viele die Verletzten wieder auf die Beine zu stellen.“ Falsch, sagt der Experte - der Körper suche sich bei Schmerzen seine eigene Schutzhaltung.

Übungen auch mit Defibrillator

Die Puppe, natürlich, auch das Beatmungsphantom kommt beim Roten Kreuz zum Einsatz. Sie heißt „Ambu Man“ und hat schlechte Überlebenschancen, weil ihr Arme und Beine fehlen. Dafür hat sie ein austauschbares Gesicht mit Ohren zum Anknöpfen. Das ist praktisch weil es hygienisch ist. 30 Mal pressen, zweimal beatmen, 100 bis 120 Aktionen in der Minute - hätten Sie es noch gewusst? Und gekonnt? Und: gewollt? Zum Beispiel „wenn sich ein Herzinfarktpatient auf die Lippe gebissen hat und alles blutig ist“, beschreibt Werner Rautenberg und erzählt von Plänen für Beatmungstüchern in Erste Hilfe-Kästen. „Lebt“, beschließt mancher Kursteilnehmer relativ schnell bei den Übungen und weist dann meist auf den Arm-, Bein- und Gesichtslosen Ambu Man, dessen Brustkorb sich tatsächlich beim Beatmen gehoben hat. „Die meisten Herz-Kreislauf-Notfälle ereignen sich im Familienkreis“, redet Werner Rautenberg den Teilnehmern dann ins Gewissen. „Da will man doch vorbereitet sein auf den Notfall!“ Herzinfarkt, Schlaganfall, auch dies sind Themen in dem Kurs. Etwa, dass sich ein Herzinfarkt bei Frauen und Männer unterschiedlich ankündigt. Und ob ich wirklich hilflos dastehen möchte, wenn die Tante plötzlich zusammenbricht? Selbstverständlich wird auch mit den mittlerweile standardisierten Defibrillatoren geübt. Es hat sich viel getan in der Ersten Hilfe in den letzten Jahren.

Lehrgänge für jeden, regelmäßige Auffrischung wird empfohlen! 

Im Bundesdurchschnitt 15 vergangene Jahre seit dem letzten Kurs! Das Rote Kreuz empfiehlt alle zwei-drei Jahre die Kenntnisse aufzufrischen, die betrieblichen Ersthelfer kommen sogar alle zwei Jahre zum Training. Was tun, wenn der Chef umkippt? In manchen Kursen beim Roten Kreuz sind eben auch Betriebsangestellte dabei, betriebliche Ersthelfer sollen sie werden - Friseurin, Schlosser, Apothekerin, Stahl- oder Straßenbauer, in deren Firma irgendwie mal etwas passiert ist. Deswegen behandeln Werner Rautenberg und sein Ausbilderteam beim Roten Kreuz auch Arbeitsunfälle. Der Chef liegt regungslos auf dem Boden? „Feierabend“, ruft dann manch einer aus Spaß. Wenn der Kollege aber eine große Wunde und einen Schock, eine Maschine dem Tischler den Finger, den Arm abgerissen hat, dann ist Schluss mit Lustig. Abgetrennte Gliedmaßen sollten nie in Wasser oder Eis gelegt werden - wer ein Erste Hilfe-Training regelmäßig absolviert, weiß das. Ebenso wie er weiß, dass man bei Vergiftungen nichts zu trinken gibt, dass ein plötzliches blaues Auge Anzeichen eines Schädelbasisbruchs sein kann, dass beim Schock die Beine und dass beim Herzinfarkt der Oberkörper hochgelagert wird. Und dass es schnell gehen muss.

Für alle Fälle. Und vielleicht auch für Papa!

Am Ende teilt Werner Rautenberg den Teilnehmern stets eine Teilnahme-bescheinigung „Erste Hilfe“ aus. und erläutert kurz noch einige „Rechtsfragen bei Erster-Hilfe-Leistung.“ Für den Fall der Fälle. Und vielleicht auch für Papa.

Termine im Oktober im DRK-Zentrum

Die nächsten Lehrgänge in den „Ersten Hilfe“ finden jeweils am Samstag, 13. und 27. Oktober, ab 10 Uhr im DRK-Zentrum an der Sommerdellenstraße 26 (Begegnungsstätte 1. Etage) statt und umfasst 9 praxisorientierte Unterrichtseinheiten. In diesem Lehrgang werden Maßnahmen aus der Ersten Hilfe nicht nur theoretisch vermittelt, sondern situativ geübt, um eine Handlungssicherheit zu erzielen.

Interessierte MitbürgerInnen, Führerscheinbewerber der Klassen A, B, C und D, sowie Übungsleiter, Trainer oder Betriebshelfer können sich hierzu gerne in der DRK-Kreisgeschäftsstelle an der Voedestraße 53 anmelden (Tel.: 0 23 27 – 8 70 17).

Autor:

Christian Lange aus Wattenscheid

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