Carsten Fröhlich stellt die Aktionen des NABU Xanten vor
Auch sein Enkeltöchterchen Mila betreibt schon aktiven Umweltschutz

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Die Antworten von Herrn Fröhlich sind sehr, sehr lesenswert! Er ist ein Mann, dessen Antworten wirklich zum Nachdenken anregen! Vielen herzlichen Dank für Ihre Mühen, Herr Fröhlich!!!

Hildegard van Hüüt (HvH):
Wie lange sind Sie schon aktives Mitglied beim Naturschutzbund (NABU) Xanten, und was hat Sie dazu veranlasst, Mitglied in dieser Vereinigung zu werden?

Carsten Fröhlich (CF):
Schon in meiner Jugendzeit habe ich Interesse am Naturschutz entwickelt. Meine Eltern lehrten mich auf sonntäglichen Spaziergängen in Wald, Feld und Flur die kleinen Dinge zu beachten, brachten mir ein solides Basiswissen über Pflanzen, Bäume und Tiere bei, und so lernte ich unsere Natur zu schätzen und zu lieben. Gleichzeitig sah ich, wie der Mensch schonungslosen und rücksichtslosen Raubbau an der Natur betreibt, die Luft verpestet und die Flüsse und Meere vergiftet, wobei der Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen für immer verloren geht. Das war unerträglich für mich, und ich entschloss mich zu einem aktiven Engagement im Umweltschutz. Der NABU ist für mich der Verband, der vor Ort konkret anpackt und sich für den Erhalt der Natur vor der eigenen Haustür am meisten engagiert. Das war und ist die ideale Plattform für jeden, der sich aktiv für den Naturschutz engagieren möchte. So wurde ich 1985 Mitglied des NABU und engagierte mich in der Jugendgruppe Xanten, die es damals für ca. 2-3 Jahre gab. Mangels einer Gruppenleitung löste sich die Gruppe leider auf. In den Folgejahren mit der Bundeswehrzeit, Berufsausbildung, Familiengründung, Hausbau und Fortbildung engagierte ich mich bei anderen Vereinen (Rotes Kreuz, Vorstand Elterninitiativkindergarten, Vorstand Spotverein u.a.). Der Naturschutz blieb für mich jedoch eine Herzensangelegenheit, weshalb ich mich vor ca. 10 Jahren entschloss, andere Aktivitäten aufzugeben und mich wieder aktiv beim NABU einzubringen. Seit 2015 leite ich nun die Gruppe in Xanten und bin seitdem auch Beisitzer des Vorstands der Kreisgruppe in Wesel.
Wie viele Mitglieder hat der NABU Xanten? Wie viele von ihnen arbeiten aktiv mit? In welcher Art und Weise?

Der NABU hat in Xanten ca. 700 Mitglieder, wovon sich rund 30 aktiv in die Ortsgruppe einbringen. Unsere Aktivitäten sind sehr vielseitig. Schwerpunkte unserer regelmäßigen Tätigkeiten bilden die Kopfbaumpflege und die Streuobstwiesenpflege. Neben den winterlichen Schnittarbeiten stehen auch Neuanpflanzungen auf dem Programm. Daneben kümmern sich einige Mitglieder um den Steinkauzschutz. Hier werden Verhöre und Brutkontrollen durchgeführt, damit die Bestandsentwicklung nachverfolgt werden kann. Weiterhin werden Niströhren gebaut und aufgehängt, um der kleinen Eule Brutmöglichkeiten zu bieten. Andere Mitglieder kümmern sich um die Schleiereule, indem sie versuchen, den Bestand zu ermitteln. Sie bringen auch Schleiereulenkästen an, kontrollieren und reinigen sie. Unsere Fledermausgruppe ermittelt und betreut Fledermausquartiere, bestimmt die vorkommenden Arten und berät Privatleute, die Fledermäuse bei sich beherbergen. Dann gibt es noch die Wildbienengruppe, die sich regelmäßig trifft, Nisthilfen für Wildbienen baut und diese auch zum Erwerb anbietet. Weiterhin berät diese Gruppe Menschen, die sich für einen naturnahen Garten interessieren und Tipps für die Gestaltung haben möchten. Weitere Beratungseinsätze finden statt, wenn es um die Errichtung von Storchennestern geht. Andere Mitglieder bauen eine Vielzahl von Nistkästen, um auch diese preisgünstig an Interessenten abzugeben.
Nicht zu vergessen und auch sehr wichtig ist unsere Kinder- und Jugendarbeit. Wir betreuen zwei Kindergruppen in Xanten, die sich alle 14 Tage treffen und spielerisch mit spannenden Aktionen an die Natur herangeführt werden. Dabei wird ihnen viel Wissen vermittelt. Daneben besuchen einige Mitglieder seit vielen Jahren Kindergartengruppen, lehren die Kinder etwas über unsere Vogelwelt und bauen mit ihnen Nistkästen. Weiterhin betreiben wir regelmäßig Öffentlichkeitsarbeit und sind auf dem Frühjahrs- und Herbstmarkt in Xanten vertreten. Beim Streuobstwiesenfest auf der Bislicher Insel sind wir auch immer dabei. Hinzu kommen gelegentlich weitere Veranstaltungen, zu denen wir eingeladen werden. Seit wenigen Jahren organisieren wir eine Müllsammelaktion im Frühjahr in Xanten und beteiligen uns beim RhineCleanUp im September, wo Müll entlang des Rheines gesammelt wird.
Außerdem sammeln wir dauerhaft Althandys und Naturkorken, um diese wertvollen Rohstoffe wiederzuverwerten. Momentan sammeln wir Unterschriften für die Volksinitiative Artenvielfalt NRW. Ziel ist es, die Landespolitik zu verpflichten, sich für mehr Arten- und Klimaschutz einzusetzen.

Wie viele Müllsammelaktionen hat der NABU Xanten schon durchgeführt? Was gib es Besonderes darüber zu berichten?

Der NABU Xanten hat bislang sieben großangelegte Müllsammelaktionen durchgeführt, bei denen jeweils ein Container Abfall gesammelt wurde. Es gibt nichts, was nicht in der Natur entsorgt wird. Autoreifen, Kühlschränke und Bauschutt sind einige Beispiele. Wir haben aber auch schon scharfe Munition gefunden. Daneben sammeln wir eine Unmenge an Kleinteilen wie Zigarettenkippen und Bonbonpapier. Auch Schnapsfläschchen findet man überall.

Welche war die letzte NABU-Müllsammelaktion in Xanten? Wie viele Menschen waren daran beteiligt? Wo haben Sie sie durchgeführt? Wie viele gefüllte Säcke sind zusammengekommen? Gab es auch große Teile, die Sie nicht in Müllsäcke packen konnten? Mit was waren Sie konkret ausgestattet?
Die letzte große Müllsammelaktion war der RhineCleanUp in Xanten im September 2020. Unserem Aufruf zum Mitmachen folgten ca. 100 Leute, die wir mit Müllsäcken und Müllgreifern ausstatteten und in Kleingruppen entlang des Rheinufers Müll aufsammeln ließen. Da volle Müllsäcke sehr schwer werden können (besonders, wenn viele Flaschen aufgesammelt werden) und der bereitstehende Container für die Entsorgung oft weit weg steht, lassen die Sammler die Säcke unterwegs an mit Fahrzeugen erreichbaren Punkten stehen. Wir fahren diese Stellen dann mit einem Transporter und/oder PKW mit Anhänger an und bringen die vollen Müllsäcke dann zum Container, den die Stadt Xanten bereitwillig zur Müllentsorgung zur Verfügung stellt. Daneben unterstützt uns die Stadt auch mit Müllgreifern und bei Bedarf auch mit Müllsäcken.

In den letzten Monaten sind Sie mehrfach mit Ihrer 6-jährigen Enkeltochter Mila zum Müllsammeln losgezogen. Wo waren Sie mit ihr unterwegs?

Meine 6-jährige Enkelin Mila liebt Rollenspiele, und wenn wir gemeinsam spazieren gehen, ist sie manchmal die Müllpolizistin. Mila hat kein Verständnis dafür, dass Leute ihren Müll einfach achtlos in die Landschaft werfen. Daher nehmen wir zu unseren Spaziergängen oft eine Plastiktüte und einen Müllgreifer mit und sammeln unterwegs all das auf, was da an Unrat herumliegt. Besonders sauber ist mittlerweile der Bereich Milchstraße, Korte-Veens-Weg, Wüldersweg und der Waldrand des Marienbaumer Hochwaldes, weil wir da oft mit unserem Hund Odin spazieren gehen. In den vergangenen Monaten haben wir aber auch Müll in der Hees, dem Tüschenwald und im Diersfordter Wildgatter gesammelt. Selbst im Urlaub auf Rügen und auch am Strand in Kroatien haben wir Müll gesammelt, sodass unser Strandabschnitt nach 14 Tagen sicherlich der sauberste weit und breit war.

Welcher Art war der Müll, den Sie aufgepickt haben? Wie viel Unrat ist bei den Sammlungen mit Ihrer Enkeltochter zusammen?
Im Wald finden wir oft Bonbonpapier, Zigarettenkippen, Taschentücher und Hundekotbeutel, aber auch schon mal größere Sachen wie Windeln, Flaschen und Verpackungen von Süßigkeiten. An Wegen kommen Einwegbecher und Zigarettenschachteln hinzu. Manchmal finden wir auch Absperrband der Waldarbeiter, die die Wege damit bei Sturm gesperrt haben, es anschließend aber nicht wieder entsorgen. Auch stabile Folienstücke, wie sie in der Landwirtschaft verwendet werden, findet man überall in der Landschaft. Oft ist unsere Plastiktüte am Ende des Spazierganges gefüllt.

Sie nehmen den Müll bestimmt mit nach Hause. Können Sie ihn in Ihrer hauseigenen Mülltonne entsorgen?
Wenn sich die Gelegenheit bietet und wir an einem öffentlichen Mülleimer vorbeikommen, leeren wir den gesammelten Müll in diese Mülleimer. Kleinere Mengen nehmen wir auch schon mal mit nach Hause und entsorgen ihn in der privaten Mülltonne.

Sehen Sie den Müll, den Sie einsammeln, als ein großes Problem an? Wenn ja, warum?

Ich sehe den Müll aus mehreren Gründen als ein sehr großes Problem an. Zunächst einmal sieht das nicht schön aus und der Anblick von Müll in der Natur stört mich. Die Selbstgefälligkeit und Ignoranz vieler Menschen machen mich wütend. Sie gehen raus in die Natur, suchen sich ein schönes Plätzchen und lassen ihren Dreck dort zurück. Wie sind diese Menschen erzogen? Wie kommt man auf die Idee, seinen Abfall aus dem Autofenster zu werfen, anstatt zuhause in die Mülltonne, neben der oft direkt geparkt wird?
Die Natur ist das Zuhause der Tiere und Pflanzen. Ich würde den Menschen, die ihren Müll in der Landschaft entsorgen, gerne mal meinen Müll in den Garten oder in ihr Wohnzimmer kippen. Die Gesichter möchte ich sehen!
Außerdem ist der Müll gefährlich für die Tiere und Menschen. Vögel bauen Plastikteile oft mit in ihre Nester ein. Dadurch werden die Nester „ wasserdicht“. Wenn es dann regnet, kann das Wasser nicht schnell genug ablaufen. In der Folge kühlen die Eier schnell aus und können nicht mehr ausgebrütet werden. Sind die Küken schon geschlüpft und werden nass, sterben sie an Unterkühlung. Wasservögel verschlucken Plastikteile und ersticken daran. Oder deren Mägen sind so stark mit Plastik gefüllt, dass sie keine Nahrung mehr aufnehmen können und verhungern. Manche Tiere verfangen sich in Schnüren oder anderem Müll. Können sie sich nicht befreien, gehen sie elendig ein. Aber auch der Mensch ist bedroht. Gerade der Plastikmüll benötigt hunderte von Jahren, bis er abgebaut ist. In den Weltmeeren schwimmen Müllinseln, die so groß sind wie Europa und jede Minute kommt eine LKW-Ladung Plastikmüll hinzu. Dieses Plastik zerfällt in mikroskopisch kleine Teile, den Mikroplastik, und wird von Fischen bei der Nahrungssuche mit aufgenommen. So gelangt das Mikroplastik auch wieder in unsere Nahrungskette. Schon heute kann Mikroplastik in einem jeden von uns nachgewiesen werden. In einer Studie wurde gesagt, dass jeder Deutsche pro Woche Mikroplastik in der Menge einer Kreditkarte zu sich nimmt. Das kann nicht gesund sein! Und vermüllen wir unsere Meere weiterhin in dem Ausmaß, wird das Leben in den Meeren darunter leiden oder vielleicht ganz erlöschen. Die Meere sind aber auch ein wesentlicher Sauerstoffproduzent. Ein Sterben der Meere würde katastrophale Folgen haben und das Leben der Menschen nachhaltig verändern. Nicht besser ist es mit unseren Böden bestellt, in denen noch viel mehr Plastik eingelagert ist.

Was könnte dafür getan werden, dass nicht mehr so viel Müll an den Straßen- und Wegrändern landet?
Meiner Ansicht nach müsste das Wegwerfen von Müll, auch wenn es nur kleine Mengen sind, unter empfindliche Strafe gestellt werden. Wenn ich erwischt werde und beispielsweise 500 Euro Bußgeld zahlen muss, überlege ich mir das beim nächsten Mal dreimal. In anderen Ländern wird das mit Erfolg praktiziert. Aufklärungsarbeit kommt leider oft nicht bei denen an, die es nötig haben. Außerdem sollten wir viel mehr auf Mehrwegverpackungen setzen und das Pfand deutlich anheben. Die Industrie muss überlegen, wo überall auf Plastik verzichtet werden kann und das konsequent umsetzen.
Planen Sie eine weitere Müllsammelaktion mit dem NABU, und können wir mit diesem Interview auf weitere Aktionen hinweisen?
Aufgrund der Pandemie ist es schwer vorauszusagen, wann die nächste Müllsammelaktion stattfinden kann. Wir beabsichtigen, uns auch in diesem Jahr am zweiten Septembersamstag am RhineCleanUp zu beteiligen. Wenn es möglich ist, werden wir rechtzeitig über die Aktion informieren und zum Mitmachen aufrufen. 100 Teilnehmer waren schon spitze. Wenn man jedoch bedenkt, dass Xanten über 20.000 Einwohner hat und heute viele Menschen der Meinung sind, dass Umwelt- und Klimaschutz wichtige Themen sind, sollten noch viel mehr Leute mitmachen. Anlass zur Hoffnung gibt mir, dass ich in der letzten Zeit auch andere Menschen gesehen habe, die Müll gesammelt haben. So war eine Familie nach dem letzten Rheinhochwasser im Winter am Rheinufer bei Xanten unterwegs und sammelte Müll aus dem Treibgut. Im Diersfordter Wald trafen wir vor wenigen Wochen einen Herrn, der ebenfalls Müll aufgesammelt hat. Wir können feststellen, dass unsere regelmäßigen Sammelaktionen zur Verbesserung der Lage beitragen. Es liegt punktuell nicht mehr so viel Unrat in der Landschaft.

Autor:

Hildegard van Hueuet aus Xanten

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