Zu Fuß nach Hause – Eine Feierabend-Wanderung – Jetzt noch mehr Bilder!

Von Essen-Steele bis nach Horst ist nur ein Spaziergang, ich will noch weiter bis nach Bochum.
24Bilder
  • Von Essen-Steele bis nach Horst ist nur ein Spaziergang, ich will noch weiter bis nach Bochum.
  • hochgeladen von Annette Schröder

Der Leinpfad zwischen Essen und Bochum lädt zum Spazieren ein

Auto und Fahrrad gleichzeitig in Reparatur – dann geh ich eben von der Arbeit zu Fuß nach Hause! Na gut, nicht den ganzen Weg, aber doch ein gutes Stück von Essen-Steele bis zur Kosterbrücke in Bochum, und zwar immer an der Ruhr entlang auf dem alten Leinpfad, der längst gut ausgebauter Fuß- und Radweg ist.

Das schöne Sommerwetter lädt definitiv zu einem Spaziergang nach Feierabend ein. Sonnencreme auftragen, Wandersandalen anziehen, den Rucksack mit Wasser und Apfelschorle auf den Rücken – und es kann losgehen. Die Ruhr liegt nur wenige Gehminuten von der Redaktion in Steele entfernt. Aber natürlich lasse ich es mir nicht nehmen, erst einmal in der Eisdiele einzukehren.
Dann geht es gleich über die Brücke über die Ruhr auf die Seite von Überruhr/Hinsel, wo eine Frau gerade die Karte vom Ruhrtal-Radweg auseinanderfaltet, um die weitere Radtour mit ihren Freundinnen zu planen. Ich schaue ihr über die Schulter, um einen Blick auf die Karte zu erhaschen. "Ich mach' das zu Fuß", erkläre ich den verdutzten Radfahrerinnen. "Na, da haben Sie aber noch gut zu tun!", sind sie sich einig.

Der Weg wird gut genutzt

Ruhig ist es hier eher nicht. Der Weg wird gut genutzt. Ich halte mich immer schön eng am Rand, damit die Radfahrer in beiden Richtungen an mir vorbeisausen können. Ich gehöre zu den wenigen, die zu Fuß unterwegs sind. Ein paar Jogger oder Walker gibt es auch. Aber wer nicht radelt, der tummelt sich eher auf oder sogar im Fluss. Ruderer trainieren auf der Ruhr, Erholungssuchende sind mit Kajak, Canadier oder Gummiboot unterwegs. Und an manchen Stellen wird auch gebadet – verboten, aber meist geduldet.
Mit der Sonne im Rücken erfreue ich mich an der Landschaft und folge dem Fluss, der an meiner Seite glitzert. Viele Pflanzen gibt es hier zu entdecken, gerade jetzt blüht hier alles. Sogar auf dem Wasser. Seerosen, vermute ich, aber mein botanisches Wissen ist nicht gerade der Rede wert.
Ich habe keinen genauen Plan, wie weit ich gehen will. Es gibt viele Möglichkeiten abzubrechen, die Ruhrseite zu wechseln und zum Beispiel mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück oder nach Hause zu fahren. Die erste ist die Brücke rüber nach Horst, neben der sich ein Campingplatz ans Ufer kuschelt. Aber das wäre ja kaum mehr als ein kleiner Spaziergang gewesen.

Weiter geht's zum Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen

Weiter geht's Richtung Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen, während am Südufer der Ruhr zwischen mir und Burgaltendorf ein großes Wassergewinnungsgebiet liegt. Nachdem ich das eindrucksvolle Wasserwerk Horst passiert habe, riecht es außer nach Wasser und Blüten plötzlich ganz stark nach – Heu! Das wird gerade per Maschine in handlichen Ballen eingebracht.
Ein Stück weiter rückt schon die blaue Brücke nach Dahlhausen ins Blickfeld, aber auch die lasse ich links liegen wie auch die nächste, die die Grenze nach Hattingen markiert. Wohl wissend, dass jetzt erst einmal für längere Zeit gar nichts kommt außer Wasser und Wiesen, wenn die Ruhr den tiefen Bogen nach Süden macht.
Das ist mir nur recht, möchte ich doch ein bisschen Eintauchen in die Landschaft. Doch mit der Ruhe ist es schnell vorbei. Dem Flussverlauf folgt bald auch eine Straße, und der Verkehrslärm übertönt hier und da das Plätschern und Rauschen der Ruhr.
Doch entschädigt wird man im weiteren Abschnitt zunächst einmal mit einem ganz kurzen Stück "echtem" ursprünglichen Leinpfad – von 1780 besagt das Schild – und dann geht die Ruhr-Schleife wieder gen Norden, hier ist es richtig beschaulich. Obwohl ich sicher war, die Strecke gut zu kennen, meist mit dem Fahrrad aus der Gegenrichtung kommend, bin ich überrascht, dass es mir so neu vorkommt, aber zu Fuß nimmt man doch mehr wahr. Entschleunigen. Mal stehen bleiben und den Kopf zur Sonne drehen.

Vieles kommt mir ganz neu vor

Und dann dringt ein Geräusch an mein Ohr, das ich schon lange nicht mehr gehört habe: Grillengezirpe. Das ist für mich die Verkörperung von Sommer und Urlaub. Bei uns sind sie selten geworden.
Wer sich mal für ein paar Minuten hinsetzen möchte, um die Ruhe zu genießen, sollte sich am besten Decke oder Kissen mitbringen, um sich ins Gras oder auf die Steine zu setzen, denn Bänke sind eher rar gesät beziehungsweise viele sind halb kaputt, morsch oder gleich komplett überwuchert.
Als es dann auf die Brücke am Hattinger Wehr über die Bochumer Straße zugeht, tun mir ganz ordentlich die Füße weh. Die Sandalen habe ich schon eine Weile nicht mehr für längere Strecken genutzt, Blasen haben sich unter den Fußballen gebildet. Aber irgendwie bin ich jetzt auch stur und will es, wenn schon nicht bis zum Kemnader See, doch wenigstens bis Bochum schaffen.
Also, auf zur nächsten Brücke. Das erste Stück hinter dem Campingplatz ist auch noch sehr schön in der bereits tief stehenden Sonne. Aber ich hatte ganz vergessen, dass dahinter ein ziemlich düsteres Stück kommt. Hier geht man praktisch durch den Wald. Von der Ruhr ist hier nichts zu sehen. Es ist schon gegen neun Uhr abends, die Lampen entgegenkommender Fahrräder blenden mich. Wäre ich doch in Hattingen einfach in die Bahn gestiegen. Hätte, wäre, könnte – jetzt muss ich da durch.
Aber hey, ich bin doch kein Weichei, wäre doch gelacht, wenn ich die paar Meter bis zur Busfahrt nach Hause nicht schaffen würde.

Dumm gelaufen. Nein: zu weit gegangen

Endlich wird die Landschaft wieder offener und die Kösterbrücke rückt ins Blickfeld. Leider kann ich auch den Bus schon über die Brücke fahren sehen. Den krieg' ich nicht mehr. An der Haltestelle muss ich feststellen, dass der nächste um dieses Zeit erst in eine knappen Stunde kommt. Dumm gelaufen. Nein, genau genommen: zu weit gegangen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.
Das nächste Mal halt besser planen. Obwohl: Gerade das war so schön. Einfach mal aufs Geratewohl losmarschieren. Das geht nach Feierabend nur im Sommer. 

INFO
- Der Leinpfad war ursprünglich ein Treidelpfad, um die Kohleschiffe auf der Ruhr mit Pferdekraft zu ziehen.
- Heute gehört der Leinpfad zum Ruhrtal-Radweg, der bis nach Duisburg geht.
- Die Wege sind gut ausgeschildert und meist asphaltiert und so nicht nur für Radler, sondern auch für Inline-Fahrer gut geeignet. 

Autor:

Annette Schröder aus Bochum

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

5 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.