Alte Fachwerkbalken erzählen Geschichte

Lars Friedrich mit besonders schönen Exemplaren alter Knaggen, also einem Stützbalken. Foto: Pielorz
  • Lars Friedrich mit besonders schönen Exemplaren alter Knaggen, also einem Stützbalken. Foto: Pielorz
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Am 23. April startet das Bügeleisenhaus am Haldenplatz in die neue Saison. Dann wird es auch eine neue Ausstellung geben, die das Bügeleisenhaus selbst in den Mittelpunkt rückt: „Fachwerk 1611. Bauen, Leben, Schützen“ wird sie heißen und viel Interessantes über Hattingens begehbares Denkmal bereit halten.

„Es ist das einzige Privathaus, welches in Hattingen für die Öffentlichkeit begehbar ist“, so Lars Friedrich, Vorsitzender des Heimatvereines Hattingen. „In der neuen Ausstellung wollen wir zeigen, wie das Bügeleisenhaus im Laufe seiner Geschichte ausgesehen hat. Es wird ein großes Modell geben, wir präsentieren bisher nicht gezeigte Fotos, zeigen, wie Fachwerksanierung funktioniert. Wir stellen Biographien der Bewohner des Bügeleisenhauses zusammen und wollen in einer Zusatzausstellung die Hattinger Hausbalken zeigen.“
Auf den ersten Blick gibt es gar nicht so viele alte Inschriften von Hausbalken. Am Bügeleisenhaus selbst steht ein vierzeiliger Spruch. Das allein ist schon ungewöhnlich, denn oft waren es nur ein oder zwei Zeilen. Hier jedoch steht über der Tür: Behüte mich, Herr, vor Fieber und Brand. Wilhelm Ellings Haus bin ich genannt. Alle, die mich kennen, denen gebe Gott, was sie mir gönnen. Anno 1611.“
Lars Friedrich übersetzt für den Unkundigen: „Mit Fieber und Brand sind natürlich Pest und Stadtbrand gemeint. Hausherr Wilhelm Elling hat dies so anbringen lassen. Als das Heimatmuseum noch im Alten Rathaus untergebracht war, haben wir im Durchgang mehrere alte Hausbalken gezeigt. Die Balken sind in der Regel zwischen einem und drei Metern lang und man weiß genau, zu welchem Haus sie gehörten. Der Heimatverein kann in der Zusatzausstellung heute rund vierzig Exemplare präsentieren.“

Hattinger können sich beteiligen

Allerdings hofft Lars Friedrich auch auf die Hattinger, die möglichweise selbst noch alte Balken besitzen oder aber sie in ein Möbelstück integriert haben. „So etwas macht sich auch gut in einer Bar. Vielleicht gibt es Fotos davon“, überlegt er. Der Heimatverein hat jedenfalls großes Interesse daran, die geplante Ausstellung mit diesen ganz persönlichen Gegenständen anzureichern.
„Im Mittelalter galt die Tür als verwundbarste Stelle am Haus und wurde entsprechend abgesichert. Man nutzte den Riegel an der Tür zur Verzierung mit einem Bibelspruch, als Hausherr wollte man den Reisenden etwas mit auf den Weg geben. Oft wurden auch Wappen und Symbole genutzt, denn zu der Zeit konnten viele Menschen noch nicht lesen. Später wanderte der Name des Hausherrn auf das Türschild. Manchmal gibt es heute ja auch besondere Türschilder, die mehr als nur den Namen des Bewohners präsentieren“, so Friedrich.
In der neuen Ausstellung wird es auch vier Modelle aus unterschiedlichen Zeiten des Bügeleisenhauses geben. „Es wäre schön, wenn wir von Hattingern noch alte Fotos und Geschichten bekommen würden. Hier suchen wir vor allem Exemplare aus den fünfzigern bis zu den siebziger Jahren.“
Mit einer dendrochronologischen Untersuchung der Balken, einer speziellen Datierungsmethode, will der Heimatverein übrigens den Anbau genau datieren lassen. Auch dadurch erhofft man sich eine Vervollständigung der Aufzeichnungen über Hattingens Wahrzeichen.
Natürlich wird es zu der Ausstellung ein interessantes Beiprogramm geben. Gemeinsam mit der Hattinger Sparkasse wird ein achtseitiger historischer Stadtführer aufgelegt, mit dessen Hilfe man eine Familienrallye durch die Hattinger Altstadt starten kann. Preise gibt es natürlich auch zu gewinnen. Außerdem gibt es Workshops für Grundschüler, die ebenfalls zusammen mit der Sparkasse und Reinhard Gäbel von der Kunstschule durchgeführt werden. Zusammen mit Hattingen Marketing wird der Heimatverein im Herbst auch auf dem Westfälischen Hansetag präsent sein.
Weitere Infos gibt es auch unter www.buegeleisenhaus.ruhr oder unter www.fachwerk1611.de. Kinder und Jugendliche haben übrigens auch in diesem Jahr freien Eintritt in Hattingens größtes Ausstellungsobjekt.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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