Schwein gehabt! "Haben Sie Ihr Portemonnaie verloren?"

An diesem schwülwarmen Donnerstag morgen hatte ich einen Termin in der Stadt. Es war einer dieser Tage, wo man sich am liebsten zu Hause einigeln würde, anstatt das Auto bei der Gewitterluft an der Fußgängerampel vorbei durch den Kreisverkehr zu quälen und in die genervten Gesichter der Passanten zu blicken. Schon nach den ersten Metern vom Parkplatz in Richtung City war ich schweißgebadet und so beschloss ich mir später noch etwas Gutes zu tun und kurz bei Kaufhof reinzuspringen. Typisch Frau, mögen Sie jetzt denken, aber so ein neues T-Shirt würde mir jetzt echt gut zu Gesicht stehen und meine Laune heben.

Zurück zu Hause sehe ich eine unbekannte Handynummer im Display. Nein, dazu fehlt mir jetzt die Zeit und die Lust zurückzurufen, denn ich höre die Arbeit schon nach mir rufen. Rasch ziehe ich mich um und will gerade die Haustür hinter mir zuziehen, als das Telefon erneut zu klingeln beginnt. Also gut, scheint ja wohl was wichtiges zu sein. "Schön guten Tag", meldet sich eine gut gelaunte Männerstimme am anderen Ende der Leitung. "Haben Sie Ihr Portemonnaie verloren?" Ich sehe es förmlich Fragezeichen um mich herum regnen, als ich ungläubig auf das Telefon starre. Wahrscheinlich habe ich sowas geistreiches wie "Ach ja, habe ich?" von mir gegeben, bevor ich auf die Idee komme, in meiner Tasche nachzusehen.

Und da fällt es mir wieder ein. Als ich vorhin das Shirt bezahlt habe, ließ sich die Geldbörse nur mit Mühe und Not in die übervolle Umhängetasche quetschen. Ich wollte daher mein lila Portemonnaie eigentlich sofort in die Hosentasche stecken, aber ... beim Wollen ist es geblieben. Also doch kein Elvis Eifel-Anruf vom Lokalradio, sondern - ein ehrlicher Finder! Wir vereinbaren, dass ich zur Stadt zurückfahre, wo er gerade arbeitet. Unterwegs durchfährt es mich siedend heiß - dieser nette Mensch hat einen dicken Finderlohn verdient! Schließlich brauche ich weder meine Karte sperren zu lassen noch muss ich einen neuen Ausweis beantragen. Und mein Bares ist auch gerettet. Aber wieviel Geld bietet man an? Oder soll ich eine Runde Eis für ihn und seinen Kollegen schmeißen?

Das orange Fahrzeug der Stadt fällt mir direkt ins Auge und ich gehe auf den sympathisch wirkenden jungen Mann davor zu. Er überreicht mir meine Geldbörse und ich sage ihm, dass ich gerne bereit bin, einen Finderlohn zu geben. Aber er lächelt nur und meint das wäre nicht nötig. Auch auf die Runde Eis, die ich ihm schmackhaft machen will, verzichtet er. Tja, was soll ich da noch sagen? Ich bedanke mich also ganz herzlich und denke, dass ich ihm zumindest einen Artikel hier auf lokalkompass widmen werde :-)

Foto von Peter Fenge / PIXELIO - http://www.pixelio.de
Text: Christiane Bienemann

Autor:

Christiane Bienemann aus Kleve

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