Lüner lieben ihre Persiluhr-Frau

So viele Lüner feierten ihre Persiluhr im November 1983. | Foto: Jürgens / Repro: Magalski
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  • So viele Lüner feierten ihre Persiluhr im November 1983.
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Sie ist ein Promi der besten Art. Nie Fehltritte, keine blöden Sprüche, eine blütenreine Weste. Mathilde, die Persiluhr-Frau. Einst gefeierter Star in Lünen, ist die gute alte Uhr in die Jahre gekommen. Doch bald soll sie wieder strahlen.

Wilhelm Jürgens und die schlanke Mathilde sind schon seit vielen Jahren Nachbarn. Beide verband lange Zeit eine Mission. Sauberkeit. Schon seit Generationen hatte die Familie Jürgens die Reinigung am Anfang der Innenstadt. "Seit 1865", weiß Wilhelm Jürgens. Die Persiluhr gab es da noch nicht. Die kam erst 1928 und endete später nach einer jahrelangen blütenreinen Karriere tragisch. Wilhelm Jürgens kann sich gut daran erinnern. Er war noch ein Schüler, die schlanke Mathilde in ihrem weißen Kleid stand mitten auf der Münsterstraße, auf der damals noch die Autos fuhren. "Eines Tages gab es einen Unfall", erzählt Jürgens. "Ein Tommy, ein Engländer, kam mit einem Laster von der Straße ab und fuhr in die Persiluhr." Totalschaden. Die Uhr hatte ausgetickt. Jahre später begannen die Planungen für die Lüner Fußgängerzone. Und Wilhelm Jürgens schrieb Henkel einen Brief, um die weiße Dame mit ihrer Uhr wieder nach Lünen zu holen, als "Identifikationsmerkmal" für die neue Bummelmeile.

Abordnung mit Bürgermeister zu Henkel

Aus der Henkelzentrale in Düsseldorf kam 1976 eine Absage.
Doch der Industriekonzern hatte nicht mit der Willenskraft der Lüner gerechnet. Die Kaufleute rund um die nun nicht mehr vorhandene Persiluhr, die sich "City-Partner Lünen" nannten, zogen an einem Strang. Eine Abordnung um Bürgermeister Harzer wurde zu Henkel geschickt. Es folgten viele Briefe und Gespräche. Mit Erfolg. Am 3. November 1983 um 11.13 Uhr hatten die Lüner ihre Persiluhr wieder. Ein Geschenk der Firma Henkel. Zur Eröffnung gab es ein großes Fest. "Die Lippebrücke war nicht mehr zu sehen, so viele waren gekommen", berichtet Wilhelm Jürgens. Das Schaufenster der Reinigung war zu Ehren der schlanken Mathilde dekoriert. Jürgens hatte einer Schaufensterpuppe stilecht weißen Hut und Kleid angezogen, ein Goldschmied prägte eine "Persiluhr-Münze". 5.000 Berliner verspeisten die Lüner bei der Feier in der neuen Fußgängerzone, die fast zeitgleich eröffnet wurde. 1997 wurde zum letzten Mal an der Uhr ein Fest gefeiert. Die Lüner und ihre Persiluhr, es war schon immer eine besondere Liebe. Jürgens findet es deshalb schade, dass die feine Dame im Laufe der Jahre gelitten hat. Manchmal tickt sie nicht ganz richtig, dann leidet wieder ihr Leuchten. Jürgens: "Mal geht die Uhr falsch, die Beleuchtung ist aktuell ausgefallen." Doch in den nächsten Tagen soll ein Team im Auftrag der Stadt die weiße Frau "verarzten". "Wir kümmern uns darum", verspricht Stadtsprecherin Simone Kötter. Damit man auch in vielen Jahren in Lünen noch sagen kann: Wo treffen wir uns? Na klar, an der Persiluhr.

Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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