Achtung Satire: Das böse Märchen von Ulf Hoenetz

Trainer Holger Flossbach kommentiert jede Woche exklusiv im Stadtspiegel und auf Lokalkompass den großen Fußball.
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Wir schreiben das Jahr 2020. Die Fußballstadien sind verwahrlost. Bundesligaspiele gehören der Vergangenheit an. Es gibt nur noch Regierungsbezirksmeisterschaften und Gaupokalspiele.

Schuld daran hat ganz alleine ein Herr Ulf Hoenetz aus Süddeutschland. Seine Betrügereien um die Jahrtausendwende haben aus der schönsten Nebensache der Welt ein politisches Erdbeben gemacht. Der sogenannte „Bundesligaskandal“ aus den 70´er Jahren mutiert gegen die verbrecherische Machenschaft der Causa Ulf Hoenetz und seinem Club CV Bavaria zum Murmelspiel.

Strich durch die Steuerrechnung

Aber der Reihe nach. Ulf H. wurde in 2013 festgenommen. Trotz seiner herausragenden Verbindungen, die sich nachweislich in den Jahren zuvor, um ihren Vorzeigemann kümmerten und an Vertuschungen nachweislich beteiligt waren, konnte man seine Inhaftierung nicht verhindern. Jupp Flatter aus Genf versuchte noch eine Amnestie in der Schweiz zu erreichen, aber das uneinsichtige Gewissen von Ulf H. machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Bis zuletzt leidet der an Realitätsverlust und damit verbunden ist auch die Uneinsichtigkeit seiner Straftaten. Als in 2013 seine Steuerbetrügereien aufgedeckt wurden ahnte noch niemand, dass das nur die Spitze eines Eisbergs, bzw. der ganzen Antarktis war.

Zum Glück haben findige und ehrliche Journalisten gebohrt und nicht locker gelassen. Das was sie aufgedeckt haben, das übertraf alle bisherigen Betrügereien und verbrecherische Machenschaften und sorgte für einen länderübergreifenden Korruptionsskandal, der seinesgleichen sucht.

Nicht zuletzt die Abspaltung des Bundeslandes Bayern in die Eigenständigkeit dokumentiert das Ausmaß des Verbrechens.

Der mittlerweile zu Kult gewordene Film, „ das Schweigen der Renner“ von Produzent Willi Hemke und Regisseur Christoph Pflaum deckt schonungslos auf was man nicht für möglich gehalten hat.

Im Jahre 1952 kam Ulf H. in Ulm zur Welt. Seine Eltern betrieben eine gutgehende Fleischerei. Der Umgang mit scharfem Gerät war ihm bekannt und auch das Töten der Tiere zum Verdienen war ihm vertraut. Schon in der Schule bewies er ein außerordentliches Talent und kaufte sich seine Abiturnote 2,4 beim Lehrer Schloppner mit eineinhalb Schweinehälften. Wenig Kreativität bewies er bei seiner Ausmusterung und dem Verweigern des Wehrdienstes. Das Helmtragen bereite ihm Kopf- und Knieschmerzen. Das kostete sechs Sauen beim Hauptmann Handweg aus Neu-Ulm.

Jetzt wird gezockt

Ursprünglich wollte H. Betriebswirtschaftslehre studieren. Professor Herrlicher konnte auch mit zweiundzwanzig Sauen und vier Bullen nicht überzeugt werden. So entschloss er sich zu einem Lehramtsstudium in Anglistik und Geschichte. Dieses brach er jedoch nach zwei Semestern ab. Die Noten waren auch mit Sauen, Bullen und Pferden nicht einzuholen. Es folgte eine Spielerkarriere und danach seine unnachahmliche Managerkarriere beim CV Bavaria. Im Film von Hemke und Pflaum wird dieser Bereich sehr seriös betrachtet. H´s. Persönlichkeitsveränderung wird dort mit einem Trauma in Verbindung gebracht was man nahezu als fußballerische Tragödie bezeichnen kann. Im Jahre 1999 verlor der CVB im Länderpokalendspiel in den Schlussminuten gegen eine angelsächsische Truppe und ein ganzer Staat trauerte. Das war der Startschuss von Mister H., der sich auftat um solche Ungerechtigkeiten selbst zu bestimmen. Er besorgte sich Geld von einem dubiosen Geschäftsmann und deponierte das Geld in der Schweiz. Jetzt wurde gezockt und zwar nicht an der Börse sondern im Fußballtagesgeschäft. Gutes Geld war nur international zu verdienen. Nationale Titel sollten Selbstverständlichkeit werden. Im Jahre 2001 stand der CVB kurz vor dem Scheitern der nationalen Meisterschaft. Ein kurzer Anruf genügte und der damalige DFFB-Präsident Gerard Mahler-Nachfelder positionierte seinen Spezi Marco Merg als Schiedsrichter beim letzten Saisonspiel in Hamburg. Merg macht’s möglich, pfiff einen umstrittenen Freistoß und der CVB jubelte. Durch diesen (un)erwarteten Erfolg sprudelte die Kasse in der Schweiz. Hier, so zeigt der Film, entwickelte sich der Drang zum Größenwahn.

Cleverle aus München

Ein neues Stadion, Superstars, renommierte Trainer und öffentliche Auftritte mit Denunziationen und Provokationen waren an der Tagesordnung. Das Stadion sollte, wie es der Größenwahn nun mal so hergibt, alles bisher Gebaute in den Schatten stellen. Eine hochmoderne Arena mit tollen Lichteffekten schaut uns von der Autobahn 99 im Münchner Kreisel an. Das Cleverle baute das Schmuckstück mit dem Konkurrenzverein STV München. In Absprache mit seinen guten Beziehungen in die Politik machte man den STV keine zwei Jahre später den Garaus und so war der CVB der alleinige Eigentümer der Arena.

In München entstand mit viel finanzieller Mithilfe ein Haus –und Hofsender Sport1. Hier wird der CVB Tagebuchmäßig Tag für Tag betreut und unbezwingbar präsentiert.

Beim Bezahlsender „hell“ wurde von H., mit Marc Riff, ein Reporter installiert, der den CVB über alle Maßen bevorteilt und jegliche Fairness vermissen lässt.

Spieler, die nicht wechselwillig waren wurden geschmiert. Nicht nur die Spieler selbst sondern auch das Umfeld wie die Eltern oder Freunde.

Im Fall Bastian Kahl war es wie folgt, so beschreibt der Film. Kahl wollte aus Eintracht Freiburg zum CVB. Er bekam eine steuerfreie Finanzspritze i H. v. 25 Millionen. Kahls Anwalt riet ihm ab. Das Geld war nicht sauber. Nach seiner Absage gab es unzählige Anrufe und Textnachrichten, so wird Kahl zitiert, die am Ende in Beschimpfungen gipfelten.

Der Fall Neuer

Der Fall Emanuel Neuner. Dieser Spieler war mit seinem Verein 1.FC Gelsenkirchen tief verwurzelt. Doch der Druck auf Neuner war enorm. Seine Mutter wurde finanziell aufgepäppelt, die Freundin mehr oder minder einer Gehirnwäsche unterzogen und auf Neuner selbst ein psychischer Druck aufgebaut.

Robery, der französische Nationalspieler beim CVB beispielsweise, wurde, so der Film, zur Vertragsverlängerung erpresst. Seine Affäre, bzw. Affären mit Prostituierten waren lanciert von H.

Den CVB-Spieler Bruno wollte man loswerden. Aber wie. Man kannte seine Neigung zum Alkohol und der Rest ist bekannt.

Jede Bankbewegung hat eine eigene Geschichte.

Es gab aber auch ehrliche Haudegen im Umfeld von H. Nur hatten die keine lange Überlebenszeit. Mogath, van Gool oder Klansmann waren schneller weg als man dachte.

Das sind nur wenige Details die den Film-Ausdruck: „das ist das bayrische Glück“ in ein ganz anderes Licht rückt.

Ganz am Ende des Films kann man spüren, dass an der Aufdeckung des Verbrechens Franz-Josef Fatzke und Rolli Ossheuer von den unmittelbaren Konkurrenzvereinen beteiligt waren. Die beiden Gegenspieler wollten den erpresserischen Umgang mit den eigenen Spielern Kötze und Drexler, und den damit verbundenen Vereinswechsel, verhindern.

Der Film „das Schweigen der Renner“ ist ein absolutes Muss.

Autor:

Lokalkompass Marl aus Marl

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