Hochschule Ruhr West macht Abstriche

v.l.: Daniela Stark, Lea Tatje, Jana Wiedemeier, Martin Quarg (DKMS) | Foto: PR-Foto Köhring/TR
  • v.l.: Daniela Stark, Lea Tatje, Jana Wiedemeier, Martin Quarg (DKMS)
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Alle 15 Minuten erhält in Deutschland ein Mensch die Diagnose Blutkrebs. Viele Patienten können nur durch eine Stammzelltransplantation überleben. Über sechs Millionen potenzielle Stammzellspender sind bereits bei der DKMS registriert, doch noch immer findet jeder siebte Patient keinen passenden Spender. Um die Anzahl registrierter Spender und damit die Überlebenschancen für Patienten zu erhöhen, war Martin Quarg von der DKMS Ende Juni auf dem Campus der Hochschule Ruhr West zu Gast.

Schon vor eineinhalb Jahren hatte der allgemeine Studierendenausschuss der Hochschule die Idee, einen Aktionstag zur Registrierung neuer potenzieller Stammzellspender zu organisieren. „Wir wollten gerne etwas für die Allgemeinheit tun und zeigen, dass wir mehr als nur Partys können“, so Daniela Stark vom allgemeinen Studierendenausschuss und selber seit fünf Jahren in der Spenderdatei. „Wir möchten gerne Menschen auf der ganzen Welt helfen“. Doch damals hatte man in dem vorläufigen Campus-Container an der Dümptener Straße nicht den nötigen Platz zur Verfügung. Auch der anstehende Umzug an die Duisburger Straße machte eine Umsetzung schwierig.

Doch mit der Campuseröffnung im Juni stand der Aktionstag wieder mit ganz oben auf der Planung. Neben der Organisation von Raum und Helfern, stand der Studierendenausschuss im ständigen Kontakt zur DKMS. Mit Hilfe eines Leitfadens konnte der Aktionstag so innerhalb von sieben Wochen umgesetzt werden. Dabei wurden auch Flyer und Poster angefertigt, um auf die Aktion aufmerksam zu machen.

Werbung brachte Erfolg

Insgesamt ließen sich an dem Tag 112 neue Spender in die DKMS aufnehmen. Die meisten waren Studenten, aber auch Mitarbeiter der Hochschule kamen zur Registrierung.

Vor Ort hat das Team um Martin Quarg die potenziellen Spender über alles Wichtige informiert und die Wangenabstriche koordiniert, die anschließend im Labor auf die Gewebemerkmale hin untersucht werden. Dazu werden zwei Wattestäbchen eine Minute lang auf jeweils einer Wangeninnenseite gerieben um Schleimhautzellen aufzunehmen. Auch die persönlichen Daten der potenziellen Spender werden in einer Einverständniserklärung schriftlich erfasst. Im Grunde kann jeder zwischen 17 und 55 Jahren Stammzellen spenden. Wichtig dabei ist, dass der Spender mehr als 50 Kilo wiegt, einen Body-Mass-Index von 40 nicht überschreitet und körperlich gesund ist.

Von der Registrierung zur Spende

Nach der Registrierung werden die Proben in das „DKMS Life Science Lab“ nach Dresden geschickt. Dort werden die Proben mittels einer hochmodernen und einzigartigen Sequenzierungstechnik, dem „Next Generation Sequencing“, analysiert. Ob man nun tatsächlich als Spender für jemanden geeignet ist, ist abhängig von der Übereinstimmung bestimmter Gewebemerkmale zwischen Patient und Spender. Derzeit sind mehr als 14.000 unterschiedliche Gewerbemerkmale bekannt, die in Abermillionen Kombinationen auftreten. Daher sei eine nahezu 100-prozentige Übereinstimmung laut Martin Quarg eher selten zu finden.

Stimmen die für eine erfolgreiche Transplantation bedeutsamen Merkmale jedoch überein, wird der Spender von der DKMS benachrichtigt. Nun geht es zur Blutabnahme für die Bestätigungstypisierung zum Hausarzt. Die Proben werden von dort an das Labor geschickt, wo die Gewebemerkmale erneut bestimmt und mit denen des Patenten abgeglichen werden. Wird die Eignung des Spenders bestätigt, findet ein ausführliches Informationsgespräch und eine gründliche Voruntersuchung in der Entnahmeklinik statt. Nun steht der Stammzellspende nichts mehr im Wege – das endgültige Einverständnis des Spenders vorausgesetzt. Ab diesem Zeitpunkt wird der Patient dann mit Hochdosischemotherapie auf die Transplantation vorbereitet. Es gibt zwei Verfahren wie man Stammzellen entnehmen kann. In 80 Prozent der Fälle werden die Stammzellen aus dem fließenden Blut entnommen, ähnlich wie bei einer Blutplasmaspende. Im Vorfeld wird dem Spender der Wachstumsfaktor G-CSF verabreicht und es können grippeähnliche Symptome auftreten. Langzeitnebenwirkungen sind nach dem heutigen Forschungsstand nicht bekannt. Bei 20 Prozent aller Spenden wird unter Vollnarkose Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen. „Das Risiko beschränkt sich im Wesentlichen auf das allgemeine Narkoserisiko. Gelegentlich kann ein lokaler Wundschmerz entstehen, ähnlich dem einer Prellung“, erklärt Martin Quarg.“ Ein Risiko, dass die 20-Jährige HRW-Studentin Jana Wiedemeier vor einem Jahr nicht von einer Stammzellenspende abgehalten hat. Die in Rheinberg geborene und in Moers wohnende Studentin ist bereits seit zwei Jahren in der DKMS registriert. „Als ich dann erfahren hab, dass ich als Spenderin für einen Kanadier geeignet bin, habe ich sofort gehandelt“, erzählt sie glücklich. „Ich finde es toll, jemandem das Leben gerettet zu haben.“

Als die DKMS vor 25 Jahren in Tübingen gegründet wurde, gab es deutschlandweit nur 3.000 Spender. Schon im ersten Jahr ist die Zahl auf 68.000 Spender gestiegen. Heute sind es sogar schon über sechs Millionen Spender weltweit. Wer sich ebenfalls registrieren lassen möchte, kann das auch bequem von zu Hause aus. Unter www.dkms.de können sich gesunde Menschen zwischen 17 und 55 Jahren das Wattestäbchen-Set mit Anleitung bestellen.

Finanzielle Spende

Aber nicht nur Stammzellspender sind gesucht, sondern auch finanzielle Unterstützung. Denn als gemeinnützige Gesellschaft ist die DKMS bei der Spenderneugewinnung allein auf Spendengelder angewiesen. „Für alle die nicht Knochenmark spenden dürfen oder wollen, wurde auch ein Spendenkonto eingerichtet“, so Daniela Stark. So kann die Auswertung der Proben finanziert werden. Früher hat die Auswertung noch 600 Mark gekostet. Heute sind es dank des technologischen Fortschritts des DKMS-Labors nur noch 40 Euro.

DKMS-Spendenkonto
IBAN: DE94 6415 0020 0005 5585 88
BIC: SOLADES1TUB
Verwendungszweck: HSL 198

Autor:

Fabian Kloster aus Mülheim an der Ruhr

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